Serie: Hilfe aus Tönisvorst (4) Hilfe als Schlüssel gegen die Überbevölkerung

Tönisvorst. · Die Gesundheitsorganisation Action Medeor sieht ihre Hilfe in Afrika auch als Schlüssel gegen Überbevölkerung.

 In Sierra Leone hat Action Medeor 2017 die ersten Absolventinnen der dortigen Hebammenschule ausgezeichnet. Vanessa Hugo, Referentin für Sierra Leone und Jordanien, überreichte die Urkunden.

In Sierra Leone hat Action Medeor 2017 die ersten Absolventinnen der dortigen Hebammenschule ausgezeichnet. Vanessa Hugo, Referentin für Sierra Leone und Jordanien, überreichte die Urkunden.

Foto: Action Medeor

Wenn Christoph Bonsmann über die Arbeit von Action Medeor in Afrika spricht, ist seine Faszination für den Kontinent und dessen Menschen spürbar. Der Vorstand des Vereins ist auch der verantwortliche Vorstand für die Projektarbeit und konzentriert sich auf Afrika. „Dort haben wir 80 Prozent unserer Projektarbeiten. Vor allem in der Subsaharazone. Es geht besonders darum, den Menschen Zugang zu Gesundheit und entsprechende medizinische Versorgung zu ermöglichen“, sagt er. Dabei sieht er diese Hilfe auch als Schlüssel gegen Überbevölkerung, so widersinnig das zunächst klingen mag. Immerhin sterben durch die medizinische Hilfe weniger Menschen.

„Zunächst einmal muss man sagen, dass die Länder in Afrika sehr groß und weniger dicht besiedelt sind als hier in Europa“, erläutert er. Namibia ist mehr als doppelt so groß wie Deutschland, hat aber nur gut zwei Millionen Einwohner.

Der Kongo hat etwa
85 Millionen Einwohner

In Botswana ist es ähnlich. Der Kongo hat zwar rund 85 Millionen Einwohner, also etwas mehr als Deutschland, ist dafür aber fast siebenmal so groß. „Da fragen die Menschen dort nicht zu Unrecht, welches Land denn eigentlich überbevölkert ist“, erläutert er und fügt dann einen wichtigen Aspekt hinzu: „Familienplanung ist eine individuelle Entscheidung, das ist in Afrika nicht anders als bei uns. Wenn Menschen auskömmliche Einkommen beziehen, möchten sie ihren Kindern eine gute Ausbildung ermöglichen, haben dadurch keine existenziellen wirtschaftlichen Sorgen“, beobachtet Bonsmann. Etwas überraschend ist, dass die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes laut Bonsmann nicht davon abhängt, welche Regierungsform dort besteht. „Es gibt demokratische Systeme, in denen hohe Stabilität herrscht, und solche, in denen das nicht der Fall ist. Und das Gleiche gilt für autokratische Systeme. Wichtig ist, wie es den Menschen geht“, stellt er fest. Auf einem sehr guten Weg seien die Länder in Ostafrika. „Dort gründete sich die EAC, die Ostafrikanische Union. Das ist so etwas wie eine Art Mini-EU. Dort arbeiten die Länder sehr intensiv zusammen, und das kommt den Menschen zugute“, erzählt der 54-Jährige, der seit 2002 bei Action Medeor ist.. „Darum haben wir auch dort unser Studienprojekt gestartet, in dem Menschen berufsbegleitend weitgehend in Onlinekursen Pharmazeutische Logistik studieren können.“ Aber auch in anderen afrikanischem Ländern sind die Vorster mit unterstützenden Projekten dabei. „Wir sind zum Beispiel im Ostkongo aktiv. Dort betreiben wir mit unseren Partnern in der Nähe der kleinen Stadt Uvira eine Gesundheitsstation“, erzählt er. In der Region direkt an der Grenze zum kleinen Nachbarland Burundi gibt es viele Flüchtlinge von dort, einem der ärmsten Länder der Welt mit dem niedrigsten Pro-Kopf-Einkommen weltweit (325 Dollar pro Jahr).

Aktiv ist das Hilfswerk zudem in der Bekämpfung von Seuchen; so wie bei der Ebola-Epidemie in Westafrika 2014. „Die Region galt als Ebola-frei. Bis dato hatte es in 2000 Kilometer Umkreis keinen Fall gegeben. Darum wurde die Krankheit zunächst überhaupt nicht erkannt, und es traf auch die WHO vollkommen unvorbereitet“, erinnert sich Bonsmann. „Wir haben mit unseren Partnern sehr früh geholfen und eine Ebola-Behandlungseinheit aufgebaut. Da waren wir sehr schnell, andere kamen viel später. Das ist aber keine Kritik, so etwas lässt sich oft nicht vermeiden.“

Für die Zukunft hofft er, dazu beizutragen, die Armut in der Region zu verringern und vor allem die medizinische Versorgung zu verbessern – getreu dem Motto, jedem ein menschenwürdiges Leben zu bieten. Dabei sei auch die politische Situation nur bedingt ein Kriterium. „Als Hilfswerk sind wir politisch neutral und helfen daher auch den Menschen, die in autokratischen Systemen leben“, sagt er.

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