Meerbusch: Arzt führt Buch über Kinderbesuch

Vorsorge: Arztbesuche sind für Kleinkinder Pflicht. Darüber wacht das Jugendamt.

Meerbusch. Die spektakulären Fälle, in denen Kinder von ihren Eltern schwer vernachlässigt wurden, haben die Öffentlichkeit aufgerüttelt. Hinschauen, sich kümmern und Eltern, die Hilfe benötigen, zu unterstützen - das ist ebenso Aufgabe von Nachbarn und Verwandten wie der Stadt. So appelliert das Jugendamt der Stadt an alle Eltern, die empfohlenen, kostenlosen ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen für ihre Kinder wahrzunehmen.

Für alle Jungen und Mädchen sind von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr zehn solcher Untersuchungen vorgesehen. "Das dient dem Wohl des Kindes und ist deshalb ungemein wichtig", sagt Peter Annacker, Bereichsleiter für Soziale Hilfen und Jugend in der Stadtverwaltung. Erkrankungen oder Fehlentwicklungen würden auf diese Weise frühzeitig erkannt und könnten dann gezielt behandelt werden.

Hinter dem Appell des Jugendamtes steht eine Initiative der Landesregierung. Das Ziel: Die Beteiligung an den Vorsorgeuntersuchungen soll besser werden. Um einen exakteren Überblick zu bekommen, wie die Untersuchungen angenommen werden, sind seit diesem Jahr alle Ärzte verpflichtet, die Namen aller untersuchten Kinder an das Landesinstitut zu melden. Bisher bezieht sich die Meldepflicht auf die Untersuchungen 1 bis 6, ab 1. November werden auch U6 bis U9 meldepflichtig.

Zeigen sich Lücken in der Kontrolle, kommt ein festgelegter Prozess in Gang: Zuerst erhalten die betroffenen Eltern ein Erinnerungsschreiben des Landesinstituts für Gesundheit. Bringen sie ihr Kind dann nicht innerhalb von zehn Tagen zum Arzt, kommen die kommunalen Jugendämter ins Spiel. Das Jugendamt vor Ort ist gesetzlich verpflichtet, sich vom Wohl des Kindes zu überzeugen, "damit wir Vernachlässigung oder Misshandlung ausschließen können", so Peter Annacker.

20 Meldungen des Landes sind seit September im Meerbuscher Jugendamt eingegangen. Etwa die Hälfte stellte sich - oftmals nach aufwendigen Recherchen - als "Fehlalarm" heraus. Meist war die Untersuchung erfolgt, aber die Mitteilung des Arztes nicht eingegangen.

Wurden die Kinder tatsächlich nicht beim Arzt vorgeführt, bittet der Eltern- und Babybesuchsdienst der Stadt schriftlich um Kontaktaufnahme. "Wer sich jetzt immer noch nicht rührt, wird von uns direkt aufgesucht", erklärt Annacker. Dreimal waren solche nachdrücklicheren Hausbesuche bislang in Meerbusch nötig.

Bekommt der Babybesuchsdienst keine Chance, sich vom Wohl des Kindes zu überzeugen, greift der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) der Stadt ein. Dieser wiederum nimmt ein "Staatliches Wächteramt" wahr und muss ins die Wohnung eingelassen werden.

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