Von der Heydt-Museum Mönig: „Die Sammlung ist die sichere Bank des Museums - dafür muss sie wachsen“

David Hephers „Number 22“ ist der jüngste Neuzugang im Bestand des Von der Heydt-Museums.

Direktor Roland Mönig vor Hephers „Number 22“ - das Bild ist einer der Stars der Sammlungssausstellung „An die Schönheit“.

Direktor Roland Mönig vor Hephers „Number 22“ - das Bild ist einer der Stars der Sammlungssausstellung „An die Schönheit“.

Foto: Schwartz, Anna (as)

David Hephers „Number 22“ ist ein großes Bild. Der fotografische Blick auf eine typisch Edwardianische Vorstadtreihenhausfront in Südlondon entstand 1972. Auf 1,93 mal 2,44 Metern fing der Maler den Zeitgeist ein, der damals die klassischen Häuser aus den 1930er Jahren neu entdeckte. In der Ausstellung „An die Schönheit - Stars der Sammlung“ des Von der Heydt-Museums beschließt das Bild als letztes Highlight derzeit den Rundgang. Ist zudem als gerade vollzogene Wandlung von der Dauerleihgabe in eine Schenkung der Erbengemeinschaft Baum aktuelles Beispiel für einen wichtigen Arbeitsbereich des Hauses. „Die Sammlung ist die sichere Bank des Museums. Dafür muss sie wachsen, was den Blick erweitert und auch Älteres neu erscheinen lässt“, erklärt Direktor Roland Mönig und freut sich über den Neuzugang.

Wuppertal hat eine lange Sammlertradition, die im 19. Jahrhundert mit den Museumsvereinen in Elberfeld und Barmen begann und zwei avantgardistische Hochzeiten erlebte. In der Gründungsphase um 1900 und in den 1960er und 70er Jahren, als die Galerie Parnass über die Stadtgrenzen hinaus für Furore in Sachen zeitgenössischer Kunst sorgte. Waren es um die Jahrhundertwende die Bankiers und Industriellen, die Impressionisten und Expressionisten erwarben, handelte Direktor Günter Aust vorausschauend, als unter seiner Ägide Werke aus Pop Art und Neuem Realismus wie „Number Paintings“ von Robert Indiana oder George Segals „Ruth in her kitchen“ oder Leon Polk Smiths „blaue Kurve“ ins Haus kamen. Die Bilder sind nun auch in der Ausstellung beisammen.

 „Die blaue Kurve“ wurde nach vielen Jahren wieder ans Licht geholt. Mönig freut sich über das Ensemble in der Schau, nennt Polk Smiths Bild einen Glücksfall: „Das Museum Ludwig in Köln hat vor kurzem ein Werk von ihm erstanden und sicherlich deutlich mehr bezahlt.“

„Die blaue Kurve“ ist ein Glücksfall fürs Museum

Die früheren Sammlungsbestrebungen sind Verpflichtung, in ihrem Sinne weiter zu wirken. 20 Seiten umfassen die Neuerwerbungen im jüngsten Jahresbericht des Von der Heydt-Museums. Das Gros machen Grafiken aus, Gemälde sind deutlich in der Minderheit. Was auch der Relation im Bestand entspricht, der etwa 3000 Gemälde und 30 000 Arbeiten auf Papier zählt. Von Max Beckmann beispielsweise besitzt das Haus neun Bilder, aber 88 Grafiken. Letztere seien leichter in den Bestand aufzunehmen und belegen eine differenziertere Auseinandersetzung des Künstlers mit einem Thema, sagen also mehr über ihn aus als die gemalten Spitzenwerke, sind so eine wichtige Sammlungsebene“, erzählt Mönig.

Ganz selten erwirbt das Museum selbst neue Kunst, etwa wenn ein wichtiges Werk oder Konvolut gerade auf dem Markt ist. Es muss dann die Finanzierung sicherstellen, da es keinen eigenen Ankaufsetat hat. Üblicherweise aber führt der Weg über Schenkungen aus Privatbesitz aus der ganzen Welt, über den Kunst- und Museumsverein oder über Künstler. Um Ankäufe kümmern sich für das Von der Heydt-Museum vor allem die Renate und Eberhard Robke-Stiftung und die Von der Heydt-Stiftung.

Einen Standardprozess, wie ein Werk ins Museum kommt, gebe es dabei nicht, so Mönig, Basis sei aber immer Vertrauen und dauerhafter Dialog. „Engagement hat immer eine Beziehung.“ So kamen in den letzten Jahren A. R. Pencks „Das rote Herz“ und Driss Ouadahis „Vue coupée“ sowie Julia Rondos „All it takes“ in den Bestand. Oder Craggs rote „Versus“-Skulptur, die Robke anlässlich seines 80. Geburtstag sich und dem Museum schenkte. Otto Dix’ Herbstliche (Elb)Landschaft wiederum wurde mit Mitteln der Von der Heydt-Stiftung finanziert.

Gar nicht selten muss das Museum auch Schenkungen ablehnen, wenn sie nicht zum Charakter des Hauses passen. Das sei dann immer schwer, aber mit der Annahme eines Werkes übernehme man auch die Verantwortung, es zu erhalten und zu schützen, so Mönig. Außerdem müsse es in ein Projekt passen, von der Ausstellung über eine Kooperation mit der Stadt bis zur Rolle in einer Publikation. Was Fehlbestände dennoch nicht ausschließt, die jedes Museum hat, sagt der Kunsthistoriker.

Dass er bei der Größe der Sammlung, die in mehreren internen und externen Depots verwahrt wird, stets nur einen Bruchteil zeigen kann, grämt ihn nicht. Er sieht dies als Chance - schließlich hat er sich vorgenommen, auf Schatzsuche im Haus zu gehen.

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