Der Schmuck liegt wie Blei

100 Kauflustige und Neugierige kommen zur sonnigen Premiere.

Osterath. Nicht an die Nase packen und nicht am Kopf kratzen — es sei denn, man will ein Fahrrad, ein Handy oder ein Schmuckstück ersteigern. Zum ersten Mal nach 20 Jahren — nach dem Umzug des Fachbereichs Bürgerbüro, Sicherheit und Ordnung von der Gonellastraße in Lank an den Bommershöfer Weg — hat am Dienstag wieder eine der beliebten Fundsachenversteigerungen der Stadt in Osterath stattgefunden.

Warum sich diese aber — im Notfall über die Bedürfnisse der Feuerwehrleute hinaus — hinter dem Volkshochschulgebäude in der hintersten Ecke des ansonsten großzügigen Geländes versteckt, bleibt ein Organisations-Geheimnis. So drängeln sich bei sengender Sonne an die 100 Neugierige um eine kleine Garage in der Hoffnung, ein Schnäppchen zu ergattern.

Besonders begehrt sind wieder Fahrräder, die größtenteils gefunden, zum Teil aber auch von der Polizei nach Diebstählen sichergestellt wurden. „Also wundern Sie sich nicht, wenn die Räder codiert sind. In diesem Fall haben die ursprünglichen Eigentümer verzichtet“, erklärt Fachbereichsleiter Heiko Bechert, der sich einmal mehr alle erdenkliche Mühe gibt, die nicht immer in ganz einwandfreiem Zustand befindlichen Drahtesel unter das Volk zu bringen. „Schöner Korb, schöne Lampe, schöner Ständer“, lobt der Auktionator ein Zweirad und deckt geflissentlich den Mantel des Schweigens über den Zustand der restlichen Teile des Gefährts. Lohn der Lobhudelei: 30 Euro.

Wenig Interesse besteht an Schmuck. „Den hat man uns in Lank immer aus den Händen gerissen. Da hatten wir den Termin aber auch stets kurz vor dem Muttertag“, erzählt Bechert, der einem kleinen Jungen eine rote Armbanduhr für zehn Cent überlässt. Nur bei einem goldenen Armband jagt ein Gebot das nächste. Das Stück wechselt für 95 Euro den Besitzer.

Schwer wie Blei liegen auch die Handys auf dem Ausstellungstisch. Während ein Holland-Rad in gutem Zustand ruhig auch 20 Jahre alt sein darf, interessiert sich offenbar kein Mensch mehr für ein drei Jahre altes Mobiltelefon. Schließlich erlebt sogar Heiko Bechert noch eine Premiere: „Wir hatte noch nie ein Erwachsenen-Dreirad. Das ist doch ideal für den Vatertag, da kann man einen Kasten in den Korb hineinstellen.“ Der Vorschlag kommt an. 55 Euro blättert ein Familienvater voller Vorfreude für das angerostete Vehikel hin.

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