Osterath: Bärbel Kappler erzählt von der weiten Welt

Die Osteratherin hat ein Buch über ihre Reise-Erlebnisse geschrieben - es ist nicht ihr erstes.

Osterath. Bärbel Kappler ist gerade mal wieder in Osterath zu Besuch - Klassentreffen. Eine schöne Jugend habe die als Bärbel Blume geborene Pädagogin (sieben Jahre Volksschullehrerin) in Bovert gehabt. Doch nach dem Abi hielt es sie nicht mehr in Meerbusch: Bonn, Würzburg, Bochum und München, San Francisco, Damaskus und Paris - das sind nur die Städte, in denen die heute in Bremen wohnhafte Autorin studiert und länger gelebt hat. Gesehen hat sie viel mehr: 20 Länder, bis auf Australien alle Kontinente, die Anzahl der Reisen insgesamt geht noch weit darüber hinaus.

Als sie mit "dem besten aller Reise- und Lebensgefährten", dem Physiker Hans Kappler, 2004 in Paris landete, begann sie, Bücher zu schreiben. Zwei handeln von der französischen Hauptstadt: "Einblicke - Paris" und "Abenteuer Paris". "Es sind mehr als nur Reiseführer, ich setze mich auch kritisch mit der Stadt auseinander, räume mit Irrtümern auf und recherchiere so akribisch, dass selbst Franzosen manchmal überrascht sind, weil sie Dinge erfahren, die sie vorher noch nicht kannten", sagt Kappler. Nicht umsonst trägt ihr erstes Werk den Untertitel "Für Kenner und Entdecker".

Jetzt hat Bärbel Kappler ein neues Buch verfasst: In "...den schickt er in die weite Welt", ein Eichendorff-Zitat, hat sich die reiselustige Mutter von zwei Kindern und Oma von drei Enkelsöhnen sechs Länder und Inseln herausgepickt - Birma, Vietnam, Sizilien, Französisch Guayana, Kuba und Fernando de Noronha - auf die sie eingeht. "Es wird nicht der letzte Band sein, ich habe mich aber zunächst für diese sechs entschieden, da ich die Mischung gut fand."

Die zu Brasilien gehörende Insel Fernando de Noronha erlangte traurige Berühmtheit im Zusammenhang mit dem Absturz der Air-France-Maschine im Juni dieses Jahres. Bärbel Kappler lernte das auch in Robinson Crusoe erwähnte Eiland näher kennen, als ihr Mann dort als Wissenschaftler an einem Weltraum-Experiment arbeitete. "Dort lebten damals nur Fischer, Forscher und das Militär. Einmal die Woche ging ein Flieger hin, ansonsten war man komplett abgeschottet. Heute ist Fernando de Noronha ein Taucherparadies", erzählt die Autorin.

Ganz anders Sizilien: "Es ist nicht vergleichbar mit Norditalien, die Mentalität ist eine komplett andere." Eine Woche fuhr das Ehepaar mit einem mysteriösen Sizilianer bis in das hinterletzte Dorf, wo der Mann billig Goldschmuck einkaufte, um es in Mailand wieder für viel Geld weiterzuverkaufen.

Die Kapplers reisen nie pauschal, "so gut wie nichts ist organisiert. Zwei Nächte Hotel werden gebucht, der Rest der drei bis sechs Wochen ist Improvisation. Nur wer gezwungen ist, mit den Menschen zu reden, lernt Land und Leute wirklich kennen", nennt Kappler, die als weitere Wunschziele den Iran, die Ukraine und Namibia nennt, das Familien-Motto.

Französisch-Guayana mag Europäern vor allem aufgrund des Weltraumbahnhofs Kourou bekannt sein, Bärbel Kappler interessierte sich aber primär für den Dschungel. "Man schläft in Hängematten. Nachts erwacht der Dschungel, die Tiere werden munter, man ist wie elektrisiert." Dort hat Kappler ihr wohl schlimmstes Erlebnis mitgemacht. "Unser Reiseführer sagte uns, wir bräuchten vor den Tieren keine Angst zu haben, wahrscheinlicher wäre, dass man von einem großen Ast erschlagen werde. Und genau das ist ihm am nächsten Tag passiert."

Musik, Tanz, Rhythmus, Lebendigkeit - das ist es, was der Globetrotterin sofort zu Kuba einfällt. "Die Menschen sind furchtbar arm und dennoch sehr offen und lebensbejahend." Ganz Ähnliches sei ihr in der Militärdiktatur Birma wiederfahren. "Die Landschaft ist zudem einmalig, die Kultur unfassbar in ihrer immer noch nachvollziehbaren Geschichte."

In Vietnam beklagten die Einwohner während des Aufenthalts der beiden Deutschen sintflutartige Regenfälle, Überschwemmungen und Erdrutsche. Dennoch hätten die Kapplers auch dort miterlebt, wie flexibel, da gut organisiert die Vietnamesen seien. "Man merkt, sie wollen unbedingt weiterkommen und etwas in ihrem Leben erreichen", so die Autorin.

In Vietnam hatte Bärbel Kappler auch ein äußerst skurriles kulinarisches Erlebnis: Ein fünfgängiges Schlangenmenü galt es zu verzehren. Das hätten sich die beiden einzigen Touristen im Lokal zwar auch durchaus schmecken lassen, das Schlangenblut mit Wodka als Drink aber ebenso dankend abgelehnt wie eine angebotene Medizin: eine Flasche, vollgestopft mit Schlangen- und Vogelköpfen, die bis zum Rand mit Alkohol aufgefüllt war. "Soll gut gegen Rheuma und Gicht sein", schaudert es den sonst hart gesottenen Reisefan noch heute.

“ ". . . den schickt er in die weite Welt" ist im Verlag Books on Demand in Norderstedt erschienen, der bis auf eine Basis-Auflage nur auf Anfrage druckt. Das Buch ist in Osterath bei Mönter und Achten erhältlich und kostet 12,80 Euro. ISBN: 978-3-8391-0656-3

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