Nach Vertragsverlängerung So lief der Neujahrsempfang bei Fortuna Düsseldorf

Exklusiv | Düsseldorf · Nach den Düsseldorfer Chaostagen präsentiert Vorstandschef Robert Schäfer einen neuen Vertrag mit Trainer Friedhelm Funkel. Abseits der neuen Vertragsgestaltung bleiben aber tiefe Risse im Fortuna-Konstrukt.

 Funkel und Schäfer beim Neujahrsempfang der Fortuna.

Funkel und Schäfer beim Neujahrsempfang der Fortuna.

Foto: Christof Wolff

Das Lächeln fiel ihnen noch schwer, trotzdem standen sie Dienstagabend beim Neujahrsempfang von Fußball-Erstligist Fortuna Düsseldorf im Tulip-Inn-Hotel an der Düsseldorfer Arena nicht mit leeren Händen da. Nach den republikweit wahrgenommenen Düsseldorfer Chaostagen präsentierte Vorstandschef Robert Schäfer Dienstagabend einen neuen Vertrag mit Trainer Friedhelm Funkel. Der Kontrakt läuft bis Juni 2020 und gilt nur für die erste Liga - so, wie es Funkel zuletzt noch angeboten hatte, als eine Einigung schon außer Reichweite lag und eine Trennung zum Saisonende mit Tränen beim Trainer anschließend zu schnell verkündet war.

„Allen, die sich gefreut haben, dass Düsseldorfs Weg abgebrochen ist und der Club im Chaos endet, können wir sagen: Wir sind jetzt wieder da. Ab heute machen wir weiter auf unserem Weg“, sagte Schäfer. Funkel machte dazu eine betont konzentrierte, aber keinesfalls ausgelassene Miene. Das Vertrauen habe gelitten, das sei klar, sagte der 65-Jährige, schaltete nach Unterzeichnung des gewünschten Kontrakts - ganz Profi - aber auch schnell wieder auf Zukunft. „Ich schaue jetzt gar nicht mehr zurück, sondern nur nach vorn.“

Rund 90 Minuten hatten die Beteiligten am Dienstagnachmittag zusammengesessen, dann sei die Einigung perfekt gewesen. Ob es neue Forderungen des Trainers gegeben hatte, der noch am Vortag in einem Interview wortreich angekündigt hatte, klare Vorstellungen zu haben und noch überhaupt nicht zu wissen, ob er überhaupt verlängere, ist nicht bekannt. „Über Vertragsinhalte habe ich noch nie gesprochen, die gehen allenfalls meine Frau an.“

Abseits der neuen Vertragsgestaltung bleiben aber tiefe Risse im Fortuna-Konstrukt. Aufsichtsratschef Reinhold Ernst kündigte am Dienstag an, dass die Vorgänge in der nächsten Zeit innerhalb des Vereins intensiv aufgearbeitet würden und er enger an die Arbeit des Vorstands und den sportlichen Bereich heranrücken müsse, viele gehen davon aus, dass auch die Personalie des Vorstandschefs Robert Schäfer auf dem Prüfstand steht, der einen klaren Plan mit aller Macht durchsetzen wollte - und an den Emotionen in und außerhalb des Vereins, die durch die kleine Siegesserie vor der Winterpause noch einmal intensiviert worden waren, scheiterte.

Dazu wurden innerhalb des Vereins obskure Zusammenhänge hergestellt, die - bei Wahrheitsgehalt - Schäfers Handeln in ein anderes Licht stellen würden. Demnach soll Schäfers beratender Anwalt Andreas Kirsch, der auch eine Spieleragentur betreibt, den Düsseldorfern über eine angeblich befreundete österreichische Agentur zahlreich Spieler angeboten haben, die Trainer Funkel allesamt abgelehnt habe - und darüber hinaus auch mit dem neuen Düsseldorfer Sportvorstand Lutz Pfannenstiel verbandelt sein. So sei auch der von der österreichischen Agentur Alliance Sport Management AG der dort beratene Trainer Damir Canadi als möglicher Nachfolger für Friedhelm Funkel von Kirsch ins Spiel gebracht worden.

Gegenüber unserer Redaktion machte Schäfers beratender Anwalt Kirsch am Dienstag deutlich, dass an diesen Gerüchten aber überhaupt nichts stimme. Den Trainer Canadi berate er nicht. „Ich kenne ihn nicht einmal und habe ihn nie jemandem bei der Fortuna vorgeschlagen“, sagte Kirsch. „Die Sache ist völlig abwegig und bei den Haaren herbeigezogen.“ Auch Pfannenstiel machte am Dienstag gegenüber dieser Zeitung klar, dass er keinerlei Kontakt zu der österreichischen Agentur pflege. „Da ist überhaupt nichts dran, aber auch gar nichts.“ Auch mit Schäfer-Berater Kirsch habe er keinen Kontakt, man kenne sich nur „sehr flüchtig“, Kirsch bestätigt das: „Ich kenne Herrn Pfannenstiel, weil er in Hoffenheim vor meiner Haustür tätig war. Ich berate ihn nicht, und wir hatten auch niemals eine geschäftliche Beziehung.“ Genau so wie Pfannenstiel kenne er im übrigen auch Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel und dessen Bruder Wolfgang. Bei Fortuna Düsseldorf spielt mit Kianz Froese ein von Kirsch beratener Spieler für Fortuna, darüber hinaus beriet Kirsch in der Vergangenheit den Fortuna-Scout Robert Palikuca. Das aber auch schon lange nicht mehr, teilt uns Kirsch mit.

Dass Schäfer die Vertragsaffäre Funkel nicht im Amt beim Erstligisten aus der Landeshauptstadt überstehen könnte, glaubt Berater Kirsch nicht. „Man tut Robert Schäfer Unrecht und muss einmal schauen, welchen Weg die Fortuna mit ihm seit seinem Amtsantritt gegangen ist. Letztendlich war es Herr Schäfer, der bei der Niederlagenserie in der 2. und 1. Liga am Trainer festgehalten hat. In diesen Situationen Ruhe zu bewahren und am Trainer festzuhalten, sind ein Vertrauensbeweis und spricht eine eindeutige Sprache.“

Pfannenstiel wähnt sich derweil in Düsseldorf im falschen Film. Er habe zwar grundsätzlich daran mitgewirkt, dass man eine sportliche Entwicklung vor der Vertragsverlängerung noch abwarten wolle, zumal er erst seit wenigen Wochen dabei sei. „Dass es aber so eskaliert ist, dass meine Frau und mein Kind über die sozialen Medien übelst beschimpft werden, das geht zu weit“, sagte Pfannenstiel, der jetzt einen Neuanfang bei Fortuna Düsseldorf starten will, der Dienstagabend versucht wurde. Als Friedhelm Funkel in alle Mikrofone der anwesenden Journalisten gesprochen und oft erklärt hatte, warum er so froh ist, dass er diese „fantastische Mannschaft“ weiter trainieren dürfe, sagte er: „So, und jetzt trinken wir ein Bier.“ Das kann ja bisweilen ein Anfang sein.

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