Neersen: Potpourri aus Liebe, Enttäuschung und Eierlikör

Marc Suesterhenn schlüpfte bei den Festspielen in die Rolle des liebeskranken Franco Weiss.

Neersen. Wer sich von je her über den deutschen Schlager lustig machen wollte - hier bekommt seine Abneigung neue Nahrung. Die Schlossfestspiele Neersen präsentieren am Dienstagabend "Liebe in Moll - Franco Weiss lädt ein." Ein Potpourri aus Schlagern, Liebe, Enttäuschung und Eierlikör.

Schauspieler Marc Suesterhenn, mittlerweile ein Urgestein der Festspiele, der dank seiner tollen Mimik auch mit den kleinsten Rollen groß herauskommt, hat zusammen mit Christine Csar ein Ein-Personen-Stück über 60 Minuten erarbeitet. Er bescherte damit dem Publikum - nach erfolgreicher Premiere im Vorjahr - erneut einen tollen Abend im Schlosskeller.

Franco gehört zu der Gattung Mensch, der schon bei der ersten Begegnung weiß, dass "Sie" die Richtige ist. Eine Feststellung, die das Publikum zunächst kühl aufnimmt. Franco muss erst mit Dackelblick nachfragen, ob das wirklich niemand kennt. Erst dann ist das Publikum bereit, die nun folgenden Qualen in den Bereich des Möglichen zu ziehen.

Denn Franco hat allen Mut zusammen genommen, und "Sie" eingeladen. Nur noch ein bisschen Ordnung in sein 60er Jahre Ambiente, und er wäre bereit - muss aber warten. Die Zeit nutzt er für eine Liebes-Rückschau, die Zweifel nährt.

Die erste Gelegenheit, als er mit einem anderen - weiblichen - Säugling zusammen in einen Kinderwagen gelegt wird, lässt er verstreichen. Doch auch die Liebe zu Anouschka, die für ihn Gulasch kocht, verläuft unglücklich. Zu groß der Druck - er versagt und kapriziert sich fürderhin aufs Tanzen. "Die gleiche Nähe, der gemeinsame Rhythmus, aber nicht aufs Ganze gehen."

Franco erzählt seine Geschichte mit Texten von Suesterhenn und Csar. Er greift aber auch auf Heine zurück, Loriot und vor allem Robert Gernhardt, nach wie vor unübertroffen in Sachen wirklicher Liebe. Dies wechselt sich ab mit größtenteils nachgemachten Schlagern. Text von Suesterhenn, Musik von einem im Programmheft nicht genannten Komponisten. Dabei suhlt sich Suesterhenn in falschen Gefühlen - und gibt sie erneut zum Abschuss frei.

Doch wirklich Stimmung kommt nur auf, wenn er auf "echte" Schlager zurückgreift: "Aber bitte mit Sahne" oder "Somethin’ stupid". Da wird geklatscht und im Rhythmus mit gewippt. Und richtig ans Herz geht "Teddybär 1.4", der alte Truckersong um den gelähmten Jungen, den Suesterhenn absolut authentisch bringt.

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