Gründerpreis: So geht es den Gewinnern von 2012

Die einstigen Top-Gründer werfen einen Blick zurück. Der Wettbewerb geht jetzt in die zweite Auflage.

Krefeld. Die Nacht zum 10. Juli 2012 wird Stefan Riddermann nie vergessen. Es war jene Nacht, in der seine Firma in Flammen aufging. An der Mevissenstraße brannte nicht nur die Holzhandlung Roeren aus, sondern auch ein Teil des angrenzenden Handwerkerhofs. Dort hatte auch Riddermanns Firma 79gradminus ihren Sitz.

„Ich stand vor der Privatinsolvenz“, sagt der 31-Jährige. Die Versicherung hat ihm zwar mit 50.000 Euro den Verlust seiner Geräte ersetzt, aber in den Hallen stand auch das Eigentum seiner Kunden, darunter ein 911er Porsche und eine Brotbackmaschine. Wert: zusammen etwa 190.000 Euro. Alle waren zerstört und nicht versichert.

Unzählige Stunden setzte sich Riddermann mit Anwälten und Versicherungen auseinander. „Das hat unfassbar viel Zeit und Kraft gekostet“, berichtet der Kfz-Technikermeister. Aber das Kämpfen hat sich gelohnt.

Nachdem die Firma zeitweise an der Weyerhofstraße zu finden war, ist Riddermann zum Handwerkerhof zurückgekehrt. Und er hat mit Marvin Knecht (26) inzwischen einen Angestellten. Während der sich um die Restauration von Autos kümmert, reinigt Riddermann in anderen Betrieben Maschinen. Mit dabei: ICE-Züge von Siemens und Bundeswehr-Fahrzeuge, die in Afghanistan zum Einsatz kamen.

Riddermann arbeitet mit Trockeneisstrahlen. Bei einer Temperatur von minus 79 Grad wird das zerkleinerte Trockeneis mit 300 Metern pro Sekunde auf die verschmutzte Fläche gespritzt. Das Eis sprengt den unterkühlten Dreck einfach weg, ohne das bestrahlte Objekt zu beschädigen.

Diese Geschäftsidee hat die Jury so sehr überzeugt, dass Riddermann im Sommer 2012 — vier Wochen vor dem Brand — den ersten Platz beim erstmals vergebenen Krefelder Gründerpreis erringen konnte. Jetzt geht es in die nächste Runde, erneut begleitet von Wirtschaftsförderung, Volksbank und Westdeutscher Zeitung (siehe Kasten). „Heute ist meine Zuversicht fast wieder so groß wie damals, als ich den Preis gewonnen habe“, sagt Riddermann.

Vom Erfolg ihrer Firma überzeugt ist auch Sezarin Agopyan. Die Erfinderin von Nicks Salatsauce belegte beim Gründerpreis den zweiten Platz. Die 59-Jährige stammt aus Istanbul, hat einen österreichischen Pass und lebt seit 1984 in Deutschland. „Ich habe die Sauce in meiner Küche kreiert. An der Rezeptur gab es immer wieder kleine Änderungen. Jetzt ist sie perfekt“, erzählt die Unternehmerin.

Produziert wird die Sauce am Westwall. Tatkräftige Hilfe erfährt Agopyan von ihrem Mann Nisan und Tochter Wilma. Monatlich füllt die Familie inzwischen etwa 1800 Flaschen à 0,5 Liter ab. Zu den Abnehmern gehören mehrere Edeka-Märkte, Restaurants, Obst- und Gemüsehändler sowie die Kantine der Stadtsparkasse Düsseldorf. Agopyan hofft, mit ihrem Dressing bald auch in den Kaiser’s-Märkten der Region vertreten zu sein.

Eine regelrechte Flut von Aufträgen hat der dritte Platz beim Gründerpreis bei Katja Altrock (28) ausgelöst. „Zeitweise mussten die Kunden bis zu acht Wochen Wartezeit in Kauf nehmen“, erzählt die gelernte Fahrzeuglackiererin. Sie beseitigt Kratzer, Parkschrammen und Dellen im Blech, wenn die Schäden nicht größer als eine Din-A4-Seite sind. Meist zahlen die Kunden dafür zwischen 350 und 500 Euro. Das Geschäft läuft so gut, dass Altrock vor wenigen Wochen eine Kfz-Mechanikerin eingestellt hat, die an drei Tagen pro Woche hilft.

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