Prüfungen in Krefeld Wie Paulina die Hürden beim Führerschein umkurvt

Krefeld · Wegen der Corona-Krise haben sich viele TÜV-Fahrprüfungen aufgestaut. Das sorgt für Ärger bei den Krefelder Fahrschulen.

 Fahrlehrer Tim Tiefers und die 17-jährige Paulina Kindler ärgern sich über die Verzögerungen.

Fahrlehrer Tim Tiefers und die 17-jährige Paulina Kindler ärgern sich über die Verzögerungen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die Führerscheinprüfung: Für viele Jugendliche häufig die erste große Hürde im Leben. Im Moment werden ihnen dabei durch Corona aber auch viele Steine in den Weg gelegt, so auch Paulina Kindler. Die 17-jährige Krefelderin wollte schon längst hinter dem Steuer sitzen. Seit letztem Jahr geht sie dafür in die Fahrschule Tiefers am Ostwall. Die Theorieprüfung hat sie bestanden, dann waren die Fahrstunden dran. Seit Anfang des Jahres ist sie gemeinsam mit Fahrlehrer Tim Tiefers unterwegs. Dann kam die Corona-Krise dazwischen und knapp acht Wochen standen die Fahrschul-Autos nur auf dem Hof. Als es Mitte Mai endlich wieder mit den Fahrstunden losgehen konnte, hat Tiefers viele Fahrschüler für die praktische Fahrprüfung angemeldet, die zuvor schon ihre Prüfung hätten machen sollen. „Normalerweise dauert es dann ungefähr drei Wochen bis zum Prüfungstermin“, so Tiefers. Aktuell müssten seine Fahrschüler allerdings fast acht Wochen warten.

„Oft werden wir als Fahrschule dafür verantwortlich gemacht“

Eine existenzbedrohende Situation für die Fahrschule. Denn nicht alle Schüler sind so geduldig wie Paulina. Einige brechen ihre Ausbildung ab, weil sie keine Motivation mehr haben. Das Telefon in der Fahrschule steht an manchen Tagen nicht still, weil sich viele empörte Eltern melden. Denn so ein Führerschein kostet viel Geld – viele sparen sich das von ihrem Taschengeld zusammen oder bekommen eine Finanzspritze von den Großeltern, so wie Paulina. Sie muss allerdings viel mehr Fahrstunden bezahlen, als ursprünglich geplant, um nicht aus der Übung zu kommen.

„Es ist sehr ärgerlich, denn oft werden wir als Fahrschule dafür verantwortlich gemacht. Da geht es auch um unseren guten Ruf“, sagt Tiefers. Das Problem ist nicht neu: Seit die Fahrschulen wieder öffnen durften, häufen sich die Beschwerden vieler Fahrleher. Der TÜV Rheinland arbeitet an einer Lösung. Er begründet die Probleme damit, dass sich durch die Corona-Krise im Rheinland rund 21 000 Prüfungen aufgestaut haben. Diese würden jetzt nach und nach abgebaut werden. Dazu zieht der TÜV Rheinland Mitarbeiter aus anderen Unternehmensbereichen hinzu, die dann auch über die übliche Arbeitszeit hinaus noch zusätzliche Prüfungen abnehmen können. Außerdem werden auch samstags Prüfungstermine vergeben. Davon ist in der Fahrschule Tiefers laut eigenen Angaben noch nicht viel angekommen. Zwar würden mittlerweile keine Prüftermine mehr abgesagt, aber die Wartezeiten wären nach wie vor enorm, so Tiefers.

TÜV-Sprecher: „Wir sehen Licht am Ende des Tunnels“

Das Problem fängt aber schon viel früher an: Denn auch bei der Theorieprüfung staut es sich, da durch die Corona-Maßnahmen nicht mehr so viele Fahrschüler gleichzeitig ihre Prüfung in einem Raum ablegen dürfen. Hier steuert der TÜV Rheinland gegen und bietet ab sofort zwölf statt fünf Plätze pro Prüfungsstunde an. „Hier sehen wir Licht am Ende des Tunnels“, so Wolfgang Partz, Sprecher bei TÜV Rheinland. Das soll Erleichterung verschaffen. Bei der praktischen Prüfung räumt der TÜV aber Nachholbedarf ein. Hier sei es nach wie vor aufgrund der Ferienzeit sehr schwierig. Viele Prüfer sind außerdem weiterhin in Kurzarbeit oder gehören zur Risikogruppe. Ein generelles Personalproblem streitet der TÜV Rheinland aber ab. Das sieht Tiefers anders. Seiner Meinung nach habe es auch schon vor der Corona-Krise an genügend Personal gemangelt. Gleichzeitig darf aber nur der TÜV Rheinland Prüfungen abnehmen. Ein Teufelskreis. Fahrlehrer Tim Tiefers wünscht sich deshalb, dass das Monopol des TÜV aufgehoben wird: „Gäbe es die Möglichkeit, dass zum Beispiel auch die Dekra prüfen kann, dann hätten wir mehr Konkurrenz und die wäre vermutlich auch gut für das Geschäft.“ Für Fahrschülerin Paulina hat das lange Warten jetzt endlich ein Ende. Am 16. Juli hat sie ihre praktische Fahrprüfung und hält danach hoffentlich den lang ersehnten Führerschein in der Hand. Denn wenn sie durchfallen sollte, dann beginnt das Warten wieder von vorne.

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