Ophelders als Meister des Wortspiels

Zwischen Zooscheune und Pinguingehege präsentierte der Schauspieler sein Solo „Warum Heinz mit Erhardt“ lacht.

Ophelders als Meister des Wortspiels
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Das Ambiente zwischen Zooscheune und Pinguin-Gehege erwies sich in den Abendstunden am Samstag bis auf ein paar Regentropfen als ideal — weil stimmungsvoll. Sogar die Tiere spielten mit und trugen mit Schreien zur rechten Zeit zum Programm bei. Das Stadttheater hatte zu einer Vorlesung über den großen Humoristen Heinz Erhardt eingeladen. Als Dichter, Komponist und Schauspieler erobert Heinz Erhardt noch heute die Herzen seiner Anhänger. Theaterschauspieler Michael Ophelders schlüpfte in die Rolle des zerstreuten, schusseligen, etwas abgehobenen Professors Max Busch, am Klavier begleitet von Winni Slütters.

Typisch Professor erschien Ophelders unter Ausnutzung des akademischen Viertels verspätet auf der kleinen Bühne. Leidenschaftlich und engagiert rezitierte und deklamierte er die humorvollen, oft hintersinnigen Gedichte des beliebten und unvergessenen Humoristen: von der Made über den König Erl bis zum Ritter Fips. Das zumeist ältere Publikum ließ sich gerne auf den Professor und seine elitären Seitenhiebe auf halbgebildete Studenten ein, weil das bunte Programm „Warum Heinz mit Erhardt lacht“ gefiel.

Auch die musikalischen Einlagen und alten Schlager erinnerten an die Zeit von Erhardts Komödien, die ihm in der Nachkriegszeit stets volle Häuser bescherten. Gerne ließen sich die textsicheren Zuhörer zum Mitsingen animieren und vollendeten die angefangenen Gedichtverse. Peter aus dem Publikum rezitierte auf der Bühne sogar ein Gedicht vom Regenwurm.

Heinz Erhardt

Der Erfolg von Heinz Erhardt beruhte auf seiner spitzbübischen, schelmischen Art, die vordergründig kindlich naiv wirkte, aber meist mit doppeldeutigen, hintersinnigen Spitzen gewürzt war — ein Humorist mit dem Schalk im Nacken. „Ich zeige dir mein Muttermal, zeig du mir deinen Vater mal“, beliebte er zu dichten. Einer seiner Sinnsprüche charakterisiert ihn vielleicht am besten: „Wer sich selber auf den Arm nimmt, erspart anderen die Arbeit.“ Sein ausgefeilter Humor ist so zeitlos, dass man ihn Politikern noch heute empfehlen möchte. „Das Schlimmste an den Rednern ist, dass sie nicht sagen, worüber sie sprechen“, sagte er einmal.

Erhardt war ein Meister des Wortspiels und beherrschte die hohe Kunst des sich Verhaspelns, der Gereimt- und Ungereimtheiten sowie Wortverdreher. „Stapgetiefelt“ statt tiefgestapelt ist ein Beispiel. Oder aus dem „Tauchenichts“ - frei nach Schiller: „Wer wagt es, Knappersmann oder Ritt, zu schlunden in diesen Tauch? Einen güldenen Becher habe ich mit, den werf ich jetzt in des Meeres Bauch.“ Generationen von Schülern hatten Probleme mit Goethes Erlkönig, zitierten aber fehlerfrei Erhardts König Erl: „Wer reitet so spät durch Wind und Nacht? Es ist der Vater, es ist gleich acht.“ Mit dem Schluss: „Erreicht den Hof mit Müh und Not - der Knabe lebt, das Pferd ist tot.“ Warum wohl? Erhardt war lustig und unbestritten einer der amüsantesten deutschen Dichter. Schon als Schüler schrieb er lieber Gedichte über Lehrer als zu lernen und verließ das Gymnasium nach 15 Schulwechseln ohne Abitur.

Ophelders und Slütters gelang es mit einem gut gewählten Potpourri aus Erhardts Werken, das Publikum in die frühe Zeit deutschen Humors mitzunehmen. Schließlich hatte es der bescheidene Humorist ein Vierteljahrhundert lang bestens unterhalten. Auch der ein oder andere jüngere Gast ging am Samstag mit einem Schmunzeln nach Hause.

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