Interview: Bei Sabine Meyer liegt die Musik in den Genen

Sabine Meyer gehört zu den renommiertesten Klarinettisten. Das Talent hat sie von ihrem Vater und Großvater geerbt.

Düsseldorf. Deutschlands "First Lady der Klarinette" besticht neben ihrem brillanten Spiel vor allem durch ihre Natürlichkeit: Locker und unkompliziert präsentiert sich Sabine Meyer im Interview, immer wieder huscht ein Lächeln über ihr Gesicht, aus dem sich häufig ein herzliches Lachen entwickelt. Am Donnerstag um 20 Uhr spielt sie im Schumann Saal mit dem Ensemble Collage.

WZ: Frau Meyer, wer über die Konzertprogramme hinaus Ihre CD-Aufnahmen durchstöbert, hat den Eindruck, als hätte es einer Sabine Meyer bedurft, um all diese bis dahin längst vergessenen Stücke wieder ins Rampenlicht zu holen. Sind Sie so neugierig?

Sabine Meyer: Ich bin keine, die Stücke ausgräbt und unbedingt unbekannte Sachen spielen will, die keiner kennt. Aber diese Werke besitzen wir nun mal, und immer mehr Veranstalter kommen auch auf mich zu und fragen, ob ich nicht noch etwas Neues im Repertoire habe - und sind dann auch durchaus bereit, solch ein Experiment einzugehen.

Liegt das Klarinettenspiel in Ihrer Familie eigentlich in den Genen? Immerhin war Ihr Großvater ebenso Klarinettist wie Ihr Vater, und auch Ihr Bruder spielt dieses Instrument - oder bleibt einem da gar keine andere Wahl?

Meyer: Ich habe nie überlegt: Was werde ich mal in meinem Leben machen? Das war für mich immer klar: Ich wollte Musik machen. Und mit elf Jahren stand für mich fest, dass auch ich Klarinettistin werden wollte.

Auch in Ihrer Ehe scheint sich alles um die Klarinette zu drehen: Nicht nur, dass Ihr Ehemann Reiner Wehle das Instrument spielt, Sie musizieren gemeinsam im Trio di Clarone. Kommt es da auch mal zu einem musikalischen Ehe-Streit, oder sind Sie sich immer einig?

Meyer: Nein, gar nicht! Doch wenn wir diskutieren, so geschieht dies im positiven Sinne. Etwa wenn ich unbekannte neue Werke einstudiere, dass ich dann sage: Hör’ dir das mal an, was sagst du dazu - und wir uns dann über das Stück und die Interpretation auseinandersetzen. Eine Konkurrenz hat es da bei uns nie gegeben, sondern wir haben uns immer mit dem anderen zusammen wohl gefühlt und gesagt: Wir arbeiten zusammen, bereiten gemeinsam neue Programme vor und haben auch das Ensemble zusammen aufgebaut.

Haben sich all Ihre vielfältigen musikalischen Aktivitäten eigentlich immer problemlos mit Kindern und Familienleben vereinbaren lassen?

Meyer (lacht): Mit so einem patenten Ehemann wie Reiner schafft man das schon... Im Ernst: Ohne ihn wäre das nicht gegangen. Denn gerade als Alma und Simon noch klein waren, war es uns sehr wichtig, dass zumindest einer von uns beiden immer da war. Wenn man Kinder haben möchte, muss man auch ein paar Abstriche machen in seinem Leben, muss dann eben auch Zeit für sie haben - und etwas investieren. So spiele ich heute viel weniger Konzerte als früher, statt wie einst 120 sind es inzwischen nur noch rund 70Konzerte im Jahr. Da hat auch mein Mann den Daumen drauf, der irgendwann gesagt hat: Jetzt ist Schluss - eine gestresste und genervte Mutter zuhause bringt keinem etwas.

Ein Stress, der ganz sicher auch aus Ihrer Popularität als "First Lady der Klarinette" herrührt?

Meyer: Natürlich kennt man in Deutschland, Europa und auch darüber hinaus meinen Namen - von der Publicity, die ich damals in Berlin hatte. Dabei spielen mein Bruder oder mein Mann garantiert nicht schlechter Klarinette als ich.

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