Generationenwechsel Die nächste Bäcker-Generation ist weiblich

Düsseldorf · Sophie Hinkel, Laura Westerhorstmann und Caroline Puppe stehen bereit, um in den kommenden Jahren den elterlichen Betrieb zu übernehmen.

 Laura Westerhorstmann (v.l.), Sophie Hinkel und Caroline Puppe sind Freundinnen. Wenn alles nach Plan läuft, dann übernehmen sie in den elterlichen Betrieben in den kommenden Jahren den Chefsessel.

Laura Westerhorstmann (v.l.), Sophie Hinkel und Caroline Puppe sind Freundinnen. Wenn alles nach Plan läuft, dann übernehmen sie in den elterlichen Betrieben in den kommenden Jahren den Chefsessel.

Foto: Andreas Krüger

Auf den ersten Blick sieht man es Laura Westerhorstmann (23 Jahre), Caroline Puppe (25) und Sophie Hinkel (23) nicht an. Doch sie haben viele Gemeinsamkeiten. Die Drei sind fast im selben Alter, sind Töchter von familiengeführten Bäckereien in der Stadt und sie stehen alle in den Startlöchern, um in den kommenden Jahren die Geschäfte von ihren Vätern zu übernehmen: Laura die Stadtbäckerei mit etwa 180 Mitarbeitern, Caroline die Bäckerei Puppe mit etwa 150 Mitarbeitern und Sophie die Bäckerei Hinkel mit etwa 100 Mitarbeitern.

Sophie Hinkel hat ihre ersten Schritte im Unternehmen mit 14 Jahren gemacht. „Ich habe so gerne gebacken. Am liebsten Kuchen und Hochzeitstorten. Und außerdem habe ich dabei immer meinen Papa gesehen.“ Frühes Aufstehen mache ihr nichts aus. „Ab fünf oder 6 Uhr geht das. Aber bei unseren Bäckern im Tagesgeschäft sieht das anders aus. Die müssen noch viel früher ran.“ Da sie aber genau wie ihr Vater Josef an einer Mehl-Allergie leidet, hat sie mit dem Brotbacken nicht viel zu tun. Nach der Ausbildung im eigenen Betrieb studierte sich an der International Business Universität Maastricht. In die Entscheidungsprozesse innerhalb der Firma ist sie schon seit langem mit eingebunden. „Ich habe schon meine eigene Meinung. Und wenn sie mit Papas Meinung übereinstimmt, dann wird es auch gemacht, denn natürlich hat er noch das letzte Wort“, sagt Sophie lachend.

Sophie Hinkel ist für die sozialen Medien verantwortlich

Sie ist vor allem für den Auftritt in den sozialen Medien verantwortlich. „So etwas gab es ja früher noch nicht und wurde bei uns auch über lange Zeit vernachlässigt.“ Von den 100 Mitarbeitern haben etwa 50 Prozent einen Migrationshintergrund. „Das klappt hervorragend und darauf sind wir sehr stolz. Uns ist es auch wichtig, unser Handwerk zu zeigen und wer dahinter steckt. Wir leben auch von der emotionalen Bindung zu unseren Kunden.“ Wichtig sei ihr, nicht nur zu verwalten oder alles so zu lassen wie es ist. Sie möchte auch neue Ideen einbringen. „Zum Leidwesen meiner Mutter bin ich meinem Vater sehr ähnlich. Aber ich bin nicht stur, ich schaue immer nach links und nach rechts.“

Noch früher als Sophie hat sich Laura Westerhorstmann im Geschäft nützlich gemacht. „Ich habe schon mit zehn Jahren die ersten Croissants für den Verkauf produziert. Mir hat das damals schon unglaublich viel Spaß gemacht.“ Die 23-Jährige studiert in Abendschule Wirtschaftspsychologie ist seit 2018 für den Personalbereich verantwortlich. „Ich wusste schon immer, dass das mein Ding ist. Ich habe eine Ausbildung bei einer Bank angefangen. Aber die habe ich nach einem Jahr geschmissen, weil ich unsere Mitarbeiter so vermisst habe.“

