Lank: Die Schwinge krönt sein Lebenswerk

Die Stadt ehrt ihren wichtigsten lebenden Künstler Will Brüll mit einer Retrospektive in der Teloy-Mühle.

Lank. Ein wichtiger Termin für den Kalender des Kunstfreundes: Nachdem die Stadt Meerbusch die Treuhandschaft für das Werk des Wahl-Meerbuschers und Bildhauers Will Brüll übernehmen wird, soll jetzt die weniger bekannte Vielfalt seiner Arbeiten über die berühmten Stahlplastiken hinaus einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Im Rahmen der Reihe "Meerbusch-Kunst" wird mit der am Sonntag in der Teloy-Mühle eröffneten Retrospektive auch die zugrunde liegende Stiftung des Bildhauers und seiner Frau Anneliese Holte gewürdigt. Hierzu gehört neben den Arbeiten nicht zuletzt die denkmalgeschützte Turmwindmühle in Osterath mit Atelier und Park, die nach dem Tod der Stifter in das Eigentum der Stadt übergehen wird.

Zu der Ausstellung des 1922 in Viersen geborenen Brüll gehören samtig anmutende, geschweißte und gegossene "frühe" Bronzeplastiken, erotische Stempeldrucke, Zeichnungen aus Besatzungszeiten als Flieger, Radierungen, Linolschnitte, Gemälde ganz unerwarteten Inhaltes sowie Aquarelle.

Avantgardistisches aus den Düsseldorfer Akademiezeiten der 40er Jahre sowie ein Selbstbildnis sind zudem Ausdruck traditionsgebundener Ausbildung. In einigen Arbeiten glaubt man bereits, erste Ansätze für die späteren Stahlskulpturen zu erkennen.

Im Mittelpunkt allen Schaffens würden Aktion und Bewegung die größte Bedeutung haben, so der Künstler, dessen Großplastiken auch in öffentlichem Besitz in Frankreich, Kanada und den USA sind. Weniger bekannt: Brüll ist passionierter Klavierspieler mit Hang zu Liedern von Zarah Leander.

Eine Rolle spiele in seinen Arbeiten darüber hinaus das Ergänzungsprinzip des Lebens, sagt der Meister persönlich. Dazu gehöre, vor allem in der Zeit unmittelbar nach dem Krieg, die Schützbedürftigkeit, insbesondere als Mutter-Kind-Variante dargestellt.

Den beherrschenden Ton aber gibt auch bei dieser Ausstellung eine Stahlschwinge im Eingangsbereich an. "Sie beinhaltet alles, was ich jemals ausdrücken wollte. Ich träume sogar in Stahl", erklärt Brüll, der nach eigener Aussage Farben hören kann und Joseph Beuys noch "Jupp" nennen durfte.

Zur Eröffnung wird die Kunsthistorikerin Margot Klütsch sprechen. "Im Laufe der Jahre hat Will Brüll sein Formenrepertoire vereinfacht und in innerer Konsequenz entwickelt, ohne aber an Ausdruckskraft zu verlieren", sagt die Meerbuscherin. "Man könnte ihn als einen Vertreter der nachklassischen Moderne bezeichnen."

“ Ausstellungseröffnung: Sonntag, 11.30 Uhr, Teloy-Mühle, Kemper Allee in Lank; Ausstellungsdauer: bis 11. Oktober

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