Was darf ins Von der Heydt-Museum?

Direktor Gerhard Finckh erklärt, wie er Gemälde und Skulpturen aussucht, Fotografien und Videos aber ablehnt.

Was darf ins Von der Heydt-Museum?
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Der Erwerb von Kunstwerken gehört zu den elementaren Aufgaben eines Museums. Schließlich muss sich die Sammlung weiterentwickeln. Doch wie soll das gehen, wenn der Ankaufetat des Museums genau Null Euro beträgt? Die Stadt hat ihn für das Von der Heydt-Museum schon vor mehr als zehn Jahren gestrichen.

Glücklicherweise hat Museumsdirektor Gerhard Finckh drei andere Quellen, die ihm Ankäufe ermöglichen: die Von der Heydt-Stiftung, die Museumsmäzen Eduard von der Heydt noch zu Lebzeiten gegründet hatte, die Renate-und-Eberhart-Robke-Stiftung — der Wuppertaler Unternehmer will damit den Erwerb zeitgenössischer Kunst fördern — sowie den Kunst- und Museumsverein, der die Beiträge der 1600 Mitglieder und die Erlöse aus dem Museumsshop beisteuert. Mit dem Geld des Vereins konnte beispielsweise der Bronzekopf von Paula Modersohn-Becker ersteigert werden. Weil Finckh Geschäftsführer des Vereins ist, kann das auf kurzem Weg entschieden werden.

Was ins Museum kommt, ist ein stetes Jonglieren mit Angebot, Nachfrage und dem Geld, das die Stiftungen ausschütten: „Jetzt gibt es wenig Zinsen, entsprechend weniger können wir kaufen“, sagt Finckh. Sein Kriterium für die Auswahl: „Wir sammeln so, dass das Museum die Geschichte der Malerei weitgehend abbildet. Skulpturen verfolgen wir auch, aber nicht so systematisch wie die Malerei.“ Werke, die über die Von der Heydt-Stiftung finanziert werden, muss er sich von der städtischen Ankauf-Kommission genehmigen lassen: „Solange die international anerkannt sind und keinen Skandal provozieren, geht das gut“, sagt der Museumschef.

Auch das ist sicher ein Grund, warum das Museum eher konservativ sammelt. Manches ergibt sich zufällig über Nachlässe und Schenkungen, wie der kunstvoll verschnürte und in Folie eingewickelte „Look“ von Christo, den die Sammler-Familie Baum dem Museum geschenkt hat. „Ein schönes Stück“, sagt Finckh, so etwas hat uns in der Sammlung wirklich gefehlt.“

Auch sonst gibt es manche weißen Flecken in der Sammlung. „Das 18. Jahrhundert fehlt uns komplett“, sagt Finckh. „Das war ein frivoles Zeitalter, das haben die protestantischen Wuppertaler ignoriert.“ Aufholen kann man das kaum noch: „Das würde heute viele Millionen kosten.“ Videokunst wird man in Wuppertal ebenfalls kaum finden. Finckh: „Die zeigen wir allenfalls gelegentlich in der Barmer Kunsthalle. Das passt nicht so gut zum Haus.“

Auch Fotografie lässt Finckh weitgehend außen vor: „Das ist einfach nicht sinnvoll, wenn es in unmittelbarer Nachbarschaft zwei große Fotosammlungen gibt — im Museum Folkwang in Essen und im Museum Ludwig in Köln.“ Große deutsche Fotografen wie Andreas Gursky und Thomas Struth sind bei Preisen von mehreren 100 000 bis drei Millionen Euro pro Abzug schlicht zu teuer: „Da geht kein Weg hin. Das Geld haben wir nicht.“

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