Fluglärm: Der Kampf geht weiter

Bürger gegen Fluglärm stoßen bei Landesregierung auf Verständnis.

Meerbusch. Der Ort der Jahreshauptversammlung der Bürger gegen Fluglärm (BgF) war passend gewählt. Das Grotenburg’s an der Moerser Straße liegt in der Einflugschneise des Düsseldorfer Airports, und so mussten die Redner trotz Mikros immer wieder die Stimme anheben, um gegen die Krachmacher am Himmel akustisch anzukommen.

Ihre rund 80 Zuhörer waren dabei auffallend milde gestimmt. Das lag wohl daran, dass neben dem BgF-Vorsitzenden Christoph Lange mit dem Parlamentarischen Staatssekretär im NRW-Verkehrsministerium Horst Becker ein Experte auf dem Podium Platz nahm, der das Gegenteil eines Flughafen-Lobbyisten verkörpert. Rückendeckung erhielt der Grüne zudem von seinem Parteifreund, dem Landtags-Vizepräsidenten Oliver Keymis. Und da auch Bürgermeister Dieter Spindler (CDU) als Vorsitzender der Lärmschutzkommission als Flughafen-Kritiker gilt, herrschte ungewöhnliche Harmonie.

Da Lange das direkte Feindbild abhanden gekommen war, beschränkte er sich auf die Rolle als Tipp- und Stichwortgeber. Zum einen warnte er Becker vor den Flughafenvertretern, „die geradezu manisch in ihrem Manipulationsdrang sind“. Zum anderen griff er Themen auf, bei denen er vom Staatssekretär weiterführende Informationen erhoffte. Doch auch wenn durch Rot-Grün nun ein anderer Wind in Düsseldorf wehe, sah sich Becker immer wieder genötigt, auf die Bremse zu treten: „Wir müssen uns schon an Recht und Gesetz halten“, sagte er, machte den Anwesenden in einzelnen Punkten aber auch Hoffnung. So plane die Landesregierung nach dem Ablauf bestehender Verträge bei der Entgeltordnung ab 2014 das Hamburger Modell einzuführen, wonach Fluglinien für verspätete Landungen kräftig zur Kasse gebeten werden. Darüber hinaus dränge man darauf, dass die Bezirksregierung die umstrittenen Ausnahmegenehmigungen für Landungen nach 23 Uhr kritischer prüfe.

Bei anderen Ärger-Themen sah der Grünen-Politiker jedoch schwarz: Die Homebase-Carrier-Regelung, wonach Fluglinien bei Starts und Landungen Vergünstigungen genießen, wenn sie auf dem jeweiligen Airport ihren Wartungsschwerpunkt haben, „kriegen wir nicht mehr zurückgedreht“. Dennoch bleibe gerade die Wiederherstellung der Nachtruhe das vorrangige Ziel der Bürger gegen Fluglärm, betonte Lange. Seine Zahlen stimmten nachdenklich: Zwischen 2005 und 2010 sei die Nachtruhe (sechs Stunden Schlaf) höchstens an 60 Tagen im Jahr gegeben gewesen, in einem Jahr sogar nur an elf. „Wir wollen aber mindestens an 300 Tagen im Jahr durchschlafen“, formulierte Lange. Optimistischer ist er, dass die geplante Vorfelderweiterung scheitern wird: „Neben vielen weiteren Fehlern fehlt in den Planfeststellungsunterlagen eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Wir werden notfalls klagen!“

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