„Mozart beschreibt Seelen“

Regisseur Johannes Weigand bringt blaues Blut in Wallung. „Figaros Hochzeit“ hat am 27. Januar im Schauspielhaus Premiere – als Fest der Gefühle.

"Jeder ist eine Gräfin - oder ein Graf." Regisseur Johannes Weigand adelt seine Zuschauer schon jetzt. "Figaros Hochzeit" bringt die Drehbühne und die Emotionen zwar erst am kommenden Sonntag ins Schwingen, doch eines darf schon jetzt verraten werden: Das Publikum kann sich in den amourösen Abenteuern wieder erkennen - egal, ob als Graf oder Gräfin, als junger Page oder reife Haushälterin.

RegisseurJohannesWeigand spricht mit einem Ausrufezeichen, weil er sich freut, die Solisten-Rollen nahezu komplett mit Ensemblemitgliedern besetzen zu können.

Der Opern-Oberspielleiter setzt nämlich auf Emotionen: "Mozart beschreibt Seelen", schwärmt der Regisseur, "er schaut tief in die Leute hinein." Das blaue Blut gerät deshalb ordentlich in Wallung, wenn Weigand das 18. Jahrhundert wieder lebendig werden lässt. Kostüme in historischen Schnitten weisen in eine Vergangenheit, die alles andere als verstaubt ist - weil die Handlung wegweisende Akzente setzte, denen Weigand mit Euphorie nachspürt: "Das Besondere ist, dass das Stück vor der Französischen Revolution geschrieben wurde. Die Figuren haben Gefühle. Das eint sie - unabhängig vom Stand."

Mit der Vertonung der Komödie von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais haben Wolfgang Amadeus Mozart und sein Librettist Lorenzo da Ponte 1785 viel gewagt (siehe Kasten). Kein Wunder, dass sie für Weigand eine echte Herzensangelegenheit ist: "Es geht - im Bewusstsein der Stände - um Gefühle im bürgerlichen Sinne."

Apropos: Wer den Eindruck hat, dass ihn das Bühnenbild im Schauspielhaus an eine frühere Inszenierung von Weigand ("Der Barbier von Sevilla") erinnert, kann sich auf sein Gefühl verlassen. Aus gutem Grund: Weigand setzt die Oper mit Blick auf den "Barbier von Sevilla" in Szene - die dortige Handlung wird schließlich durch "Figaros Hochzeit" fortgesetzt.

"Das Bühnenbild soll die Figuren sehr nahe an den Zuschauer bringen", hofft der Regisseur - mehr wird erst am Sonntag verraten. Dass die erste Vorstellung am 27. Januar, 18 Uhr, bereits ausverkauft ist, überrascht nicht. Denn "Figaros Hochzeit" ist ein Hauptwerk - für die Sänger und Sinfoniker genauso wie für Opernfreunde. Dass es in Wuppertal vor allem ein Ensemblestück ist, freut Weigand ganz besonders. Nahezu jedes Ensemblemitglied kommt zum Einsatz - in einer von zehn Solistenrollen. Gesungen wird auf Italienisch, Übertitel übersetzen.

"Die genaueste Theatermusik, die ich kenne", hat Weigand mit dem nötigen Respekt behandelt: "Wir haben rezitativ gekürzt - aber wenig." In der "wahnsinnig präzisen Oper" können sich durch Mozarts "große Liebe zu den Figuren" übrigens nicht nur die Grafen und Gräfinnen von heut wieder erkennen.

Auch "eine der schönsten pubertären Rollen" ist in "Figaros Hochzeit" zu finden: Immer wieder durchkreuzt der junge Page Cherubino die Pläne aller Intriganten und sorgt für die verrücktesten Wendungen - eine verlockende Aufgabe, die bei der Premiere Joslyn Rechter übernimmt.

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