Corona Frust in der Wuppertaler Gastronomie: „Hilfe kommt nicht fühlbar an“

Wuppertal · Viele Restaurant-Betreiber warten noch immer auf die angekündigten November-Hilfen des Bundes.

 Für die Gastronomie bleibt derzeit nur der Außer-Haus-Verkauf.

Für die Gastronomie bleibt derzeit nur der Außer-Haus-Verkauf.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

„Bis heute ist noch kein Cent gekommen.“ Wenn Kefah Sbaih nach den Bundeshilfen für die Gastronomie gefragt wird, ist ihre Resignation spürbar. Mit ihrer Familie betreibt sie das Restaurant Marmounia am Rande der Nordstadt. Für November und Dezember hatte die Bundesregierung finanzielle Unterstützung für die Branche angekündigt, doch angekommen ist auch Mitte Januar kaum etwas. Die Folgen sind teils drastisch. „Wir haben praktisch nichts Erspartes mehr“, berichtet Sbaih. Dabei sind die Mühen weiterhin groß. Es werde Werbung gemacht, und der Außer-Haus-Verkauf gehört auch hier inzwischen zum festen Repertoire. „Aber damit kann man keine großen Sprünge machen“, verdeutlicht Sbaih.

Die Restaurant-Betreiberin hat Verständnis für jene, die während der Pandemie nicht das Haus verlassen möchten, nur um an der Tür ihre Bestellung abzuholen. Überdies trifft die wirtschaftliche Notlage teils auch die Kundschaft, sodass ein Restaurantbesuch gut überlegt sein will. Nötig wäre die Unterstützung also, die Sbaih bereits Ende November beantragt hat. „Daran lässt sich jetzt nichts ändern“, zeigt sie sich mit Blick auf die bisher ausgebliebenen Zahlungen niedergeschlagen.

Antonio Rizzato ist ebenfalls gefrustet: „Die Hilfe kommt nicht fühlbar bei uns an.“ Der Leiter der Gaststätte Kulisse in Vohwinkel hat von der Unterstützung für November bisher nur eine geringe Anzahlung erhalten, wie er berichtet. Für die Dezember-Hilfe habe er derzeit noch nicht einmal Formulare gesandt bekommen. Ihn ärgert aber primär die Abrechnungs-Strategie, die in diesem Zusammenhang im Laufe des vergangenen Jahres angewandt wurde. „Bis zu 90 Prozent müssen zurückgezahlt werden. Das ist dann ja keine Hilfe mehr“, sagt Rizzato. Je nachdem, ob ein sogenannter „Liquiditätsengpass“ besteht, werden mehr oder eben weniger Möglichkeiten bereitgestellt. Der Vohwinkeler Gastronom ist im Laufe der Corona-Zeit „an der Kundschaft dran geblieben“, und erzählt, dass er beispielsweise Einkäufe für sie übernommen habe. Sein Engagement wirkte sich positiv auf das Geschäft aus, wodurch ihm nun weniger Mittel zur Verfügung stehen. „Für seinen Einsatz wird man bestraft“, findet Rizzato. Für ihn sollte es vielmehr darum gehen, die Branche wieder in eine gute Startposition zu bekommen, statt sie schlicht über Wasser zu halten.

Softwarefehler führte zu Verzögerungen bei der Prüfung

Lena Behr führt mit ihrer Mutter das Restaurant Schlüffken in Ronsdorf und steht genauso in der Warteschlange. „Wir haben den Antrag im November gestellt“, sagt sie; eingegangen ist noch nichts. Sie hätte, wenn die Zahlungen zeitig getätigt worden wären, „vor allem besser planen“ können. Nun ist sie immerhin froh um Außer-Haus-Verkauf und Imbissbetrieb. Vergleichbar mit der Unterstützungswelle aus dem Frühjahr 2020 sei es aktuell aber nicht. „Man muss ein bisschen kämpfen. Und die Aushilfen bleiben auf der Strecke“, unterstreicht Behr.

Doch warum dauert die Bearbeitung der Anträge so lange? „Das Ganze ist gestoppt worden wegen eines Softwareproblems“, erklärt Isabel Hausmann. Sie vertritt als stellvertretende Geschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Nordrhein die Branche in Wuppertal. Sie nennt neben des Programmfehlers einen weiteren Grund: „Die EU sagt, man muss einen Verlust haben, um Hilfen zu bekommen.“ Viele Prüfungen und langwierige Genehmigungen kosten also ebenfalls Zeit. Deshalb sagt Hausmann: „Wir fordern, dass die Beihilfe-Obergrenzen erhöht werden.“ Immerhin das Softwareproblem sei gelöst, erste Zahlungen seien nun eingegangen. Dennoch: „Das heißt November-Hilfe, und jetzt ist Januar.“

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