Neuss-Röckrath Röckrath wird ans Gasnetz angeschlossen

Röckrath. · Die Stadtwerke schließen den Ortsteil an die Gasversorgung an und planen neue Technologien gleich mit ein.

 Ekkehard Boden, Michael Hambloch, Florian Krah und Guido Tackenberg mit den Neukunden Gerhard Juszak und Horst Woltmann (v.l.)

Ekkehard Boden, Michael Hambloch, Florian Krah und Guido Tackenberg mit den Neukunden Gerhard Juszak und Horst Woltmann (v.l.)

Foto: Georg Salzburg (salz)

Der Flüssiggas-Tank am Haus, in manchen Teilen Deutschlands noch Symbol ländlicher Abgeschiedenheit, hat in Röckrath ausgedient. Denn die Stadtwerke kommen. Ende Mai begann der Versorger damit, das Gasnetz von Grefrath aus in die Siedlung am Stadtrand auszudehnen, jetzt werden die ersten Haushalte angeschlossen. Und weil Wasserstoff nach Ansicht vieler Experten künftig eine wichtige Rolle als Energieträger spielen wird, wurden in Röckrath erstmals Rohre mit einer so hohen Materialdichte verlegt, dass auch Wasserstoff mit seiner anderen Molekularstruktur hindurch geleitet werden kann.

Mit dem Ausgreifen in Richtung Röckrath schließen die Stadtwerke einen weiteren weißen Fleck auf ihrer Versorger-Landkarte. Zuvor war Helpenstein ans Netz angeschlossen worden, Dirkes könnte das nächste Projekt werden. Und die Stadtwerke kommen nicht ungelegen. Mehr als 50 Prozent der Haushalte in Röckrath wollen künftig Gas beziehen.

Einer dieser Hausbesitzer ist Gerhard Juszak, der bislang einmal im Jahr als Sammelbesteller für seine Nachbarschaft Heizöl geordert hat. „Den Job bin ich los“, sagte er beim Ortstermin am Freitag. Horst Woltmann, ein anderer Neukunde, geht sogar noch weiter. Er entschied sich auch dafür, eine Photovoltaikanlage zur Erzeugung von Strom aus Sonnenkraft anzuschaffen. „Die Kombination aus Gastherme, Photovoltaik und Speicher führt in der Klimabewertung zu besseren Werten“, sagt Ekkehard Boden, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke. Und damit zur Reduzierung des CO2-Ausstosses. Das erkenne auch der Gesetzgeber an.

Mit dem Gasanschluss auch andere Optionen anzubieten, nennt Boden „als Energieversorger Brücken schlagen“. So können die Röckrather auch entscheiden, ob sie gleich noch eine Ladestation für ein Elektro-Fahrzeug ordern möchten. Und auch zur Finanzierung einer neuen Heizung können die Stadtwerke über ein Contracting-Modell ein Angebot ­machen.

Künftig liefern die Stadtwerke
das sogenannte H-Gas

Mit den 100 neuen Anschlüssen in Röckrath wächst das Netz der angeschlossenen Geräte auf rund 40 000. Für diese steht in den kommenden Jahren eine Umstellung an, denn ab 2025 können die Stadtwerke kein niederkalorisches L-Gas mehr liefern, das meistenteils in den Niederlanden gefördert wird. Künftig gibt es sogenanntes H-Gas, das einen um zehn Prozent höheren Brennwert hat. Die Anpassung der Geräte darauf erfolgt in zwei Schritten.

Erster Umschalttag ist nach Darstellung von Florian Krah, dem Abteilungsleiter Leitungsbetrieb, der 6. Juli 2021. Hoisten, Weckhoven, Speck-Wehl und Helpenstein werden ab dann mit H-Gas versorgt. Insgesamt betrifft das 3400 Kunden. Die Masse der Erdgaskunden – insgesamt gut 35 000 – folgt 2025.

Zwei Jahre vor dem Schalttag werden die Kunden angeschrieben, ein Jahr vorher beginnen von den Stadtwerken beauftragte Firmen damit, die betroffenen Geräte zu erfassen. Über einem Abgleich mit dem jeweiligen Hersteller wird dann ermittelt, ob der Brenner auf das neue Gas noch umgestellt werden kann – und wie. „Bei Geräten, die nicht älter sind als 30 Jahre, ist das in der Regel möglich“, sagt Krah. Die Nachrüstung selbst wird in den Wochen vor dem Schalttag vorgenommen. „Eine solche Marktumstellung ist enorm aufwändig. Und wir dürfen daran nichts verdienen“, sagt Krah. Die Erfassung in den für 2021 definierten „Umschalt“-Gemeinden ist gelaufen. 98,5 Prozent der Geräte konnten dabei erfasst werden. 100 Prozent sollten das Ziel sein, so Krah, denn „nach dem 6. Juli 2021 gibt es nur zwei Zustände: umgestellt oder gesperrt.“

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