Düsseldorfer Forscher suchen das Raucher-Gen

Die Ursachen der Nikotinsucht sind wenig erforscht, das soll sich bald ändern.

Düsseldorf. Was mit Rauchern über kurz oder lang passiert, ist hinlänglich bekannt - nicht erst, seit schwarzgerahmte Warnungen auf Zigarettenschachteln pappen: "Rauchen kann tödlich sein" oder "Rauchen verursacht tödlichen Lungenkrebs". Warum Menschen zu Glimmstängeln greifen, ist dort allerdings nicht zu lesen. Kein Wunder: "Die Ursachen der Nikotinsucht sind längst noch nicht vollständig bekannt", sagt Prof. Dr. Georg Winterer von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie.

Winterer und seine Düsseldorfer Kollegen koordinieren ein Forschungsprojekt, das sich die Deutsche Forschungsgemeinschaft in den kommenden sechs Jahren zehn Millionen Euro kosten lässt: "Nikotin: Molekulare und physiologische Mechanismen im zentralen Nervensystem" heißt das Schwerpunktprogramm, an dem Wissenschaftler aus Deutschland und der Schweiz beteiligt sind. Keine psychologische Forschung wurde in den vergangenen zehn Jahren mit mehr Geld gefördert.

Wie so häufig, glauben die Wissenschaftler, den Schlüssel zur Nikotinabhängigkeit in den menschlichen Genen zu finden. "Zigarettensucht ist etwa zur Hälfte erblich bedingt", sagt Winterer. Sprich: Je näher der Verwandschaftsgrad zu einem Raucher, desto höher die Chance, ebenfalls zur Kippe zu greifen. Das allein erklärt den Hang zum blauen Dunst allerdings nicht. "Es ist auch eine Frage des persönlichen Lebensstils. Umweltfaktoren sowie mehr oder weniger stark ausgeprägte psychische Probleme wie Stressunfähigkeit, Depressivität oder Aufmerksamkeitsstörungen kommen ebenfalls als Auslöser in Frage.

In Düsseldorf untersuchen Winterer und sein Team den Einfluss von Nikotin auf die Aufmerksamkeit. "Es ist bekannt, dass Nikotin sie steigert", sagt der Wissenschaftler. "Wir vermuten, dass Raucher Nikotin zur Selbstmedikation von Aufmerksamkeitsdefiziten einsetzen und so die Abhängigkeit aufrecht erhalten."

Ob die Studie unmittelbar zur Entwicklung von Medikamenten zur Rauchentwöhnung führt, ist fraglich (Winterer: "Dafür reichen die Mittel wohl nicht aus"). Möglicherweise entwickelten sich daraus aber neue Behandlungskonzepte.

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