Kreis Viersen/Krefeld: Neue Initiative wirbt um Pflegefachkräfte „Arbeit in der Pflege ist besser als ihr Ruf“

Kreis Viersen/Krefeld · Eine Initiative will in Krefeld und im Kreis Viersen um Fachkräfte in der Pflege werben. Ein Aspekt der Kampagne ist auch, dass die Bezahlung deutlich besser sei als angenommen.

 Das Projekt „Karrierewelt Pflege“ will nun am Niederrhein für den Beruf und um Fachkräfte werben.

Das Projekt „Karrierewelt Pflege“ will nun am Niederrhein für den Beruf und um Fachkräfte werben.

Foto: Karrierewelt Pflege / Fotograf: Uwe Jesiorkowski

„In der Pflege zu arbeiten heißt nichts anderes, als alte Menschen nach dem Stuhlgang zu säubern“ – höflich formuliert. Mit diesem oft gehörten Klischee wollen die Verantwortlichen einer Fachkräfteinitiative in Krefeld und im Kreis Viersen nach eigener Aussage „aufräumen“. Das Projekt „Karrierewelt Pflege“ läuft seit einem Jahr und endet im Sommer. Es soll unterschiedliche Einstiegs- und Aufstiegswege in der Pflege aufzeigen und diese durch „authentische Geschichten“ belegen.

So werden Laufbahnen von Frauen und Männern aus der Gesundheits-, Kranken-, Heilerziehungs- und Altenpflege sowie die Unterschiede der verschiedenen Berufe dargestellt. Projektpartner sind insgesamt acht Arbeitgeber aus Krefeld und dem Kreis Viersen, unter anderem die Viersener Seniorenzentren „Haus Greefsgarten“ und „Haus am Nordkanal“ sowie die Caritas und die Lebenshilfe in Krefeld. Außerdem an Bord sind die Wirtschaftsförderungen Krefeld und Kreises Viersen, die Arbeitsagentur, die Hochschule Niederrhein und die Tüv Rheinland Akademie. Zielgruppe sind junge Menschen kurz vor dem Ende ihrer Schullaufbahn sowie potenzielle Quereinsteiger (auch jenseits der 50).

Selbst- und Fremdbild in der Pflege häufig weit auseiander

Am Donnerstag wird eine Zwischenbilanz gezogen (siehe Info-Kasten). Im Vorfeld sagte Projektkoordinatorin Andrea Lameck vom Gelsenkirchener Beratungsunternehmen Konkret Consult Ruhr, dass das „Selbstbild“ und das „Fremdbild“ in der Pflege weit auseinanderliegen. Das hätte sich bei vielen Umfragen in den vergangenen Jahren immer wieder herauskristallisiert. „Wir wollen kein weichgespültes Bild zeigen – natürlich gibt es Schattenseiten, die oft das öffentliche Bild bestimmen. Aber die gibt es in jedem Beruf“, so die Beraterin im Gespräch mit der WZ. Sie habe im Laufe der Zeit festgestellt, „dass es bei weitem nicht so schlimm ist, wie viele denken“. Anders formuliert: Arbeit in der Pflege ist deutlich besser als ihr Ruf.

Und auch besser bezahlt als angenommen, wie Andrea Lameck betont. Als Beispiele wählt sie Träger der Freien Wohlfahrtspflege wie Diakonie oder Caritas. „Auszubildende bekommen im ersten Lehrjahr 1040 Euro brutto, im dritten sind es 1300 Euro.“ Ausgelernte Kräfte bekämen im ersten Jahr nach der Ausbildung – einen „ordentlichen Tarifvertrag“ vorausgesetzt – bei einem Vollzeitjob 2800 Euro plus Zuschläge für Mehrarbeit. „Für einen Beruf, der sich mit einem Hauptschulabschluss erlernen lässt, ist das nicht schlecht.“

Bleibt die Frage, warum es nicht mehr Menschen in die Pflege zieht und werbende Initiativen überhaupt nötig sind. Expertin Andrea Lameck nennt fehlendes Wissen und das damit verbundene schlechte Image als Hauptgrund. „Viele Eltern raten ihren Kindern ab, einen solchen Beruf zu ergreifen.“ Dabei seien die Jugendlichen meist angetan, wenn sie von den Möglichkeiten erfahren. „Ich habe es erlebt, dass nach einer Info-Veranstaltung an einer Schule in Münster von sieben Teilnehmern vier junge Leute nachweislich eine Pflege-Ausbildung begonnen haben.“ Solche Erfolgserlebnisse wünscht sie sich auch für den Niederrhein. Noch allerdings gibt es keine Zusammenarbeit mit Schulen im Kreis Viersen oder in Krefeld, etwa in Form von Besuchen durch Pflegerinnen und Pfleger. „Wir freuen uns über jede Form der Kontaktaufnahme“, sagt Andrea Lameck.

Um vor allem die junge Zielgruppe zu erreichen, findet am 11. Februar von 12 bis 17 Uhr in der Mediothek Krefeld am Theaterplatz der Info-Tag „Just Care!“ statt. Auch bei dieser Veranstaltung stehen Einstiegs- und Aufstiegschancen rund um die Pflegeberufe im Vordergrund.

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