Sinfonieorchester Als der Checker Tobi Beethoven in der Stadthalle suchte

Wo ist Ludwig van Beethoven? Die Verabredung galt für Sonntag, 11 Uhr, an der Stadthalle. Das hatte der Komponist dem Checker Tobi fest zugesagt. Sagt der und steht doch nun allein auf der Bühne. Wobei, so ganz allein ist der aus dem Kinderkanal bekannte Moderator Tobias Krell dann doch nicht: Zahlreiche Musiker des Sinfonieorchesters Wuppertal und Dirigentin Yura Yang sind auch da.

 Checker Tobi (Tobias Krell)  bezog das Sinfonieorchester intensiv in seinen Beethoven-Check ein.

Checker Tobi (Tobias Krell)  bezog das Sinfonieorchester intensiv in seinen Beethoven-Check ein.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Und der Große Saal des Prachtgebäudes auf dem Johannisberg ist einschließlich rundum geführter Empore gefüllt. Ausverkauft – soweit es in Coronazeiten erlaubt und möglich ist. Das erste Familienkonzert während der Pandemie unternahm auf launig-frische Weise einen Beethoven-Check.

Irgendwie ist „Ludi“ (alias Tobias Krell) natürlich auch da – irrt durch den Keller der Stadthalle. Die Filmkamera ist ihm dicht auf den Fersen. Die lockige, weiße Perücke rutscht auf dem Kopf hin und her, den Taktstock hält er in der einen, eine Kerze in der anderen Hand, der rote Schal um den Hals schützt vor der Kälte. Er sucht vergeblich die Bühne, wo er doch hingehöre, schimpft er. Bis er am Schluss aufgibt und erschöpft und laut schnarchend einschläft. Die Kinder können ihn immer wieder auf der großen Leinwand sehen, die oberhalb der Bühne hängt, Projektionsfläche auch für die Einspielungen des Orchesterspiels. Sie schreien aus vollem Hals, damit auch der Checker Tobi eine Chance bekommt, seine Verabredung zu treffen. Doch daraus wird nichts. Auch das Ständchen zum 250. Geburstag, das die kleinen und großen Besucher durch die Maske hindurch aus voller Kehle singen, erreicht den Komponisten nicht.

Also dreht sich alles um die Musik Beethovens. Eine gute Stunde lang. Mit Hörbeispielen aus 3., 5. und 7. Sinfonie und seinem einzigen Violinkonzert, die seine geniale und wegweisende Musik in Erinnerung bringen. Mit Informationen über sein Leben und seine Arbeit. Und fast nebenbei gibt es eine kleine Orchesterkunde und eine Einführung in den Aufbau einer Sinfonie. Reichlich Checkerstoff also. Tobias Krell zur Seite stehen die Musiker, die Sabine und der Udo, die Angelika und der Michael und die anderen. Vor allem aber Dirigentin Yura (Yang) und der erste Konzertmeister Yusuke (Hayashi), der an diesem Vormittag auch Solist ist.

Mit Hilfe des Orchesters Person und Werk auf der Spur

Als erstes erstellen sie einen Steckbrief des Gesuchten, der 1770 in Bonn geboren wurde und 1827 in Wien starb, der aus einer musikalischen Familie stammte, mit einem Hofkapellmeister als Großvater und einem Sänger als Vater, der zwar sechs Geschwister, aber keine eigenen Kinder hatte. Der gerne spazieren ging und die Geselligkeit in „Bierhäusern“ suchte. Der in jungen Jahren das Klavierspiel lernte und schon mit sieben Jahren sein erstes Konzert gab.

Ein schwieriger Mensch sei er gewesen, einsam und frustriert, weil er schon früh taub wurde, erzählt Yura. Und leitet zum 1. Satz der 5. Sinfonie über, die mit ihren durchgängigen, wütenden drei Schlägen sehr gut Frust und Wut ausdrücke. „Er war schon ein Revolutionär in der Musik, ein supermutiger Typ“, erklärt sie.

Drei Sinfonien und
das einzige Violinkonzert

Um wenige Augenblicke und Takte später über ihre eigene Arbeit Auskunft zu geben. Nachdem der Checker Tobi, die Maske über Nase und Mund, durch das coronabedingt ausgedünnte und teilweise durch durchsichtige Wände getrennte Orchester gezogen ist, um die einzelnen Instrumente vorzustellen – von den ersten Geigen bis zur Pauke.

Dass Instrumente durchaus Wertgegenstände sein können, wird auch verraten: Die teuerste Geige etwa kostet mehr als 10 Millionen Euro, die von Yusuke immerhin noch so viel „wie ein schönes Auto“. Und weil dem Moderator Erklärungen über Gedanken und Taktstock nicht reichen, muss er natürlich selbst an das Dirigirpult treten. Was große Erheiterung im Publikum auslöst und dem wild Gestikulierenden die Erkenntnis verschafft, dass es gar nicht so einfach ist, ein Orchester zum Zusammenspiel zu führen.

Alles andere als einfach ist auch die Arbeit eines Solomusikers. Yusuke Hayashi etwa hat mit vier Jahren begonnen, das Geigenspiel zu lernen – was an diesem Vormittag im Saal sonst keiner von sich behaupten kann. Auf das schwierige Violinkonzert hat er sich lange und sorgsam vorbereitet. Erzählt’s und stimmt virtuos den dritten Satz an.

Mit einem Ausschnitt aus Tobias Krells Lieblingssinfonie, der 7., endet das unterhaltsame Konzert. Und mit einer kurzen, begeistert unterstützten Abfrage der zuvor gehörten Informationen. Da fällt kaum auf, dass coronabedingt Sitzkissenzone und Mitspielstück diesmal entfallen mussten.

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