Niederrheinisches Freilichtmuseum Grefrath Ritter sorgen für buntes Spektakel

Grefrath. · Im Freilichtmuseum konnten sich die Besucher am Wochenende auf eine Zeitreise begeben. 40 Gruppen verbreiteten Mittelalter-Flair.

 Auch Schlachten wurden beim Mittelalterspektakel geschlagen, aber am Ende vertrugen sich alle Krieger wieder.

Auch Schlachten wurden beim Mittelalterspektakel geschlagen, aber am Ende vertrugen sich alle Krieger wieder.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Maya reckt die Arme in die Höhe. Mit einem leisen Rauschen rutschen rund 6000 Ringe über den Kopf und die Arme auf den Oberkörper. „Das ist echt schwer. Aber es ist ein gutes Gefühl“, kommentiert die 23-Jährige das Damenkettenhemd, das ihr gerade von Jürgen von Bergen übergezogen wurde. „Das ist eine rund fünf Kilogramm schwere Variante, die wir eigens für Frauen gemacht haben, damit sie einmal selber erleben, wie es ist, ein Kettenhemd zu tragen. Im Mittelalter trugen natürlich nur Männer Kettenhemden, und die waren bedeutend schwerer“, sagt von Bergen.

 Er erklärt auch die unterschiedlichen Schwerter und Äxte, die in einer Holzhalterung stehen, und lässt Besucher einmal Helme aufsetzen, wie sie einst die Ritter trugen. Felicitas von den freien Wölfen von Katernberg nimmt Besucher indes mit ins Rundzelt neben der Feuerstelle und zeigt, wie früher gelebt wurde. „Wir machen Mittelalter zum Anfassen“, bringt es von Bergen auf den Punkt. Aber nicht nur hier ist Staunen angesagt. Der Mittelaltermarkt hat im Niederrheinischen Freilichtmuseum Einzug gehalten, und die Besucher erleben dank über 40 Lagergruppen eine Epoche hautnah. In großen Töpfen wird Wolle gefärbt, über knisternden Feuern hängen gusseiserne Töpfe, in denen gekocht wird. Vor einem Zelt dreht sich die Töpferscheibe, ein Stückchen weiter fliegen die Späne an der fußbetriebenen Drechselbank. Frauen in mittelalterlicher Gewandung sitzen am Spinnrad und vor dem Webrahmen.

Zahllose Glasfläschchen, Tiegel und Töpfe in der Duftmanufaktur

 Die Formation „Saitentanz“ sorgte für die passende Musik zum Thema Mittelalter.

Die Formation „Saitentanz“ sorgte für die passende Musik zum Thema Mittelalter.

Foto: Norbert Prümen

Beim Medicus sorgen merkwürdig aussehende Instrumente für ein leichtes Gruseln. Männer in Rüstungen sind zu sehen, die Schwerter in der Hand. Lachen ist vom Mäuseroulette zu hören, wo die Mäuse flitzen.

Beim Mörsern ist Klaudia Wiegner von der Duftmanufaktur anzutreffen. „Ich mörsere gerade Färberdisteln. Sie wurden früher unter anderem als Rouge gebraucht. Heute trifft man sie oft als falschen Safran an“, erzählt Wiegner. Die vielen Tiegel, Töpfe, Glasfläschchen und Kräutersträucher an ihrem Stand faszinieren. Wiegner lässt die Besucher gerne an ihrem Fachwissen teilhaben. Was es mit dem Adlerholz auf sich hat, wofür das Schlangenhautkieferharz benutzt wurde, wie lange Harze generell trocknen müssen, bevor sie weiter verwendet werden können – es gibt Einblicke in die Natur und deren Schätze.

 Ein Leprakranker war im Mittelalter durchaus kein ungewöhnlicher Anblick. In Grefrath aber erschreckte er keinen.

Ein Leprakranker war im Mittelalter durchaus kein ungewöhnlicher Anblick. In Grefrath aber erschreckte er keinen.

Foto: Norbert Prümen

Und dann gibt es da noch die Himmelsblüten für den Kuchen. Wiegel hat einen Napfkuchen gebacken und mit einem Mix aus diversen Blüten verziert. „Es müssen nicht immer die bunten Schokodropse sein, die auf einen Kuchen gegeben werden, damit er einen besonderen Pfiff erhält“, bemerkt sie. Vor der Gerberei hat sich derweil ein wahrer Menschenauflauf gebildet, und das liegt an dem prachtvollen Wüstenbussard, den Ron Loock auf dem Arm hält.

Seine Kollegin hilft gerade einem jungen Mädchen, den schweren Lederhandschuh der Falkner überzuziehen. Ein Stückchen Fleisch wird in die Lederhand gedrückt, ein kurzer Ruf von ihr, und der Wüstenbussard breitet seine Schwingen aus. Majestätisch fliegt er den Handschuh an. Kinderaugen, die vor Begeisterung aufleuchten, als der Greifvogel auf dem Handschuh aufsetzt. An dem Stand der Falknerei begeistert besonders die gerade einmal zwei Monate alte Zwergeule. Die Besucher bummeln an Ständen mit Holz- und Lederarbeiten vorbei, bewundern bunt gewebte Bänder, erfreuen sich am Schmuck, probieren Kopfbedeckungen an und bestaunen die Gewänder, die ebenfalls zu kaufen sind. Wohin die Blicke der Besucher im Niederrheinischen Freilichtmuseum auch fallen, überall lässt das Mittelalter grüßen und zieht alle mit seinem ganz speziellen Flair in den Bann.

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