Gene und Klone als Stoff für einen Roman

Der Biologe Bernd U. Krippl ist zum Schriftsteller geworden. Sein neuester Roman spielt in der Welt der Genforschung.

Wuppertal. Was braucht ein Autor, um Erfolg auf dem Buchmarkt zu haben? Einen Verleger, der ihn auf allen Messen dieser Welt als vielversprechenden Newcomer anpreist? Ein skandalträchtiges Leben, mit dem sich die Klatschspalten in der Regenbogenpresse füllen? Oder einfach ein gutes Thema, mit dem sich Lesefreunde finden lassen? Bernd U. Krippl hat sich mit seinem aktuellen Buch, einem Roman aus der Welt der Genforschung, für Letzteres entschieden.

"Als Autor möchte ich keine Fragen beantworten, sondern den Leser zum Nachdenken animieren." Das gelingt in "Harter Fall" auf unterhaltsam-spannende Weise perfekt. Eingebettet in eine sogenannte Science-Faction-Geschichte rund um Klone, Zellzyklen und Experimente thematisiert der Wuppertaler ("Ich wurde zwar in Bad Neuenahr geboren, kam aber bereits dreijährig nach Wuppertal") mit präzisem Blick für Details Themen wie Freundschaft, Kontrolle und Überwachung und hält manch dramaturgische Überraschung parat.

"Überwachung ist nicht erst seit der Bespitzelung bei der Telekom oder Lidl ein Thema", konstatiert der promovierte und habilitierte Biologe. Wer überwacht beispielsweise wen in der Wissenschaft, wer guckt ab, plagiiert? Ja, lächelt er, sein Wissenschaftsroman trägt einige autobiografische Züge. "Zwischen Hauptfigur Georg und mir gibt es viele Übereinstimmungen in der Denkweise und Moralität."

Auch die Schauplätze - die Handlung spielt in Marseille, Bochum, New York und dem Luisenviertel - kennt Bernd Krippl aus dem Effeff. Denn bevor der 58-Jährige sich seiner "zweiten Liebe", der Literatur, verschrieb, war er 20 Jahre als überaus renommierter Wissenschaftler in der Krebsforschung tätig. Unter anderem arbeitete er mit drei Nobelpreisträgern zusammen, seine Forschungen fanden nicht in irgendeinem Kämmerchen, sondern lange an der Columbia Universität statt. Heute lebt der Autor wieder in Wuppertal.

Wer nun meint, Bernd Krippl entspräche dem Klischee eines verschrobenen Wissenschaftlers, irrt gründlich. Keine noch so authentische Laborszene im Buch hat etwas Dozierendes. "Das war ein echter Spagat: faktisch richtig und dabei gut verständlich zu bleiben."

Sprache, vor allem Poesie, liebt Krippl. Und er weiß damit umzugehen. "Harter Fall" ist sein bereits vierter Roman. Der Vorgänger "Kaiserwetter" war ein waschechter Liebesroman ("Ich bin Romantiker"), "Der Zahn des Tigers" taucht noch weiter in die Biologie ein und zurzeit brütet Krippl, wie er es selber nennt, über einem neuen Skript. "Angedacht ist das Thema Umwelt im weiteren Sinne. Da muss ich erstmal gucken, was ich dazu zu sagen habe", sagt er lachend.

Natürlich gab es auch Bedenken. "Ich hatte anfangs durchaus Zweifel an meiner schreiberischen Kompetenz." Das Leben als Schriftsteller beschreibt er als "superhart. Jenseits des Finanziellen will man sein Publikum doch begeistern. Und Publikum zu bekommen, ist ein steiniger Weg."

Im Oktober startet Bernd Krippl eine Lesetour in Frankfurt und wird auch in Wuppertal zu hören sein. Krippl trägt gern aus seinen Büchern vor: "Das ist das Tolle an einer Lesung: die unmittelbare, direkte Resonanz."

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