Neue CD: Der Professor schließt eine Lücke und öffnet „Das Buch der hängenden Gärten“ von Arnold Schönberg

Schönbergs Liederzyklus wurde seit 15 Jahren erstmals mit deutschen Interpreten neu aufgenommen: Josef Anton Scherrer und Melanie Heinz erinnern mit ihrer CD an den Komponisten.

Wuppertal. Von Arnold Schönbergs Liederzyklus "Das Buch der hängenden Gärten", op. 15 gab es seit 15 Jahren keine Neuaufnahme mit deutschen Interpreten. Diese Lücke schließen nun Melanie Heinz (Mezzosopran) und Josef Anton Scherrer (Klavier) mit der CD "Arnold Schönberg - Lieder".

Die Einbindung des Zyklus’ nach Gedichten des Expressionisten Stefan George in die zwei Lieder des op. 14, das Lied "Am Strande" und die acht Lieder des op. 6 macht Sinn und zeigt auch die musikalische Entwicklung im Liedschaffen des Begründers der "Zweiten Wiener Schule" auf.

In seinem Opus 14 experimentiert Schönberg (1874-1951) mit Quartenakkorden, die den Dreiklang verdrängen und mit denen er in den beiden Winterliedern Starres, Eisiges und Unberührtes beschreiben will: "Vielleicht spricht durch diese Unberührtheit die Zukunft unserer Musik."

In die begibt er sich zwischen 1908 und 1909 mit seinem Opus 15: "Nun ich aber diese Bahn endgültig betreten habe, bin ich mir bewusst, alle Schranken einer vergangenen Ästhetik durchbrochen zu haben."

Es wird das Schlüsselwerk der Moderne in freier Atonalität. Schönberg folgt der dramatischen Schilderung einer leidenschaftlichen Liebesbeziehung mit farbenreicher, unbefangener Gestaltung des Tonmaterials. Das reicht von gebundenen Rezitativen über melodische Expression bis zu dramatischen Höhepunkten in der Singstimme.

Melanie Heinz singt in ausgereifter Mezzolage, deren Beweglichkeit große Tonräume umfasst, von dunkler Tiefe bis in sichere Höhen. Nur die sehr hohe Lage bis zum A der zweigestrichenen Oktave schafft sie mühsam, im aufgeregten Forte nur mit Forcieren, im Piano gepresst.

Dafür überzeugt die Mezzosopranistin mit einer klaren und doch weichen, fein timbrierten Mittellage, der alles Schwärmerische und Schmelzende abgeht - bestens geeignet also für die Schilderung der tragischen Innenwelt des lyrischen Ichs in der Schönberg’schen Musiksprache.

Josef Anton Scherrer, Professor für Klavier an der Musikhochschule Wuppertal, legt den Klavierpart begleitend oder kontrastierend an. Er kommentiert die Sopranstimme oder macht Inhalte hörbar. Dabei gibt er der Sängerin den nötigen Raum, nimmt sich zurück oder exponiert - je nach musikalischen Erfordernissen sehr professionell.

Die Aufnahme vom Wuppertaler Label "panofon" in der Immanuelskirche ist klangsinnig ausgelotet. Auch bei mehrmaligem Hören sind keine Aufnahmeschwächen auszumachen. Das Booklet enthält neben Liedtexten und Biografien auch Informationen von Manfred Aust.

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