Literatur: Adel verpflichtet in Afrika - Die schlaue Mama Sambona regiert mit purer Lebenslust

Der Wuppertaler Peter Hammer Verlag legt sein Programm für den Herbst 2007 vor.

Wuppertal. Ihr Thron ist ein Schaukelstuhl: Weil es Mama Sambona im Palast zu stickig ist, wohnt die alte Königin in einer bescheidenen Holzhütte. Wenn das die englische Queen wüsste - sie käme womöglich mit einer Tasse Tee vorbei, um den Zeigefinger majestätisch zu erheben, eine Standpauke zu halten und den Kopf samt Kronjuwelen zu schütteln.

Denn ihre Kollegin aus Afrika hat keine Angst, sich die Hände schmutzig zu machen, und arbeitet mit Vorliebe auf dem Feld, statt im Palast weiße Tischdecken auffahren zu lassen und für gut betuchte Adelsgäste repräsentative Gala-Empfänge zu geben.

"Die schlaue Mama Sambona", die Hermann Schulz in seinem neuen Bilderbuch porträtiert, ist eine patente Frau, die nicht einmal der Tod zum Stillstand verdammen kann. Den Herrn, der sie in ihrer Hütte besucht, um sie zu ihren Ahnen zu bringen, fordert sie kurzerhand zum Tanz auf, und der Tod lässt sich taktvoll verführen - vom Rhythmus der Trommeln, von der vitalen Mama Sambona und dem Fest, das sie aus purer Lebenslust gibt.

Doch was wäre solch afrikanisches Temperament ohne bergisches Einfühlungsvermögen? Nicht entstanden. Denn die Wiege der Schaukelstuhl-Königin steht in Wuppertal: Erschienen ist die Parabel auf die Lebensfreude im Peter Hammer Verlag, den Schulz 35 Jahre lang - bis 2001 - geleitet hat.

Neben der schlauen Mama finden sich im druckfrischen Herbstprogramm bewährte Schwerpunkte: Belletristik aus Afrika und Lateinamerika steht neben Bilder- und Kinderbüchern, mit denen die aktuelle Verlagsleiterin, Monika Bilstein, am pädagogischen Anspruch des Verlags festhält.

Treu bleibt das Traditionshaus auch seinen größten Stützen: renommierten Wuppertaler Autoren. Neben Hermann Schulz sorgt vor allem Wolf Erlbruch für Sehens- und Lesenwertes. "Die große Frage", ein Klassiker des preisgekrönten Illustrators, erscheint als Sonderausgabe im kleineren Format. Außerdem wird ab August der "Kinderzimmerkalender 2008" ausgeliefert, in dem Erlbruch illustriert, wie herrlich unberechenbar die tierische Hassliebe zwischen Hund und Katze sein kann.

Dazu kommen das Erstlesebuch von Karin Koch und André Rösler ("Mia mit dem Hut"), die poetischen Kindheitserinnerungen von Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú ("Das Mädchen von Chimel") und "Das Buschbaby", die neue Afrika-Komödie von Meja Mwangi.

Auch die Ethnologie-Neuerscheinung befasst sich mit Afrika: Bernhard Streck ("Sudan") liefert neue Ansichten eines zerrissenen Landes. Auf der anderen Seite der Welt, im Hochland Guatemalas, forschte Barbara Tedlock. Sie fasst "Die Kunst der Schamanin" in Worte, stellt also "Heilen und Wissen als weibliche Tradition" vor.

Während Karl-Albrecht Immel und Klaus Tränkle über die Globalisierung und den "Tatort Eine Welt" aufklären wollen, hat auch Jenny Robson mehr im Sinn, als nur zu unterhalten. "All for Love" ist ein Krimi für Jugendliche und beschreibt den Alltag in einer südafrikanischen Kleinstadt - ein Leben mit Schule, Liebe, Aids und Musik.

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