Meerbusch: Durch den Schmerz bewusst hindurchgehen

Ingrid Krüger leitet neues Trauercafé im Alten Küsterhaus der Mauritius-Kirche.

Meerbusch. "Nach intensiver Sterbebegleitung und dem bewussten Abschied muss noch etwas kommen", wissen Friedemann Johst, Vorsitzender der Hospizbewegung Meerbusch, sowie die Teammitglieder aus Pflege, Kirche, Bestattungswesen und Ehrenamt um die Wichtigkeit von Trauerarbeit für die Hinterbliebenen.

Gemeinsam mit Ingrid Krüger erweitert der Verein diesen Lebenshilfeservice jetzt um ein weiteres Trauercafé im Alten Küsterhaus der Büdericher St.Mauritius-Kirche. Krüger ist freiberufliche Bewegungstherapeutin und seit zwei Jahren Lebens- und Sozialberaterin mit dem Schwerpunkt Trauerbegleitung in der Osterather Gemeinschaft der GdG sowie im katholischen Forum Krefeld

Krüger, die in Osterath auch Beerdigungsdienst zur Entlastung der Priester leistet, stellt ihr Konzept für die offene Trauerarbeit ganz in den Dienst der persönlichen Bedürfnisse des einzelnen Trauernden. "Das Trauercafé soll einen möglichst natürlichen Raum schaffen, nicht ausgrenzend, wie manche ihn erfahren", sagt sie.

Auch in Gemeinschaft zu schweigen, sei immer noch besser, als in totale Isolation zu geraten - nicht zuletzt um die einfache, aber wichtige Erfahrung zu machen, nicht der einzige Mensch zu sein, der von einem schmerzlichen Verlust betroffen ist. Die Atmosphäre solle die eines offenen Angebots sein, das Schwellenängste so niedrig wie möglich ansetzt.

"Verbindlichkeiten dürfen von mal zu mal wachsen", meint Johst. Eine kontinuierliche Teilnahme sei nicht zwingend, jedoch hilfreich. Die Inhalte der Treffen könnten extrem flexibel an die Tagesform angepasst werden. Alles geschehe im geschützten Rahmen der Verschwiegenheit in Bezug auf persönliche Äußerungen.

"Keine Ratschläge, kein Vergleichen, sondern ein bewusstes Hindurchgehen durch den Schmerz in einer gestalteten Mitte mit Blumen und Kerzen", das möchte Ingrid Krüger ermöglichen.

Gudrun Fuß, Koordinatorin der Hospizbewegung und des Trauernetzes verspricht kurze, unbürokratische Wege und passgenaue Hilfe für wirklich jeden der manchmal ratlosen Angehörigen, die oft unter den plötzlich über sie hereinbrechenden traurigen Tatsachen in die Knie gehen. "Ärztliche, pflegerische und psychosoziale Begleitung bei einem Höchstmaß an organisatorischem Aufwand innerhalb der machbaren Grenzen, daran arbeiten wir unermüdlich", erklärt Friedemann Johst. Die Bücherei im Erdgeschoß des Küsterhauses wird aufgelöst, der Raum künftig dem Trauercafé zugeschlagen, um behinderten Menschen den Zugang zu ermöglichen.

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