Lank-Latum: Temporeicher Slapstick im Buretheater

Lotumer Buretheater gefällt mit neuem Stück. Schauspieler wissen zu überzeugen.

Lank-Latum. Das vermeintliche Geheimnis ist schnell gelüftet: Bauer Toni hat gar kein voreheliches Kind, die von seiner Frau Trina ("Das Kind soll es doch gut haben") gezahlten Alimente sackt er selbst ein, um auf Zechtour zu gehen.

Aber Halt: Ganz so simpel gestrickt ist die Geschichte des neuen Stücks "Bur möt Vörkenk" des Lotumer Buretheaters natürlich nicht. Viele Irrungen und Wirrungen, kleine Intrigen und große Gefühle hat Autor Karl Schmalbach als inhaltlich zu überwindende Hürden in seine Mundart-Komödie (nach "Das Verlegenheitskind" von Jens Peter Asmussen) eingebaut. Den Weg zur Auflösung mitzugehen, das sei an dieser Stelle schon verraten, lohnt sich für den Zuschauer.

Nach eher gemächlichem Beginn nimmt die Burleske Ende des ersten Akts mächtig Fahrt auf und hält dieses Tempo auch bis kurz vor Schluss bei. Nur das Finale mit etwas umständlichen Erklärungen, wer denn nun noch eine Leiche im Keller hat und Vater oder Mutter von wem ist, hätte ein wenig mehr Witz vertragen können. Ansonsten gilt: Lange nicht mehr so gelacht.

Für das Gelingen sind vor allem die geübten Mimen der Lotumer Laienschauspieltruppe verantwortlich. Friedhelm Engels läuft als Bauer Toni zur Hochform auf, als er mit Kumpel Pitter zu später Stunde sturzbetrunken nach Hause torkelt. Sein Auftritt erinnert an Charlie Chaplin und genügt höchstem Slapstick-Anspruch.

Robert Paas als eben jener Bauer Pitter Brand steht anfangs etwas im Schatten von Engels, spielt sich aber zunehmend frei und die Kollegen dann fast an die Wand.

Wie so oft in Schmalbachs Stücken haben auf der Bühne eigentlich die Frauen die Hosen an. Während Barbara Skerhut als Tonis Frau Trina etwas Zeit benötigt, sich warm zu spielen, ist es einmal mehr Angela Pütz, inzwischen abonniert auf die Rolle der verschrobenen Schreckschraube, die als Grete Brand in Mimik, Gestik und Präsenz zu überzeugen weiß.

Spät kommt sie, aber sie kommt: Liesel Beeck ist nach wie vor unverzichtbar für das Buretheater, auch wenn ihre Rollen zunehmend kleiner werden. Einen festen Platz im Ensemble haben mittlerweile - zurecht - Sebastian Engels und Christiane Rütten. Und auch für den Nachwuchs ist gesorgt: Frisch und unverbraucht wirken Tim Thönnissen, Rita Radmacher und Daniel Paas.

Geschickt: Karl Schmalbach spart bei seinem turbulenten Bühnen-Scharmützel nicht mit lokalen Anspielungen: Die verlorene Tochter kommt aus Korschenbroich, die Lieblings-Kneipe liegt ausgerechnet in Frimmersdorf und bei der Ilvericher Kirmes geht es hoch her - Schlägerei inklusive. Das Lokalkolorit schlägt sich erst recht in der Sprache nieder. Doch das ist fast das größte Plus des Stücks: Auch wer der Mundart nicht mächtig ist, kann herzhaft lachen.

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