Premiere: Bruchlandung für den Spatz

Die Uraufführung von Juliane Kanns „Piaf“-Stück am Schauspielhaus überzeugt nur durch die mitreißenden Darsteller.

Düsseldorf. Lässt sich im Mythos Piaf noch eine reale Existenz ausmachen? Am Schauspielhaus hat sich nun Jungautorin Juliane Kann, Teilnehmerin des letzten Autorenlabors, an einem Stück über Edith Piaf versucht.

Doch was sie unter dem Titel "Piaf. Keine Tränen" ablieferte, kommt über einen szenischen Torso kaum hinaus. In schlichter historischer Reihung werden Begegnungen der Piaf mit Managern, ihrer Komponistin, Sekretärin und ihren Liebhabern gezeigt, ohne dass die Szenen oder Figuren dramatische Triftigkeit entwickeln.

Chansons kommen im Text kaum vor (auf der Bühne schon), dafür ausufernde Passagen über die Schwierigkeit, sich der Piaf zu nähern. DramatikerInnen haben es nicht leicht. So blieb es der Bühne überlassen, zu retten, was zu retten war.

Dabei gebührt vor allem den Darstellern Respekt, allen voran Susanne Tremper in der Titelrolle. Mit blauem Rock und weißer Baskenmütze sieht sie zunächst nach Austauschschülerin aus. Doch wie sie ihrem Manager das kleine Mädchen vorspielt, polternd loslacht, lauthals "Scheiße" brüllt, das lässt immerhin etwas ahnen von der Figur. Auch wenn dieser Spatz eher aus Berlin, als aus Paris kommt.

Ergreifend dann die zärtliche Liebesszene mit dem Boxer Marcel Cerdan an der Rampe oder die wütende Eifersucht angesichts des Erfolgs von Yves Montand.

Erst wenn Susanne Tremper Chansons wie "Sous le ciel de Paris", "Mon Dieu" oder "L’Accordéoniste" als Halbplayback (Musikalische Einrichtung: Henning Brand) singt, kommt das Piaf-Feeling wirklich über die Rampe. Breitbeinig steht sie im kleinen Schwarzen da, die Hände ausgestreckt und schmettert, was die Stimmbänder hergeben.

Auf der Showbühne des Kleinen Hauses (Ausstattung: Claudia Kalinski) arrangiert Regisseurin Daniela Löffner mit exponierten Perücken- und Kostümwechseln eher witzelnd als inspiriert diesen Personenreigen. Christoph Müller, Denis und Nadine Geyersbach sowie Milian Zerzawy teilen sich in die restlichen 26 Figuren, die jedoch bei aller Komik und gelegentlicher Prägnanz kaum über szenische Episodik hinauskommen.

Am Ende ist der Abend 45 Minuten kürzer, als angekündigt, musste sich Susanne Tremper mühsam einen Einzelapplaus ertrotzen, verbeugte sich Nadine Geyersbach irgendwann gar nicht mehr - all das lässt ahnen, dass bei dieser Produktion der Haussegen gründlich schief hing. Den Darstellern sei Dank wurde daraus kein Fiasko.

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