Berufe Ohne sie gibt es keine Ausstellung

Sierra Elizabeth Kaag ist Registrarin im Von der Heydt-Museum und so manches mehr.

 Sierra Elizabeth Kaag im Von der Heydt-Museum. Für Bilder von Fernand Léger war sie schon mal in Japan.

Sierra Elizabeth Kaag im Von der Heydt-Museum. Für Bilder von Fernand Léger war sie schon mal in Japan.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Seit September 2011 ist sie in Wuppertal, hat die Sprache so gut gelernt, dass ihre US-amerikanische Herkunft nicht mehr herauszuhören ist. Sierra Elizabeth Kaag ist eine  Frau mit einem verantwortungsvollen Beruf, den sie ruhig und im Hintergrund erledigt. Sie ist Registrarin, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Sammlungsmanagement und Digitalisierungsbeauftragte im Von der Heydt-Museum. Geht dem Restaurator zur Hand, übernimmt Kurierdienste, kümmert sich um Details der Ausstellungskataloge, um die englischsprachige Korrespondenz im Haus, ist ein bisschen „das Mädchen für alles“, lächelt sie und lässt sich nicht anmerken, dass sie zum Beispiel entscheidenden Anteil am Gelingen der Sammlungsausstellungen trägt.

Doch der Reihe nach: Die heute 36-Jährige wuchs in Moscow im US-Bundesstaat Idaho auf. Ein Schüleraustausch mit Frankreich stellte die Weichen für ihren Berufsweg. Das Unterrichtsfach Kunstgeschichte weckte ihr Interesse, ließ sie nach der Schule am  Carleton College in Northfield (US-Bundesstaat Minnesota) Kunstgeschichte studieren. Es folgte ein „Ausflug“ in die Welt der Restaurierung: eine einjährige Qualifizierung zur Kunstrestauratorin am Studio Art Centers International im italienischen Florenz und die Arbeit als Buch- und Papierrestauratorin an der Washington State University in Pullman (US-Bundesstaat Washington), die sie zwei Jahre lang ausübte. Die nächste Ausbildungsetappe führte sie nach England, wo sie ein Masterstudium der Museumswissenschaften mit Schwerpunkt Kunst  an der  Universität in Newcastle aufnahm, praktische Erfahrungen am Bowes Museum im malerischen Barnard Castle in der Grafschaft Durham sammelte. 2009 trat sie nach dem Ende des Studiums ihre erste Stelle an, als Ausstellungsassistentin bei Lakeland Arts im englischen Lake District.

Aus privaten Gründen unterbrach sie ihren zielstrebigen Berufsweg, zog 2011 nach Wuppertal. Hier lernte sie die Sprache und absolvierte Praktika – 2013 beim Kunstmuseum in Solingen und 2014 beim Von der Heydt-Museum. „Schon nach wenigen Wochen wurde ich  gefragt, ob ich das Fotoarchiv in Teilzeit betreuen wollte“, erinnert sie sich. Sie sagte zu, kümmert sich noch heute darum, erweiterte   sukzessive ihren Aufgabenbereich.

Als Registrarin verwaltet sie die Sammlung, kümmert sich um die Dokumentation des Leihverkehrs. Dabei reizt sie vor allem der Kontakt mit Leihgebern und Institutionen und der Umgang mit der „tollen Sammlung“, der sie immer wieder Neues erfahren lasse. Außerdem sind „Wechselausstellungen immer nur eine begrenzte Zeit im Haus, die Sammlung aber bleibt“. Auch bei der Digitalisierung, in die sie seit 2017 eingebunden ist, lernt sie die Sammlung weiter kennen, entdeckt so neue Ausstellungsideen. Klar stecke viel Logistik in ihrem Tun, aber eben auch die Begegnung mit netten Menschen.

Etwa hundert Werke verleiht
das Museum im Jahr

Etwa bei der Hauptversammlung der Registrare in Mannheim dieses Jahr, auf der sie viele Impulse erhalten und persönliche Kontakte geknüpft habe, so dass sie sich schon auf die nachfolgende Veranstaltung im nächsten Jahr freue. Außerdem genießt sie die Ausstellungseröffnungen, wenn die auswärtigen Leihgeber anreisen, die Reisen als Kurierin, die sie in andere Häuser führen. Etwa nach Tokio, wo sie zwei Bilder von Fernand Léger in Empfang nahm.

Kuratoren entscheiden, was sie ausstellen wollen, Mitarbeiter kümmern sich um die Beschaffung externer Werke oder Anfragen anderer Häuser, die Kunst des Museums  ausleihen wollen. Von der Korrespondenz über die Prüfung der Verträge und Versicherung der Ausstellungsstücke bis zur Dokumentation der Beschaffenheit der Leihgaben. Etwa hundert Werke verleiht das Museum im Jahr, leiht selber – aktuell zum Beispiel für die Ausstellung zu Else Lasker-Schüler im Herbst –  von der kleinen Postkarte, die einst der Maler Franz Marc an die befreundete Lyrikerin schickte, bis zum großen Gemälde. Geht ein Bild oder eine Skulptur auf die Reise, prüft der Restaurator den Zustand, den wiederum Kaag zusammen mit der ordnungsgemäßen Verpackung dokumentiert. Manchmal begleitet sie auch den Transport, um wiederum beim Auspacken der wertvollen Objekte dabei zu sein. Umgekehrt empfängt sie Kuriere anderer Häuser, organisiert das Auspacken der geliehenen Ausstellungsstücke.

Nicht zu vergessen die Arbeit an den Katalogen, die bebildert  werden wollen – Im Herbst der über Else Lasker-Schüler und danach direkt der über Oskar Schlemmer. Zeit für aufregende Kurierdienste bleibt da kaum.

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