Lokalpolitik Sie behält das Steuer in der Hand

Cronenberg. · Bezirksbürgermeisterin Ursula Abé wie auch ihr Ehemann Hans Peter stellen sich nicht mehr zur Wahl. Sie will jetzt den Bürgerbus fahren.

 Hans-Peter Abé und Ursula Abé ziehen sich aus der Bezirkspolitik zurück.

Hans-Peter Abé und Ursula Abé ziehen sich aus der Bezirkspolitik zurück.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Auf dem Wahlzettel für die Bezirksvertretung Cronenberg wird man am 13. September den Namen Abé vergeblich suchen: Sowohl Bezirksbürgermeisterin Ursula Abé wie auch ihr Ehemann Hans Peter, Fraktionsvorsitzender der SPD in der Bezirksvertretung, kandidieren nicht wieder und beenden ihre ehrenamtliche politische Laufbahn. Es ist kein Blick zurück im Zorn, der der Bezirksbürgermeisterin und ihrem Mann eine weitere Amtsperiode verleidet hat, sondern schlicht der Wunsch, etwas mehr Zeit für sich selbst zu haben. Beschränkt sich das Amt doch nicht auf die regelmäßigen Sitzungen der Bezirksvertretung, die Vorbereitung dafür und die Wahrnehmung von zahlreichen Terminen im „Dorp“.

„Als Bezirksbürgermeisterin ist man eigentlich immer im Dienst. Egal, ob beim Einkaufen oder einfach wenn man draußen ist. Fast immer gibt es etwas, worauf man angesprochen wird“, berichtet die scheidende „erste Bürgerin“ Cronenbergs und Mutter von zwei erwachsenen Töchtern. „Und nicht immer sind es angenehme Begegnungen, denn mancher ist enttäuscht, dass ich gerade ihm nicht helfen kann.“

Auch wenn die Sitzungen der BV meist harmonisch verlaufen, weil die Mitglieder über die Parteigrenzen hinweg in erster Linie das Wohl ihres Stadtteils im Auge haben, manchmal geht es doch heiß her. Und am schwierigsten war es gleich in der ersten von ihr geleiteten Sitzung vor sechs Jahren. „Da hatte sich eine Bürgerinitiative der Anwohner gegen den Kindergarten der Lebenshilfe in der Heidestraße gebildet, und die hat für reichlich Turbulenzen gesorgt“ erinnert sich „Ulla“, wie sie von ihren Freunden genannt wird. Das Projekt wurde übrigens später beerdigt. Der größte Teil des Bedarfs an Kinderbetreuung wurde unter anderem auch durch die evangelische Kirche gedeckt.

„Aber die meisten Erinnerungen sind positiv, und die Tätigkeit hat Spaß gemacht. So wie beispielsweise die Zusammenarbeit mit dem Cronenberger Heimat- und Bürgerverein (CHBV)“. Und dessen Verlangen „Cronenberg will mehr“ findet selbstverständlich ihre volle Unterstützung.

Der Grund für den Eintritt in die Sozialdemokratische Partei lag 1997 in der angenehmen Atmosphäre im Ortsverein, in dem Ehemann Hans Peter schon seit langem tätig war. „Eine tolle Truppe“, denkt sie mit Vergnügen an die damalige Zeit zurück, in der die beiden Ortsvereine Cronenberg und Hahnerberg noch getrennt waren, später aber fusionierten. Von 2011 bis 2017 wurde sie dann auch zur Vorsitzenden der Dörper SPD gewählt.

Eine Erlaubnis zum Fahren des Bürgerbusses hat sie

2004 hatte Ursula Abé schon erfolgreich für die Bezirksvertretung kandidiert und wurde, obwohl die SPD damals nicht die Mehrheit hatte, 2014 für alle überraschend zur Bezirksbürgermeisterin gewählt. „Das war damals wohl eine reine Personenwahl“, vermutet sie im Nachhinein und denkt auch an die umfangreiche Sacharbeit, um im neuen Amt in allen Situationen kenntnisreich und gut vorbereitet zu sein.

Und das neben ihrer eigentlichen Tätigkeit als medizinische Fachangestellte in einer Unterbarmer Frauenarzt-Praxis und als allerdings nicht mehr aktive Hebamme.

Die letzte BV-Sitzung liegt hinter ihr und mit ihr eine stimmungsvolle Verabschiedung durch die Bezirksvertreter – und nun kommt etwas Neues.

Und zwar wieder etwas, bei dem sie das Steuer fest in der Hand halten muss. Sie gehört zukünftig zum Team der Fahrer des „Dörpi“, des Bürgerbusses, den sie demnächst zweimal pro Monat lenken wird. Die Erlaubnis zur Beförderung von Personen ist erteilt, und zwei Runden – allerdings ohne Passagiere – hat sie schon erfolgreich gemeistert. „Auch darauf freue ich mich.“

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