Literatur aus Meerbusch: Hektor und Luna auf Abenteuerreise

Von Lank aus schickt David Norman zwei Jugendliche und einen Professor in seine eigene Comic-Welt.

Lank. Alexander und Felix sind schuld - wenn man denn hier von Schuld sprechen darf. Als Gute-Nacht-Geschichte für seine Söhne hat David Norman vor gut 20 Jahren allabendlich neue Geschichten um seine zwei phantastischen Hauptfiguren, Hektor und Buster, gesponnen.

Zielführend war das nicht: Statt langsam einzuschlummern, sprangen die Kinder aufgeregt auf ihren Betten herum und fieberten bei jedem Abenteuer mit.

Vergnügt erinnert sich David Norman daran, wie sein Nachwuchs selbstständig die Geschichten des Vaters weitergesponnen hat. "Bei ihnen hatte es Klick gemacht!"

Diese überschwängliche Reaktion war dem Comic-Liebhaber Jahre später Ansporn. Zielgruppenorientiert mutierte Buster zu Luna, die sich jetzt gemeinsam mit ihrem Schulfreund Hektor und dem leicht verschrobenen Professor Copperbottom auf die Suche nach dem Schatz von Aschkor macht.

Ihr Abenteuer führt sie von Lank in den Vorderen Orient - zu Kamelen und in magische Wüstennächte, zu Begegnungen mit finsteren Bösewichtern und neuen Freunden.

Idee, Szenario und Zeichnung - Zwei Jahre lang hat der 54-Jährige in seinem Lanker Atelier an Geschichte und Bildern gefeilt - abends, nachts und an Wochenenden.

Vereinsamt ist er dabei nicht: "Ich spiel’ zweimal in der Woche Fußball: einmal bei der ASV Herrengymnastik und einmal Indoor Soccer mit einer bunt gemischten Truppe".

Norman sagt: "Den Comic zu zeichnen war eine Wonne." Im Gegensatz zu seiner Arbeit für Verlage und Werbeagenturen habe er keinen Zeitdruck gehabt, kein fremdes Produkt entwickeln müssen. "Es ist mein Baby", sagt der Ire mit Blick auf die druckfrische Ausgabe auf seinem Schreibtisch.

Ein Chaos aus Pinseln, Stiften, Papier und Farben sucht man vergebens: In Lank entsteht fast alles am Computer. Flott geht das nicht: Knapp 30 Minuten benötigt Norman für die erste, briefmarkengroße Skizze einer Seite, bis zu drei Stunden für die zweite, ausgefeiltere Arbeit in DIN A4 Größe, einen halben Tag für die Tuschezeichnung und einen weiteren Tag für die Colorierung.

David Normans Zeichenstil liegt zwischen Naturalismus und Comic. Lebende Vorbilder, wie sie andere Zeichner wählen, haben Hektor, Luna und Copperbottom nicht. Dass der Leser die Figuren und Gesichter immer wiedererkenne, "liegt im Handgelenk", sagt Norman. Die Anatomie einer Person sei wie eine Landschaft. "Wenn man sie einigermaßen beherrscht, kann man damit arbeiten."

Normans zeichnerische Vorbilder im Comic-Kosmos heißen Juan Díaz Canales und Juanjo Guarnido ("Blacksad"), Barbucci und Canepa ("Sky Doll"), Michel Plessix oder auch Gibrat. "Letzterer hat jede Szene als Aquarell gemalt", sagt Norman bewundernd. "Es gibt auch gute Amerikaner, aber ich bin ihrer Superhelden überdrüssig." David Normans Protagonisten lösen ihre Fälle mit Grips und Witz.

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