Ein Fest in zwei Akten: Literaten bekennen sich zum Theater

Der Verein ist seit zehn Jahren an der Friedrich-Engels-Alle zu Hause. Gefeiert wurde zwei Tage lang – auch an der Kluse.

Wuppertal. Ein Wochenende lang wurde gefeiert - wohlklingend und abwechslungsreich, wie es sich für ein Fest dieses Kalibers gehört. Seit zehn Jahren ist das Literaturhaus Wuppertal am Haspel präsent, unter der Überschrift "Leselust von früh bis spät" wurde dies nun gewürdigt.

Waren es am Samstag unter anderem Hermann Schulz, Friederike Zelesko und Ulrich Land, die Geschichten für junge Zuhörer lasen - während der beliebte Illustrator Wolf Erlbruch seine unverwechselbaren Bilder zeichnete -, ging es nachmittags mit Karl Otto Mühl und Michael Zeller weiter. Diese Autorenlesungen fanden an der Friedrich-Engels-Allee, also quasi als Heimspiel, statt. "Als Literaturhaus wollen wir geistigen Beistand im Kampf um das Theater zeigen", erklärte Anne Linsel, 1. Vorsitzende.

Denn von der drohenden Schließung des Wuppertaler Schauspielhauses ist auch die Literatur betroffen - nicht nur, weil in den vergangenen Jahren viele Romane dramatisiert auf die Bühne gebracht wurden.

Die sonntägliche Schauspieler-Lesung fand folgerichtig im Kleinen Haus statt. Ingeborg Wolff, früheres Ensemblemitglied, stellte gestern aus Goethes "Wilhelm Meister" jene Passagen vor, in denen überaus schwärmerisch dem Theater als besonderem und wichtigem Ort ein Loblied gesungen wird. Jörg Reimers, der zurzeit mit Holk Freytag, dem früheren Wuppertaler Intendant, für die "Sommergäste" in Bad Hersfeld probt, las hingegen eine feinsinnig-ironische "Rede für einen Kulturpolitiker", verfasst von Michael Zeller mit dem Titel "Kunstfreiheit 2010". Tenor dieses zur Lage der Theatersituation geschriebenen Textes: Frei von Kunst bewegen wir uns ins kommende Jahrhundert.

Nachdem Schauspiel-Intendant Christian von Treskow Auszüge aus Kafka und Einar Schleef vorgetragen hatte und zwei Studentinnen der Hochschule für Musik, die Sopranistin Katharina Kunz und Pianistin Katharina Ilse, unter anderem "Eine Nacht voller Seligkeit" besungen hatten, traten als weitere Glanzlichter Edgar M. Böhlke - er war Ende der 60er Jahre Mitglied des Wuppertals Ensembles und drehte gerade mit Tom Tykwer einen Film - und die wegen der Bundesbahn verspätete Schauspielerin Barbara Nüsse ans Mikrophon.

Jeder Beitrag erhielt seinen wohlverdienten Applaus. An beiden Tagen war die Resonanz auf das Hörfest überaus positiv, was die Bedeutung von Kunst im Allgemeinen und spezifischen Ereignissen wie einem solchen Literaturmarathon im Besonderen unterstrich.

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