Spielzeitheft Sinfoniker für 2020/21 : Stadt und Orchester sind in Bewegung
Das Sinfonieorchester Wuppertal schickte für sein neues Spielzeitheft die Musiker in die Stadt.
Das Motto hat eine Vorgeschichte. 2017/18 formulierte die Generalmusikdirektorin im Programmheft: „Die Stadt ist in Bewegung und wir mit ihr!“ Was Julia Jones durchaus ernst meinte und umsetzte. Eines ihrer Herzensformate, „Uptown Classics“, steht symbolisch für diesen Satz, weil sich hier das Sinfonieorchester in die Stadt hinein bewegt. Daran haben sich die Macher des aktuellen Spielzeitheftes erinnert, als sie im Oktober 2019 mit der Arbeit daran begannen. Ihre Protagonisten sind die gleichen: Die Musiker selbst, die als nahbare Menschen, nicht als abgehobene Künstler präsentiert werden. Und zunehmend Spaß am „Model-Job“ entwickeln.
2019/20 spielte das Orchester noch Gesellschaftsspiele wie „Vier gewinnt“, Schach oder den Klassiker „Mensch ärgere dich nicht“ im Programmheft. Nun tauchen die Musiker an verschiedenen Orten in der Stadt auf. „Wir bewegen die Stadt. Die Stadt bewegt uns“ ist das Motto der Bilderwelt im aktuellen Programmheft – bewusste Weiterleitung des Jones’schen Spruchs. „Es geht uns um die Wechselwirkung der Stadt auf uns und von uns auf die Stadt. Eine sehr kreative Stadt, das Orchester will da mitgestalten, mitgehen, nicht stehen bleiben“, erklärt Esther Klose, die Marketing und Öffentlichkeitsarbeit bei Bühnen und Sinfonieorchester verantwortet.
Heißt: Die Musiker bewegen mit ihren Instrumenten nicht nur Klänge und mit diesen im besten Falle auch die Zuhörer – im Konzert und auf der Bühne. Sie bewegen sich selbst. Zu Shootingorten einer Stadt, „in der sie ja selbst leben, arbeiten und sich eben bewegen“, so Klose. Gemeinsam mit dem Fotografen Uwe Schinkel strömten Musiker und Musikerinnen des Sinfonieorchesters drei Tage lang durchs Tal. Vor allem an Schwebebahn und Wupper entlang, den beiden, meist agilen Lebensadern der Stadt im Tal. Wenn nicht gerade Reparaturarbeiten ein Wahrzeichen stilllegen.
Nur das Titelbild ist
völlig menschenfrei
Einerseits wurde das Foto-Format so geöffnet und freier, andererseits aber durch andere Anforderungen eingeengt. Wegen der feinen Arbeitskleidung in schwarzer Abendrobe musste vor der kalten Jahreszeit fotografiert werden. Außerdem bedeutete der Ausflug in die Stadt eine aufwendige Locationrecherche. Der Fotograf lichtete die Protagonisten schließlich im Zoo, im Paternoster des Rathauses, in den Cityarkaden, an der Schwebebahn oder einfach beim Queren einer Straße ab. Klose: „Dabei wurden zwar stets bekannte Orte ausgewählt, die aber nur ausschnittsweise fotografiert, so dass man schon genauer hinschauen muss, um zu erkennen, wo die jeweilige Aufnahme entstand.“
Nur beim Titelbild wurde auf die Musiker verzichtet, um niemanden zu benachteiligen. Enten und Tauben flattern nun aufgeregt und menschenfrei über einem Stück Wiese am Ufer der Wupper. Hinter sich eine Strebe des Schwebebahngerüsts. Die fast ländliche Idylle wurde mitten in Oberbarmen abgelichtet, verrät Klose.