Wuppertal Nächstebreck: Klage gegen Gewerbegebiet angekündigt

Viele Zuschauer und erregte Diskussionen gab es im Gemeindesaal zu den Plänen der Stadt für ein neues Gewerbegebiet.

Wuppertal: Nächstebreck: Klage gegen Gewerbegebiet angekündigt
Foto: Stefan Fries

Nächstebreck. Kein neues Gewerbegebiet an der Nächstebrecker Straße: Massiven Widerstand und reichlich Gegenwind für Rolf Volmerig von der Wuppertaler Wirtschaftsförderung gab es am Dienstagabend bei der Protestveranstaltung gegen das Vorhaben, rund zehn Hektar landwirtschaftlich genutzter Flächen oberhalb der Nächstebrecker Straße für Gewerbeansiedlung zur Verfügung zu stellen. Dazu hatte der Bürgerverein aufgerufen, und mehr als 200 Stadtteilbewohner folgten im vollbesetzten Gemeindesaal Hottenstein der Diskussion mit Vertretern von Wirtschaftsförderung, Stadt- und Landespolitik sowie der Wuppertalbewegung.

Zuvor hatten sich viele in die bereitgelegten Listen eingetragen. Rund 1000 Unterschriften habe man im Vorfeld schon gesammelt, sagte Hermann Josef Richter, Vorsitzender des Bürgervereins. Er fordert, die Flächen aus der Gewerbeplanung herauszunehmen, auch vor dem Hintergrund des Landschaftsschutzes und des Erholungswertes für die Bewohner im Wuppertaler Osten.

Sie seien beim Thema Stadtentwicklung schon genügend beansprucht: „So viele Gewerbeflächen haben wir in der Vergangenheit bereits akzeptiert, und wir sind uns bewusst, dass wir Arbeitsplätze benötigen“, sagte Richter. „Aber hier sprechen wir gerade einmal von zehn Hektar, die aus dem Landschaftsschutz herausgenommen wurden. Es stellt sich die Frage: Ist Landschaftsschutz etwas Nachhaltiges, oder Spielball der Planungen?“

Rainer Spiecker, CDU

Rolf Volmerig verwies dagegen auf die Schaffung von Arbeitsplätzen. Zentrale Ziele seien die Reduzierung der Arbeitslosigkeit und mehr Bevölkerungswachstum in Wuppertal. Deshalb sei die Ansiedlung von Gewerbe ein entscheidender Punkt. „Natürlich werden vorrangig Brachen aktiviert“, betonte der Wirtschaftsförderer. „Aber es muss eben auch neue Flächen geben.“

Zu den Vorteilen des Geländes an der Nächstebrecker Straße gehöre die Tatsache, dass es sich im Besitz der Stadt befinde, dass keine neuen Verkehrswege eingerichtet werden müssten und dass es ausreichend Fläche biete, so Volmerig. Viele Brachen, ehemalige Industriestandorte oder auch Bahnflächen im Stadtgebiet seien schlicht nicht groß genug.

Richter kritisierte zum Thema Unternehmensansiedlung den „sehr hohen Gewerbesteuerhebesatz in Wuppertal: „Da darf man sich nicht wundern, wenn Unternehmen abwandern.“ Rückendeckung bekam der Bürgervereinsvorsitzende von den CDU-Politikern Burkhard Rücker, Heinrich Bieringer und dem CDU-Landtagsabgeordneten Rainer Spiecker, der sagte: „Diese zehn Hektar brauchen wir nicht. Es kann nicht sein, dass Nächstebreck das offizielle Gewerbegebiet für die Stadt Wuppertal wird.“ Letztendlich müsse der Rat entscheiden, wie es weitergehe.

Auf die politischen Gremien verwies auch der SPD-Stadtverordnete Frank Lindgren, der Zweifel äußerte, ob an dem Vorhaben noch etwas geändert werde: „Diese Planung ist nicht neu, das Thema ist durch.“ Bereits 2011/2012 sei es um die Fläche gegangen, im Stadtentwicklungsausschuss habe es seinerzeit geheißen, „ja, kann man machen“, so Lindgren: „Und wo soll die Stadt denn sonst noch Flächen akquirieren?“, fragte er rhetorisch.

Deutliche Worte kamen vom 2. Vorsitzenden der Wuppertalbewegung, Lutz Eßrich: „Hier geht es um das allerschönste Stück Nordbahntrasse. Diese Pläne der Stadt tun uns weh und tangieren unmittelbar unsere Vereinsinteressen und damit die Interessen aller Wuppertaler. Sofern wir die Möglichkeit haben, uns dagegen zu wehren, werden wir dies in Ihrem unser aller Namen gern tun.“ Die anwesenden Nächstebrecker bedachten seinen Beitrag mit stürmischem Applaus.

Sie kritisierten in der anschließenden Diskussion insbesondere die mögliche Zerstörung von Natur und des Lebensraums von Tieren sowie den Verlust von Lebensqualität. „Nehmt die Flyer mit und informiert Eure Nachbarn“, appellierte eine Besucherin. Hermann Josef Richter kündigte an, dass man überlege „eine Sammelklage einzulegen für den Fall, dass die Fläche nicht aus den Planungen herausgenommen wird.“

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