Nach Rodungsstopp RWE will Förderung in Hambach drosseln - Auswirkungen auf Stromproduktion

Essen · Wie geht es weiter am Braunkohletagebau Hambach? Trotz des Rodungsstopps im angrenzenden Wald will RWE weiter fördern. Aber deutlich weniger als bisher geplant. Das hat Folgen für die Stromproduktion.

Braunkohlebagger am Rande des Hambacher Forstes. Das RWE Kraftwerk Weisweiler dampft im Hintergrund.

Braunkohlebagger am Rande des Hambacher Forstes. Das RWE Kraftwerk Weisweiler dampft im Hintergrund.

Foto: dpa/Oliver Berg

Nach dem vorläufigen Rodungsstopp im Braunkohlegebiet am Hambacher Forst will der Energiekonzern RWE die Förderung in den kommenden drei Jahren in geringerem Umfang fortsetzen.

In einer ersten Bewertung geht RWE von einer Reduzierung der Förderung um jeweils etwa 10 bis 15 Millionen Tonnen in den Jahren 2019 bis 2021 aus, wie ein Unternehmenssprecher am Dienstag sagte. Das wäre ein Rückgang um bis zu 38 Prozent. Pläne, den Tagebau komplett einzustellen, gebe es nicht, sagte der Sprecher. Zuvor hatte „Spiegel Online“ darüber berichtet. Bislang wurden im Tagebau Hambach 40 Millionen Tonnen Braunkohle im Jahr gefördert.

Das Oberverwaltungsgericht in Münster hatte vergangene Woche einen vorläufigen Rodungsstopp im Hambacher Forst verfügt. Das Waldgebiet zwischen Aachen und Köln grenzt direkt an den Tagebau. Gegner der Braunkohle-Verstromung und Umweltschützer hatten den Wald jahrelang besetzt gehalten. Nach Räumungen und der Gerichtsentscheidung bauen Aktivisten neue Baumhäuser.

Betreiber der Suchmaschine Ecosia wollen RWE den Forst abkaufen

Der Rodungsstopp gilt bis zu einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts Köln. RWE rechnet damit, dass dies möglicherweise nicht vor Ende 2020 der Fall sein wird. Der Konzern darf im Tagebau aber weiter fördern, solange dabei keine bewaldeten Flächen des Hambacher Forsts in Anspruch genommen werden. Nach früheren Angaben von RWE ist die Abbaukante des Tagebaus noch 150 Meter von dem Wald entfernt.

Die Betreiber der Suchmaschine Ecosia wollen RWE den Forst abkaufen. Ein Angebot über eine Million Euro für die verbliebenen 200 Hektar Wald habe das im Umweltschutz engagierte Unternehmen per Fax an RWE geschickt, sagte Génica Schäfgen von Ecosia. Das Angebot sei gültig bis zum 31. Oktober. Der Energiekonzern will nicht auf den Vorstoß eingehen. „Dieses Angebot kommentieren wir nicht und werden darauf auch nicht reagieren - das Angebot spricht für sich selbst“, sagte der Unternehmenssprecher. RWE will auch die Braunkohle unter dem Wald abbaggern.

Auswirkungen auf Stromproduktion

Die Reduzierung der Förderung werde sich auch auf die Stromproduktion in den aus Hambach belieferten Kraftwerken auswirken, sagte der RWE-Sprecher. In den Kraftwerken Neurath und Niederaußem könnte die Stromerzeugung um 9 bis 13 Terawattstunden im Jahr sinken. Im vergangenen Jahr hat RWE 202 Terawattstunden Strom produziert, davon gut 74 aus Braunkohle. Die finanziellen Auswirkungen des Rodungsstopps hatte RWE auf einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag pro Jahr beziffert.

Die Folgen des Rodungsstopps sind am Mittwoch Thema im nordrhein-westfälischen Landtag. Die Landesregierung von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) will ihre Position zu Hambach erläutern. Die Grünen fordern unterdessen eine neue Leitentscheidung der schwarz-gelben Koalition zum Braunkohleabbau im Rheinischen Revier, mit der die genehmigten Fördermengen drastisch reduziert werden.

(dpa)
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