Der Autor Roman Möhlmann: Faust, Hirschbraten und die Tragödie der Menschheit

Der Wuppertaler hat seinen ersten Roman geschrieben: Goethes Klassiker erscheint im Science-Fiction-Gewand.

Wuppertal. Warum tut Roman Möhlmann das? Das ist die Kinderfrage, mit der man unwillkürlich seinen Erstling "Faust und die Tragödie der Menschheit" aufschlägt.

Ein 26-Jähriger beschließt, eine der wichtigsten Figuren der deutschen Sagenwelt, Faust, über den doch spätestens seit Johann Wolfgang von Goethes "Faust I und II" und Thomas Manns "Doktor Faustus" alles gesagt zu sein schien, auf strammen 333 Seiten in literarisch neuem Gewand zu besprechen. Getreu dem Motto: Jede Zeit hat ihre eigene Faust-Dichtung.

"Ja, das klingt so bedeutungsschwanger", sagt der Wuppertaler grinsend, "ist es aber gar nicht." Denn sein Faust ist eine moderne Fassung, Science-Fiction und Polit-Thriller inklusive. Irgendwie scheinen auch Lieblingsfilme wie "Herr der Ringe" und "Matrix" Eingang gefunden zu haben.

Autor Roman Möhlmann über seinen ersten Roman.

Schon seit der Abschlussklasse im Deutsch-Leistungskurs am Gymnasium Sedanstraße ist er vom Stoff fasziniert: "Ich finde das Thema unheimlich interessant", sagt Möhlmann.

Peter Gorskis Verfilmung mit Will Quadflieg in der Titelrolle und eine intensive Auseinandersetzung mit Sekundärliteratur waren ein "toller Aufhänger, selbst was darüber zu machen".

Nach dreieinhalbjähriger Schufterei "bis tief in die Nacht", neben Studium und Jobs, liegt nun also sein erster Roman vor. "Dieses Buch, diese großen epischen Sätze brannten mir schon immer unter den Nägeln", erinnert er sich. "Schon bevor ich die erste Kurzgeschichte verfasste, hatte ich sie im Kopf."

Tatsächlich sind die kurzen Geschichten, darunter nach Eigenaussage Untypisches mit aktuellem Bezug wie die Problembär-Geschichte "Bruno" ("mir gingen die Politiker mit ihrer Halbherzigkeit echt auf die Nerven") und die für Möhlmann typische Science-Fiction-Einlassung "Stunde Null" feine Fingerübungen. "Eigentlich schreibe ich nicht gerne aus akutem Anlass."

Im Rahmen der Reihe "Wuppertal liest" waren Bürger bei einem Schreibwettbewerb aufgerufen, sich zum Thema "die Stadt, ihr Duft, ein Text" zu äußern.

Für den Ur-Wuppertaler ("ich liebe das Talpanorama und die Aussicht") war das ein "schöner Aufhänger", für die Anthologie "Schnupper mal - Wuppertal" Zeilen mit dem Titel "Wupperduft" zu verfassen. Anders als seine "Wupperduft"-Hauptfigur Tom ("nicht in Anlehnung an Tom Tykwer, sondern Tom Sawyer") schwärmt er allerdings nicht für heiße Waffeln, sondern einen guten Hirschbraten.

Aber träumen kann Möhlmann wie sein Held Tom und dürfte er sich die Erfüllung eines Traumes wünschen, dann würde er gerne "vom Bücherschreiben leben können".

In der Realität möchte er mit Freundin Myriam eine Familie gründen - und versucht, sein Fernstudium im wohl klingenden Fach "Formierung der europäischen Moderne" zum guten Abschluss zu bringen.

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