Schiedsrichter Wuppertaler Robin Braun bleibt auch bei Stars gelassen

Wuppertal · Robin Braun war beim Telekom-Cup unter anderem Assistent beim Spiel FC Bayern gegen Fortuna Düsseldorf. Das 22-jährige Schiedsrichtertalent hat beste Karriereaussichten.

 Robin Braun als Linienrichter beim Testspiel Leverkusen gegen Zwolle. Seinen großen Auftritt hatte er danach beim Telekom-Cup.

Robin Braun als Linienrichter beim Testspiel Leverkusen gegen Zwolle. Seinen großen Auftritt hatte er danach beim Telekom-Cup.

Foto: Otto Krschak/OTTO KRSCHAK

Dass Robin Braun eine bemerkenswerte Karriere als Schiedsrichter bevorstehen könnte, ist kein Geheimnis mehr. Der 22-jährige Jura-Student kletterte in den vergangenen Jahren Liga für Liga. Zwischenstand beim Unparteiischen vom SV Jägerhaus-Linde: Regionalliga West (als Schiedsrichter), 3. Liga (als Assistent an der Linie). Perspektive: höher, immer höher.

Wie es im (Schiri-)Olymp aussieht, durfte Braun am Sonntag beim Telekom-Cup im Düsseldorfer Stadion testen. Dort war er in den Spielen zwischen Fortuna Düsseldorf und Bayern München und im Spiel um Platz drei (Fortuna gegen Hertha) als Assistent im Einsatz. „Das war natürlich das Highlight für mich bislang. Vor allem angesichts der Kulisse von über 40 000 Zuschauern“, sagt Braun, blickt  aber unaufgeregt zurück.

Das entspricht seinem Charakter, den er auch dank seiner nun gut zehnjährigen Zeit als Schiedsrichter entwickelte. Bescheidenheit und Souveränität spielen dabei eine große Rolle. „Natürlich kann einem solch ein Erlebnis niemand mehr nehmen  und es zeigt vielleicht auch, dass man auf dem richtigen Weg ist.“

Zugute kam Braun und seinen Kollegen Markus Wollenweber (Schiedsrichter, Mönchengladbach) und Kevin Dominik (Duisburg), dass die Referees der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga noch bei einem Trainingslager in Portugal weilten und so der Weg für die Talente frei war. „Bei der Vorbereitung auf die Spiele ging es natürlich in den Abläufen etwas professioneller zu als  etwa in der Oberliga, wo man schon mal hinter den Aufstellungen herlaufen muss. Ansonsten spult man sein Programm ab, es spielt eben Grau gegen Rot. In der Kabine gibt’s noch einen Kaffee, man dreht zur Kontrolle eine Runde über den Platz, zieht sich um und wärmt  sich auf. Das ist eigentlich die einzige Gelegenheit, um die Stadion-Atmosphäre zu genießen. Im Spiel bin ich im Tunnel, voll fokussiert.“

Der Kontakt zu den Stars wie Bayern-Kapitän Manuel Neuer beschränkte sich auf das Händeschütteln vor dem Spiel. Braun betont, dass es wichtig sei, auszublenden, nun ein Spiel mit Stars zu leiten.

Überhaupt ist bei ihm das Lampenfieber einer gesunden Anspannung gewichen. 15 Regionalligaspiele mit überwiegend positiven Kritiken geben Selbstbewusstsein. Wer zudem vor 11 000 Zuschauern beim Drittliga-Ostderby zwischen Halle und Rostock an der Seite stand, den könne nicht mehr viel schocken, sagt Braun. Eine besondere  Erfahrung war der Drittliga-Kick Anfang September zwischen Zwickau und Kaiserslautern, in dem sein Kollege Wollenweber einen Handelfmeter für Zwickau pfiff, obwohl der Lauterer Jan Löhmannsröben zuvor den Ellenbogen eines Zwickauers abbekommen hatte. Löhmannsröbens TV-Kritik an Wollenweber („...also, wenn das ein Schiri ist, weiß‘ nicht Digga, soll der Cornflakes zählen gehen“) löste ein großes Medieneecho aus. „Das gehört eben zum Geschäft dazu“, sagt Braun. Drohungen auf und neben dem Platz habe er selbst noch nicht erfahren. Auch nicht in den Sozialen Netzwerken, in denen er  bewusst selten agiere.

Die Frage nach Vorbildern verneint er. „Ich schaue mir oft Spiele an, um von Kollegen bestimmte Dinge herauszupicken. Ich habe zum Beispiel bei Florian Kötter (langjähriger Oberliga-Schiedsrichter d. Red.) sehr viel in puncto Kommunikation gelernt. Ich selbst gebe auch schon mal kleine Fehler auf dem Platz zu, dann geht’s eben weiter. Es ist wichtig, authentisch zu bleiben.“ Dankbar ist er auch seinen Förderern des hiesigen Schiedsrichterkreises um den verstorbenen ehemaligen Vorsitzenden Wolfgang Vaak.

Dass Braun seinen Weg in den Profifußball machen wird, davon ist auch sein Coach beim Schiedsrichter-Ausschuss des Fußballverbands Niederrheinund des Westdeutschen Fußballverbandes,  Boris Guzijan, überzeugt. „Er hat eine wahnsinnige Perspektive. Für sein Alter ist er sehr reif. Bei ihm sehe ich auch nicht die Gefahr des Abhebens. Die Entscheidung, wie es weitergeht, fällt am Ende der Saison. Ich weiß, wo er in der Notengebung steht, sage es aber aus Datenschutzgründen nicht. Nur soviel: Er pfeift eine gute Saison.“

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