Gerade beim Thema Personalgewinnung ist Laura Westerhorstmann in ihrem Element. „Es ist sehr schwer, heutzutage an qualifiziertes Personal zu kommen. Oft geht das über Mund-zu-Mund-Propaganda oder es bewerben sich Freunde und Bekannte von unseren Mitarbeitern bei uns. Oft wechseln die Leute aber auch untereinander. So bewerben sich oft auch Mitarbeiter von Puppe oder Hinkel bei uns. Genauso wechseln unsere Mitarbeiter zu diesen Firmen. Damit haben wir aber auch kein Problem. Im Gegenteil, wir treffen uns regelmäßig und tauschen uns aus.“

Manchmal ist einfach nur der Wohnort für die Wahl des Arbeitsplatzes entscheidend. Die Stadtbäckerei hat ihre Filialen im Süden, während Puppe mehr auf der anderen Rheinseite aktiv ist. „Von daher kommen wir uns sonst gar nicht in die Quere.“ Manchmal wollen die Leute auch nur eine andere Tätigkeit ausüben, denn das Angebot der Bäckereien ist doch sehr unterschiedlich. Bei Hinkel gibt es zum Beispiel überhaupt keinen Snackbereich und man kann dort auch keinen Kaffee trinken. Dieses Geschäft macht bei den beiden anderen Betrieben einen Großteil des Umsatzes aus. Im Durchschnitt 30 bis 35 Prozent. „An einigen Standorten sogar bis zu 60 Prozent. Die Bäckerei Hinkel ist wahrscheinlich die einzige Bäckerei in Deutschland, die nur vom Brotverkauf leben kann,“ sagt Laura Westerhorstmann.

„Ich wollte eigentlich nur mein Taschengeld aufbessern“, beschreibt Caroline Puppe ihre ersten Schritte im Unternehmen. In der dritten Generation. Da war sie 15 Jahre alt und bis zum Abitur hat sie immer nebenbei in Vaters Backstube geholfen. Ihre Ausbildung hat sie übrigens bei der Bäckerei Hinkel gemacht. Das anschließende Studium aber abgebrochen. „Das war nicht so mein Ding, arbeiten macht mir mehr Spaß.“ Das war im April und seitdem arbeitet sie im Büro, besucht aber ab dem kommenden Jahr die Meisterschule fürs Bäckerhandwerk. „Das wird eine harte Zeit, denn nachts um 1 Uhr geht es los. Man hat zwar dann um 9.30 Uhr Feierabend, aber mein ganzes Leben möchte ich das nicht machen. Schließlich habe ich noch einen Freund, den ich auch sehen möchte.“ Geschlafen wird dann nach der Arbeit bis gegen 17 Uhr.

Auf der Meisterschule lernt sie dann auch die nötigen betriebswirtschaftlichen Dinge und macht zudem einen Ausbildungsschein. Ihre Hauptaufgabe sieht sie darin, die verschiedenen Abteilungen in der Firma besser miteinander zu verknüpfen. „Und der Bereich Soziale Medien liegt bei uns noch ziemlich brach. Das werde ich ändern.“

Ideen haben die jungen Frauen eine Menge. Und irgendwann wird auch die Zeit kommen, in der sie allein verantwortlich für die vielen Mitarbeiter sind. „Mein Vater spricht davon, dass er in fünf Jahren mehr Urlaub machen möchte, dabei ist er gar nicht der Typ dafür“, meint Caroline Puppe. „Ich glaube sowieso, dass wir drei alle irgendwann die alleinige Verantwortung tragen, ohne dass wir das so richtig gemerkt haben“, sagt Laura Westerhorstmann.

Sorgen um die Zukunft macht sich niemand. „Wir ticken alle irgendwie genauso wie unsere Eltern und werden das Geschäft sicherlich auch in ihrem Sinne weiterführen“, ist sich Sophie Hinkel sicher.

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