Rhein-Kreis Neuss: Keine Chance auf 1000 Metern

Die Polizei setzt eine neue Technik zur Tempoüberwachung ein: Eine digitale Laserpistole blitzt Raser auf 1000 Meter Distanz.

Rhein-Kreis Neuss. Die L116 in Grevenbroich, Fahrtrichtung stadteinwärts, Höchstgeschwindigkeit 70km/h: Binnen zwei Stunden passieren zahlreiche Fahrzeuge die Stelle - und es "blitzt" ohne Unterlass. Die Beamten überwachen diesmal mit einer neuen, digitalen Laserpistole den Verkehr. Sie ist auf 1000 Meter genau und kann Motorradfahrer besser erfassen. Das Vorgängermodell hatte eine Reichweite von 500 Metern. Die Polizisten können jetzt aber auch besser kontrollieren, ob Autofahrer nicht angeschnallt sind oder telefonieren.

Zahlreiche Temposünder erwischen die Beamten in kurzer Zeit. Der Tagesschnellste, ein 47 Jahre alter Audifahrer, rast mit 120km/h in die Laser-Falle. Auch nach Abzug der gesetzlich vorgeschriebenen Toleranzen werden auf den Bonner ein Bußgeld in Höhe von 160 Euro, 3P unkte in Flensburg und ein Monat Fahrverbot zukommen.

Die Polizisten um Ausbilder Dietmar Doyen nutzen das neue Gerät seit zwei Wochen und sind begeistert. Es ist das erste Digital-Gerät, Autofahrer können genauer und schneller als mit der bisherigen analogen Messtechnik erfasst werden. Das heißt: keine Filmentwicklung mehr, kaum Messfehler, sagt Polizist Dietmar Doyen. Nicht unwesentlich angesichts der Diskussion um unkorrekte Messergebnisse und -protokolle, die der Automobilclub von Deutschland (AvD) vor gut zwei Wochen aufgebracht hatte.

Die Raser werden von dem auf einem Stativ befestigten Gerät erfasst, es ist kleiner und kompakter als die Laserpistole mit analoger Technik. Die Laserpistole kann in 0,5 Sekunden bis Tempo 250 messen. Eine weitere wesentliche Verbesserung ist die sechsfache optische Vergrößerung, erklärt Doyen: "Der Beamte sieht die Fahrzeuge wie durch einen Feldstecher." Der integrierte Halbleiter-Laser gibt dabei eine Serie von kurzen Infrarot-Lichtimpulsen ab, die vom reflektierenden Nummernschild zurückgeworfen werden. Außerdem kann das Messgerät vom Typ Riegl FG 21-P auch aus einem Auto heraus angewandt werden.

Gemessen werden soll vor allem auf den Bundes- und Landstraßen im Rhein-Kreis Neuss sowie in gefährdeten Bereichen (Schulen, Krankenhäuser, Seniorenheime). "Es geht uns um die Verkehrssicherheit, wir wollen Präsenz zeigen", sagt Doyen.

Bei Geschwindigkeitskontrollen mit Lasergeräten werden die Verkehrssünder sofort rausgewunken, mit ihrer Tat konfrontiert und zur Kasse gebeten. Anders als bei der Tempoüberwachung durch eine Kamera, die in einem Wagen installiert ist. "Erfahrungsgemäß zeigt es eher Wirkung, wenn ein Autofahrer sofort angehalten und auf seinen Fehler aufmerksam gemacht wird, als wenn er erst nach Wochen per Post einen Bußgeldbescheid bekommt", sagt Doyen.

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