Konzert Wuppertal ist der richtige Ort für mich

Wuppertal · Solocelliston Anne Yumino Weber wirkt beim Tripelkonzert zur Saisoneröffnung der Sinfoniker mit. Ihr Instrument ist ein ganz besonderes.

 Anne Yumino Weber mit ihrem wertvollen Cello, das aus dem Jahr 1770 stammt.

Anne Yumino Weber mit ihrem wertvollen Cello, das aus dem Jahr 1770 stammt.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Sie ist einige von ganz wenigen. Und sie ist eine Powerfrau:  Anne Yumino Weber, 31 Jahre jung, seit Ende letzten Jahres   Solocellistin des Sinfonierorchesters Wuppertal.  Was  gleich mehrfach  ungewöhnlich ist: Im Hinblick auf die Größenverhältnisse von  1,58 Meter kleiner Frau zu 1,20 Meter großem Instrument (mit Stachel sogar 1,60 Meter), das in ihrem Fall ein deutsches Cello von 1770  ist. Vor allem aber im Hinblick auf die Orchesterlandschaft. „In deutschen A-Orchestern sind nur 10 Prozent der 80 bis 90 Solocellistenstellen mit Frauen besetzt. Ich bin die neunte“, erzählt die junge Musikerin. Am kommenden Samstag spielt sie mit dem Orchester im Eröffnungskonzert in der Historischen Stadthalle.

Anne Yumino Weber wurde 1989 in München in eine deutsch-japanische Musikerfamilie hineingeboren. Ihre Mutter spielt Geige, ihr Vater Kontrabass. Die Mutter drückte schon der Zweijährigen eine Geige in die Hand, die sie nach der Suzuki-Früherziehungsmethode zu lernen begann. Auf einer Probe für ein Kammerkonzert der Eltern erlebte und hörte die Vierjährige dann ein Cello, hielt kurze Zeit später beim Sohn einer befreundeten Familie ein Kinder-Cello in den Händen - Beginn einer großen Leidenschaft. „Das Instrument wollte ich sofort mitnehmen“, erzählt Anne Yumino Weber. Was sie als kleines Mädchen anzog, weiß sie zwar nicht mehr, das habe ja auch immer etwas Intuitives. Außerdem schätzt die erwachsene Musikerin die Vielseitigkeit des Cellos, seinen Klang und das große Repertoire.

Weshalb sie ihre „Gunst“ auch nicht auf eine Lieblingsmusik beschränken möchte. Allenfalls Bach nennt, der etwas Unmittelbares und Heilsames habe, wenn es einem schlecht gehe, seine Kompositionen seien voller echtem Gefühl. Außerdem sei Bach das  Fundament für die Späteren, für Haydn, Mozart und Beethoven. Die wie er nicht verkopft und intellektuell gearbeitet hätten, sondern aus einem starken, inneren Drang heraus. „An Beethoven kommt man einfach nicht vorbei“, sagt sie bestimmt. Er sei immer aktuell, seine späten Stücke teilweise sehr modern. „Große Komponisten sind zeitlos und nicht einem Stil verpflichtet.“

 Ihren ersten Unterricht erhielt Anne Yumino Weber bei Heinrich Klug, der in den 1960er Jahren Solocellist bei den Wuppertaler Sinfonikern gewesen war.Weg führte durch Studium, Stipendien, Meisterkurse. Sie gewann nationale und internationale Wettbewerbe, trat und tritt als Kammermusikerin in verschiedenen Formationen auf. Dass sie Solocellistin werden wollte, stand schon früh fest. Der Vater ist Solobassist bei den Münchener Philharmonikern und ihr Vorbild. Also bewarb sie sich nach ihren zwei Jahren an der Karajan-Akademie gezielt auf Solostellen. Kam nach Stationen in Frankfurt (2016), Saarbrücken (2017) und im galizischen La Curuña (2018/19)  2019 nach Wuppertal. Sprang hier im   Juni beim 10. Sinfoniekonzert ein. Und kam so gut an, dass die Cellistengruppe sie aufforderte, sich auf die seit Jahren vakante Solostelle zu bewerben. Gesagt getan: Seit Dezember ist die junge Frau im Orchester. Die Chemie stimmt, die Freude über die feste Stelle und sich endlich  niederlassen zu können, ist  groß. Die Musikerin ist von Wuppertal sehr angetan, „das ist der richtige Ort für mich“, die Leute seien offen und bodenständig. „Ich wurde noch nie so oft willkommen geheißen wie hier“, schwärmt sie.

Beethovens Tripelkonzert, das beim Eröffnungskonzert der Spielzeit 20/21 auf dem Programm steht, spielte  schon die 15-Jährige mit einem Jugendorchester. Eine der ersten Erfahrungen als Solistin mit Orchester. Das wegen seiner vielen hohen Töne durchaus heikle Konzert gefällt ihr besonders gut, da sie zwei Mitstreiter an Klavier und Violine hat. „Beethoven komponierte viel vom Klavier aus, was dann auf dem Klavier ganz natürlich klingt, aber für die Geige schon schwieriger ist.“ Im Februar  trat Weber zuletzt mit dem Orchester vor Publikum auf, war auch beim Uptown Classics-Konzert im Juni dabei, spielte Ende Juli in Bayreuth. Seit der Coronakrise vor weniger Publikum, das den analogen Livegenuss jedoch genauso genießt wie die Musiker. Seit dieser Woche proben Yumino Weber, Nikolai Mintchev und Florence Millet gemeinsam das Tripelkonzert, am Mittwoch zum ersten Mal wieder mit dem Orchester. Unter Coronabedingungen, die in der deutlich leerer bleibenden, hohen Stadthalle zur Herausforderung werden. Weil der Klang sehr hallt, aber das, so Weber,  sei immer noch besser als für sich allein zu spielen.

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