Drei Fragen an... Regisseurin Anna-Lena Kühner

Anna-Lena Kühner inszeniert zum ersten Mal in Wuppertal: Die 32-Jährige feiert am 25. Januar um 20 Uhr Premiere im Kleinen Schauspielhaus. Eines steht schon jetzt fest: Wenn sich der Vorhang für „Das Produkt“ hebt, wird Hendrik Vogt alle Blicke auf sich ziehen.

Der Ensemble-Schauspieler setzt Mark Ravenhills Ein-Personen-Stück an der Kluse um. Erzählt wird eine Mediensatire: Der Produzent James verrät der Schauspielerin Olivia den Plot eines Drehbuchs. Dabei geht es um Amy, eine junge, global agierende Geschäftsfrau, deren Freund beim Anschlag auf das World Trade Center starb und die sich ausgerechnet in den attraktiven Al-Qaida-Kämpfer Mohammed verliebt. Hautnah erlebt sie die Planung eines Selbstmordattentats. Amy verrät Mohammed an die Polizei, doch als sie Fernsehbilder von seiner Misshandlung im Gefängnis sieht, wechselt sie die Seiten. Karten und Infos zu weiteren Terminen gibt es unter Telefon 569 4444.

Frau, Kühner, Sie stellen am Mittwoch, 25. Januar, ein neues Produkt der Wuppertaler Bühnen vor: Sie bringen eine Mediensatire auf die Bühne. Was zeichnet „Das Produkt“ aus Ihrer Sicht aus?

Anna-Lena Kühner: Mark Ravenhill schafft es, gleich mehrere Themen — von Islamphobie bis hin zur Macht und Manipulation durch die Unterhaltungsindustrie — anzuschneiden und trotzdem unterhaltsam zu bleiben. Wie der Titel impliziert, sind alle im Stück nur Ware: der Produzent, der Star, das Drehbuch, die Themen, aber auch das Theaterstück, die Aufführung und der Schauspieler des Abends selbst. Mich interessiert daher besonders der Aspekt des Verkaufens. Das Leben zeigt sich hier als permanente Casting-Situation für alle Beteiligten, in der der Inhalt immer bedeutungsloser wird, solange die Präsentation stimmt und auch Sex und Gewalt nur noch Handelsware sind. Ravenhill zeigt uns — mit teils drastischer Sprache, aber dramaturgisch genau gebaut — eben diese Strategien auf.

Der britische Dramatiker setzt sich mit der modernen Medienwelt auseinander — also nicht zuletzt mit der Tatsache, dass sie zu einem prägenden Teil von der Einschaltquote regiert wird. Auch das Theater lebt von der Zuschauerquote. Weshalb sollten Wuppertaler Ihre Bühnen-Version nicht verpassen?

Kühner: Die Idee, auf einer Bühne live einen Film nachzuspielen beziehungsweise ein Drehbuch vorzustellen (was Filmproduzent James versucht), hat ein großes Spaßpotenzial. Wir zeigen sozusagen einen Unplugged-Action-Film — aber eben live. All die kleinen Tricks der filmischen Dramaturgie werden genau bedient, ob Schnitte, Close-ups, Musik oder Slow Motion. Aber da nur eine abgespeckte Version zeigbar ist, wirken diese Mechaniken eher wie Slapstick, und vielleicht ertappt man sich beim Schmunzeln über die Szenerie auch selbst — mit Blick auf die eigenen Sehgewohnheiten.

Gibt es eine Lieblingsszene?

Kühner: Ich mag die Momente am liebsten, in denen James aus der Rolle fällt und etwas von der eigenen Hoffnung und Gehetztheit durchblicken lässt. thö

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