Ausstellung Schallplatten werden zu Kunstobjekten

Wuppertal · Julia Bünnagel stellt im Neuen Kunstverein aus.

 Julia Bünnagel (hier mit Aaron Otis Rieve, 19 Monate) verwandelt Schallplatten in Kunstobjekte.

Julia Bünnagel (hier mit Aaron Otis Rieve, 19 Monate) verwandelt Schallplatten in Kunstobjekte.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Für Julia Bünnagel sind Schallplatten ein wertvoller Rohstoff. Nicht bloß weil die Kölnerin viel Platten hört und als DJ auftritt. In ihrem Atelier werden aus Vinylscheiben Kunstwerke. Durch Lackieren und Bekleben verändert sie die Oberflächen der LPs. Denen rückt sie manchmal sogar mit einer Säge zu Leibe.

Vinyl bildhauerisch bearbeiten – Bünnagels Idee speist sich aus ihrer Plattensammlung. So wie andere keine Bücher wegschmeißen können, wollte sie die vom Vater übernommene Sammlung zusammenhalten. Deshalb habe sie angefangen, „aus ungeliebten Platten neue Objekte“ zu machen. Und wird dabei auch die Tonspur „gelöscht“ – beim Abspielen der modifizierten LPs ist eine wilde Mischung aus Musikfragmenten und Zufallsklängen zu hören.

Platten zeigen Faszination
durch das Weltall

Die Licht-Klang-Installation, die Bünnagel im Neuen Kunstverein aufgebaut hat, treibt das Konzept auf die Spitze. Auf mehreren Plattenspielern drehen sich spiegelglatte Scheiben. Von Lampen angestrahlt, erscheinen sie als rotierende Kreise an den Wänden. „Dead Air“, den Namen ihrer Installation, hat Bünnagel der Welt des Radios entnommen. „Es geht um den Moment, wenn kein Signal kommt, keine Übertragung möglich ist.“ Tatsächlich enthalten die Spiegel-Platten kein Fitzelchen Musik mehr. Allein durch die Dauerschleife der Plattenspieler ergibt sich ein Groove aus Geräuschen. „In diesem Sinne spielen sie Stille ab“, erklärt die Künstlerin.

Wirken schon die Projektionen von „Dead Air“ wie gleißende Sonnen, zeugen andere Objekte unmittelbar von der Faszination durch das Weltall. Man sieht lackierte Platten, deren Strukturen an die Oberflächen ferner Planeten erinnern. Titel wie „In the beginning was sound“– eine kleine, aber entscheidende Abweichung vom biblischen „Im Anfang war das Wort“ – stellen wiederum die Verbindung zur Musik her.

Performance-Trio will
bald wieder auftreten

Dass Bünnagel ihre Science-Fiction-Werke zum Zehnjährigen des Neuen Kunstvereins ausstellen kann, hat sie der Künstlerin und Musikerin Frauke Berg zu verdanken. Berg, die aus Wuppertal stammt und in Düsseldorf arbeitet, schätzt nicht nur die Arbeiten ihrer Kollegin. Die Chemie zwischen den beiden ist so gut, dass sie 2017 ein Performance-Ensemble gegründet haben. Dritte im Bunde ist Anja Lautermann, die neben konventionellen Instrumenten auch Elektronik einbringt.

Ursprünglich dachten Berg, Bünnagel und Lautermann auch an eine gemeinsame Aktion im Kunstverein. Doch unter Corona-Bedingungen konnte die nicht realisiert werden. Stattdessen, berichtet Berg, wird sich das Trio zu Proben treffen. „Wir werden hoffentlich Ende des Jahres wieder Auftritte machen können.“

Bünnagels Ausstellung „Dead Air“ ist noch bis zum 17. Oktober an der Hofaue zu sehen.

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