Aufgeben ist keine Option für Wülfrather Gastronomen „Der Thekenbetrieb ist tot, vor allem davon haben wir gelebt“

Wülfrath · Die Wülfrather Gastronomen kämpfen mit viel Einsatz um ihre Existenz — Aufgeben ist keine Option.

 Jianni Katsaros vom Restaurant Akropolis hält sich mit dem Verkauf von Speisen außer Haus über Wasser.

Jianni Katsaros vom Restaurant Akropolis hält sich mit dem Verkauf von Speisen außer Haus über Wasser.

Foto: Tanja Bamme

. Seit Anfang November vergangenen Jahres dürfen Restaurants keine Gäste mehr bewirten. Gestattet ist nur ein Abhol- oder Lieferservice. Wie geht es der Wülfrather Gastronomen nach einem Vierteljahr erneutem Lockdown? Wir haben uns umgehört.

„Im Januar ist es immer ein bisschen weniger, aber der Februar wird besser, das ist jetzt schon absehbar“, sagt Frank Hamann, Inhaber der Kutscherstuben in Düssel. Die meisten Gäste holen ihr Essen ab, am liebsten Schnitzel, die sind der aktuelle Renner der Kutscherstuben. Aber auch Spareribs, die neu im Angebot sind, finden viele Abnehmer, genau wie Eintöpfe wie Grünkohl lassen sich die Kunden schmecken. Frank Hamann wartet natürlich sehnlichst darauf, sein Restaurant wieder regulär zu öffnen. „Ich gehe davon aus, dass dies im April nach Ostern wieder möglich ist“, meint der Gastronom. Die Zeit bis dahin wird er überstehen. „Auf jeden Fall sind wir positiv, wir bleiben da.“

„Jeder Tag wird schlechter, die Kosten sind höher als die Einnahmen.“ Rosana Mirt-Memedoska, Betreiberin des Steakhauses El Rancho im Industriegebiet, wird das Restaurant ab Donnerstag für zwei Wochen schließen und erst wieder am 18. Februar nach Karneval weitermachen. „Das macht keinen Spaß mehr. In der Woche die ganze Zeit für drei oder fünf Bestellungen hier zu sein, lohnt sich einfach nicht“, bedauert Rosana Mirt-Memedoska. Sie betont, dass es vom El Rancho nicht nur Steaks gibt, auch Schnitzel und vieles mehr. Nach ihrer Erfahrung kochen die Leute lieber selbst. „Ich habe Freunde, die eigentlich nie gekocht haben. Die haben sich jetzt Kochbücher gekauft“, berichtet sie. Auch würden viele damit ihre Langeweile bekämpfen, weil man kaum etwas unternehmen kann. Außerdem hätten die Menschen insgesamt weniger Geld, weil „gefühlt jeder zweite in Kurzarbeit ist“.  Mit einer Änderung der Lage rechnet Rosana Mirt-Memedoska nicht vor Ostern. Unterkriegen lässt sie sich aber nicht: „Wir geben aber auf keinen Fall auf.“

„Ab Mitte der Woche bis zum Wochenende haben wir gut zu tun, nur Montag und Dienstag ist es eher ruhig“, so die Zwischenbilanz von Daniele Paciello. Viel Essen wird außer Haus geliefert, zwei Fahrer sind dafür im Einsatz.  „Uns sind die Stammkunden treu“, freut er sich. Ganz oben auf den Bestellungslisten stehen bei Paciello natürlich Pizza und Pasta. Aber auch Rumpsteak oder Schnitzel werden geordert. Daniele Paciello ist recht optimistisch, wann die Gäste wieder im Restaurant speisen können. „Hoffentlich ist es am Ende des Monats so weit.

„Der Januar war ganz schlimm. Aber auch im November oder Dezember ging es nicht darum, ob es sich lohnt. Wir wollen für unsere Gäste da sein, auch wenn es an einem Tag manchmal nur drei sind.“ Mona Hartmann von der Gaststätte „Zum alten Rathaus“ in der Fußgängerzone, hat schwere Zeiten hinter sich. „Der Thekenbetrieb ist tot, vor allem davon haben wir gelebt“, berichtet sie. Sie hat treue Kunden, die bei ihr Bäckchen, Sauerbraten, Schnitzel, Eisbein und Co. bestellen. „Ich habe nur auf der Karte, was bestimmt angenommen wird“, sagt Mona Hartmann. Jeden Mittwoch geht sie einkaufen. Ihr Restaurant ist immer von Donnerstag bis Sonntag für Abholer geöffnet. „Wenn ich am Sonntag gehe, ist die Küche leer“, sagt Mona Hartmann. Sie rechnet auch in der Zukunft mit einer rauen Zeit: „Ich glaube, dass die Gastronomie in den kommenden zwei Jahren nur im Sommerbetrieb mit Plätzen nur im Freien und mit Abstand gestattet wird und wir müssen sehen, wie wir das überleben.“ Aber: „Aufgeben ist keine Option für mich. Ich habe so liebe Gäste, die mein Herz berühren. Ich fühle mich nach wie vor sehr wohl in Wülfrath.“

Im Café Meiners herrscht am Wochenende Trubel. „Wir sind schon sehr früh dazu übergegangen, nur noch von Freitag bis Sonntag zu öffnen. Unter der Woche hat sich der Verkauf nicht gelohnt“, berichtet Inhaberin Cynthia Meiners. Dafür haben sich die verkürzten Öffnungszeiten bei den Gästen rumgesprochen. Der beliebteste Tag ist der Freitag, dann gibt es die mittlerweile schon legendären Zimtschnecken. „Die laufen wirklich sehr gut, auch an den anderen Tagen fragen unsere Gäste danach. Unsere Empfehlung: Vorbestellen! Dann können wir auch besser planen“, sagt Cynthia Meiners. Mit den Wochenendeinnahmen kann das Café die Fixkosten decken. Viel Geld bleibt am Ende aber nicht über. „Wir werden überleben, aber bei einem geöffneten Café verdienen wir natürlich mehr“, gibt die junge Inhaberin zu. „Oft ist es auch wetterabhängig, wie viele Menschen kommen. Als wir in den vergangenen Wochen Schnee hatten, kamen beispielsweise wesentlich weniger Menschen. Dann ist es schwierig, die Ware wegzubekommen.“

Nikolaos Katsaros vom griechischen Restaurant Akropolis an der Wilhelmshöhe hat ebenfalls beobachtet, dass die Wochenenden stärker frequentiert sind. „In der Woche ist etwas weniger los“, erklärt der Inhaber, der immer noch optimistisch ist, dass die Krise nicht zu einer Schließung seines Restaurants führen wird. „Wir würden uns trotzdem freuen, wenn wir irgendwann wieder in den normalen Rhythmus finden würden. Einen Großteil unseres Umsatzes machen wir natürlich mit den Getränken, die im Moment gar nicht laufen“, so Nikolaos Katsaros abschließend.

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