Wuppertaler Sinfoniker sind gefragt wie nie

Zwischen Gastspielen und Gutachten: Die Musiker erwarten eine – in jeder Hinsicht – aufregende Saison.

Wuppertal. Wie die Stimmung bei den Sinfonikern ist? "Gespannt", sagt Orchesterdirektor Heiner Louis. "Wir verfolgen natürlich aufmerksam, was passiert, versuchen aber auch, uns auf das zu konzentrieren, was am wichtigsten ist: Wir wollen auf der Bühne gute Musik machen."

Das dürfte in diesen Tagen nicht so leicht fallen wie sonst, denn das Gutachten zur Zukunft der Wuppertaler Bühnen, das mit Blick auf drohende Zuschusskürzungen harte Zeiten prophezeit, lässt auch im Kreis der städtischen Musiker die Wogen hoch schlagen. Kein Wunder: Für die 88 Sinfoniker steht die eigene Zukunft auf dem Spiel.

Denn auch wenn der Name des Orchesters anderes suggerieren mag, fühlen sich die Sinfoniker dem Musiktheater wesentlich verbunden, wie Louis betont: "Wir verstehen und als Konzert- und als Opernorchester."

Nicht allein deshalb steht den Sinfonikern eine aufregende Saison bevor. Während auf politischer Bühne diskutiert wird, ob Oper und Schauspiel erhalten bleiben können oder eine Sparte geschlossen werden soll, geben die Musiker so viele Gastspiele wie nie zuvor - in Japan, Leverkusen, Zwolle, Coesfeld und Amsterdam. Dabei ist "der Markt für Gastspiele derzeit extrem schlecht", wie Louis zu bedenken gibt. "Selbst Top-Orchester im Ausland haben weniger Aufträge." Umso stolzer ist der Direktor darauf, dass "seine" Musiker einen vollen Gastspiel-Kalender haben: "Das hebt uns, wenn man so will, in den Adelsstand."

Chef-Dirigent Toshiyuki Kamioka kann vor allem den Herbst kaum erwarten: Vom 4. bis zum 19. Oktober touren die Wuppertaler durch sein Heimatland. Schon zum zweiten Mal nimmt das Orchester Kurs auf Japan. Diesmal dürfte das Programm noch anstrengender werden als vor drei Jahren: Das Sinfonieorchester gibt zehn Konzerte in neun verschiedenen Städten - ein Klang-Marathon, auf den der 49-jährige Japaner gespannt ist. "Ich bin mir sicher, dass wir wieder hochkarätige Musik-Kultur exportieren werden."

Damit die Sinfoniker nach der Japan-Tournee durchatmen und sich auf die nächsten Heimspiele vorbereiten können, wählen sie eine geschickte Strategie: Das Orkest van het Oosten aus Enschede vertritt die städtischen Musiker am 24. und 25. Oktober in der Stadthalle. Mit anderen Worten: Zum ersten Mal laden Nicht-Wuppertaler zu einem Wuppertaler Sinfoniekonzert ein. Kamioka kündigt die Premiere humorvoll an: "Das Stadthallen-Publikum kann also ein neues Orchester erleben, vergleichen und feststellen, dass wir besser sind."

Doch ganz im Ernst: Die Niederländer sollen nicht bloß ein Ersatz sein. Im Gegenteil. Sie sind ein Geheimtipp, wie Kamioka betont. Und vor allem: Im Gegenzug erhält das Wuppertaler Sinfonieorchester die Gelegenheit, in Enschede aufzutreten. Dort gastiert das Ensemble am 24. November- mit Stücken von Johannes Brahms (Klavierkonzert Nr.1 d-Moll op.15) und Ludwig van Beethoven (Eroica).

Einspielen können sich die bergischen Musiker in südlichen Gefilden: Das selbe Programm präsentieren sie am 3. November in Mailand. Dort wurden sie gleich zwei Mal gebucht. Auch im Mai sind die Sinfoniker deshalb als Kulturbotschafter in der italienischen Metropole unterwegs.

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