Wülfrath Blick aufs Dorf, der zu Tränen rührt

Wülfrath · Jochen Blume ersteigert für den Betrag von 500 Euro Peter Klückmanns Düssel-Motiv.

 Hobby-Fotograf Peter Klückmann übergab Jochen Blume in dessen Betrieb das auf Leinwand gebannte Foto der beiden Düsseler Kirchen.

Hobby-Fotograf Peter Klückmann übergab Jochen Blume in dessen Betrieb das auf Leinwand gebannte Foto der beiden Düsseler Kirchen.

Foto: Holger Bangert

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ lautet eine sprichwörtliche Erkenntnis. Bilder lösen beim Betrachter die unterschiedlichsten Emotionen aus. Als Jochen Blume kurz vor Weihnachten in seiner Westdeutschen Zeitung das Foto von Düssel, dem Dorf mit den zwei Kirchen, sah, das der Wülfrather Peter Klückmann in HDR-Technik aufgenommen hat, packte ihn eine Mischung aus Freude, Trauer und Sehnsucht.

Perspektive erinnert an den
Ausblick vom Grab der Frau aus

„Das ist doch 100-prozentig die Perspektive, die ich habe, wenn ich am Grab meiner Frau stehe. Das ist mein Blick aufs Dorf. Ich bin mit dem Bild mental verbunden“, erklärt der 64-jährige, warum er an der Versteigerung des Motivs teilgenommen hat und kann die Tränen kaum zurückhalten. 500 Euro hat der Unternehmer geboten und den Zuschlag erhalten. Das auf Leinwand gebannte Foto zeigt den Friedhof und die evangelische Kirche im Vordergrund sowie St. Maximin im Hintergurnd vor weiß-blauer Wolkenkulisse.

Seine Ehefrau Heidi sei nun schon fast sechs Jahre tot, sagt Jochen Blume. „Ich glaube nicht, dass ich es ertrage, das Bild zu Hause aufzuhängen, aber ich musste es einfach haben. Auch mein Schwiegervater ist dort beerdigt“, sagt Jochen Blume. Er besitzt noch ein Haus an der Dorfstraße, wohnt aber nicht selbst dort. Sein hohes Einstiegsgebot erkläre sich auch daher, dass er immer wieder einmal für Kinder in Not ­spende.

Hobby-Fotograf Peter Klückmann hatte über die WZ und Facebook zur Versteigerung zugunsten des Vereins „Kids on Tour“ mit einem Mindestgebot von 45 Euro aufgerufen. „Als ich die Mail von Jochen Blume gelesen habe, ist es mir kalt den Rücken heruntergelaufen“, gesteht der 67-Jährige bei der Übergabe in Jochen Blumes Betrieb. Der führt in dritter Generation die Kfz-Werkstatt Bremsen Blume, in der hauptsächlich Nutzfahrzeuge auf die Hebebühne kommen. Sieben Beschäftigte hat das Unternehmen an der Diseselstraße, das früher an der Kirschbaumstraße ansässig war und 115 Jahre besteht.

„Ich engagiere mich gerne sozial“, sagt Peter Klückmann. Für Angelika Tach und ihren Verein „Kids on Tour“, die Mädchen und Jungen aus schwierigen familiären Verhältnissen Freizeiten ermöglicht, sei er zuerst als Fotograf tätig gewesen. „Seit einigen Jahren mache ich aber auch als Betreuer mit“, ergänzt Klückmann. Ein Beispiel für die Glücksmomente, die ihm dieses Aufgabe schenke, beschreibt er so: „Bei einer Tour mit Ziel Haltern am See fiel uns ein Mädchen auf, dass erst nur traurig guckte und schließlich, nach dem Sommerrodeln, doch strahlte und mit den anderen Kids lachte.“

Mit 60 bis 70 Euro Versteigerungserlös hatte der Fotograf gerechnet. „Doch auch das nächst höherer Gebot lag bei immerhin 111 Euro“, verrät Peter Klückmann. Als Jochen Blume das hört, sind die Zweifel, ob ihm das Motiv guttut offenbar vollends verflogen. „Dann biete ich noch einmal 150 Euro für ein zweites Bild. Das könnte auch etwas für meine Schwiegermutter sein, die steht dort auch oft am Grab“, sagt er und Peter Klückmann schlägt ein.

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