Schwerer Vorwurf: Jäger verstümmeln Enten

Kreisjägerschaft weist Behauptung zurück und will rechtliche Schritte einleiten.

Rhein-Kreis Neuss. Thomas Nachtigal ist außer sich. Der Meerbuscher will auf Fotos im Internet entdeckt haben, dass Neusser Jäger Enten die Flügel verstümmelt haben. "Da werden lebendigen Enten die Flügel beschnitten, damit sie den Hunden nicht wegfliegen können", sagt er. Nachtigal, der sich stark für den Tierschutz engagiert, bezieht sich auf die Internetseite des "Jagdgebrauchshundvereins Neuss - Grevenbroich 1920": Dort sind Jagdhunde bei der Arbeit mit toten und lebenden Enten zu sehen. Es geht um eine Fortbildung vom 19. Juli 2009 an der Blauen Lagune in Straelen.

Den schweren Vorwürfen widerspricht Stephan Breuer, 1. Vorsitzender und Obmann für das Hundewesen der K.J. - Neuss, der bei der Richterfortbildung, einer Eignungsprüfung für Jagdhunde, im Juli vor Ort war. "Der Hund soll lernen, tote Enten aus dem Schilf und aus dem Wasser zu apportieren."

Die Bilder, auf die sich Nachtigal mit den Verstümmelungs-Vorwürfen bezieht, erklärt Breuer so: "Einer lebendigen Ente werden mit einer wasserlöslichen Papiermanschette die Schwungfedern des Flügels verbunden, so dass sie aus dem Schilf auf das Wasser flieht und der Hund lernt, die Ente zu suchen."

Die Behauptungen bezeichnet der 1. Vorsitzende als "Unverschämtheit". Bei der Richterfortbildung seien 50 bis 60 Teilnehmer gewesen, die das ordnungsgemäße Vorgehen hätten bezeugen können. "Es war auch ein Veterinär anwesend, der die Veranstaltung überwacht hat", sagt Breuer.

Auch Hans-Joachim Klein von der Unteren Jagdbehörde des Rhein-Kreises Neuss bezeichnet Nachtigals Aussagen als falsch: "Wir sind den Vorwürfen nachgegangen und können sagen: Das Tierschutzrecht wird eingehalten, genau wie alle Richtlinien, die in Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium erarbeitet wurden."

Peter Kallen, Vorsitzender der Kreisjägerschaft: "Die Vorgaben, dass die Tiere nicht unnötig leiden dürfen, nehmen wir sehr ernst." Die Jagdhundeprüfung in ihrer Form könne zwar ethische Fragen aufwerfen, beispielsweise, ob die Jagdhunde mit lebenden Enten ausgebildet werden müssen. Da das Umweltministerium diese Frage jedoch mit ’Ja’ beantwortet habe, bewege man sich in rechtlich einwandfreiem Rahmen.

Nachtigal sagt, er sei deshalb auf die Internetseite gestoßen, weil er schon öfter mit den Jägern wegen Tierschutzfragen in Streit gelegen hätte: Vier Jäger wären vor kurzem gegen ihn handgreiflich geworden, er habe Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Die Praxis der Flügel-Verstümmelung habe er bereits an anderer Stelle persönlich beobachtet und kann sie laut eigener Aussage auf den Bildern identifizieren. Die Kreisjägerschaft will jetzt rechtliche Schritte einleiten.

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