Konzertsaison in Krefeld Symphonisches Schwelgen – starke Soli

Krefeld · Zweiter Teil: Die WZ stellt das Programm der Niederrheinischen Sinfoniker vor. Ab 2022 erwartet uns unter anderem Beethoven, Mahler und Nino Rota.

 Im Jahr 2019 war Alena Baeva (r.) bereits unter GMD Mihkel Kütsons (l.) Leitung Gast der Niederrheinischen Sinfoniker.

Im Jahr 2019 war Alena Baeva (r.) bereits unter GMD Mihkel Kütsons (l.) Leitung Gast der Niederrheinischen Sinfoniker.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Aus dem Vollen schöpfen, was orchestralen Klangzauber anbelangt, möchten die Niederrheinischen Sinfoniker in der zweiten Hälfte ihrer Konzertsaison 2021/22. In der Hoffnung, dass die Corona-Pandemie mehr und mehr Konzertleben auch in Krefeld erlaubt, planten sowohl Theater Krefeld Mönchengladbach als auch die Konzertsparte für die erste Jahreshälfte zunächst mit kleinformatigen Programmen, um schließlich ab dem Jahreswechsel auf mehr Möglichkeiten – also auch die Chance für große Besetzungen – zu hoffen. „Das vergangene Jahr hat uns beispielhaft bewiesen: Die lebendige Konzertaufführung ist durch nichts zu ersetzen – egal, wie weit entwickelt die Technik auch sein mag“, schreibt Generalmusikdirektor Mihkel Kütson in seinem Grußwort im neuen Konzertjahresheft.

Auftakt mit großen symphonischen Klängen

Beispielhaft für einen feurig-flammenden orchestralen Auftakt in das hoffentlich bessere Konzert-Jahr 2022 kann das erste Stück des vierten Sinfoniekonzerts (Februar) gelten: Don Juan Op. 20 von Richard Strauss. Strauss-Fans lieben es, viele Geiger fürchten es als höllisch schweres Parade-Stück für Probespiele für Orchesterstellen. Eigentlicher Fokuspunkt des Konzerts unter Mihkel Kütsons Leitung ist indes die Klavierkunst von Alexander Krichel, der zunächst Nino Rotas „Fantasia sopra 12 note del ‚Don Giovanni‘ per pianoforte e orchestra“ interpretiert und dann Chopins Variationen über „Là ci darem la mano“ für Klavier und Orchester Op. 2 spielt. Rota wurde übrigens vor allem durch seine Filmmusiken bekannt, auch wenn er auch sonst ein sehr reger Komponist war. Man denke nur an die zweifelsfrei geniale Erfindung der musikalischen Motivik zu „Der Pate“.

Mieczysław Karłowicz starb 1909 bei einer Lawine. Der polnische Komponist war da gerade einmal Anfang 30. Sein Violinkonzert Op. 8 aus dem Jahr 1902 „gilt als der krönende Abschluss seiner ersten Schaffensphase“, heißt es in der Ankündigung. Das neoromantische Werk begeistere mit großen Gefühlen und erinnere in der Tonsprache immer wieder an Karłowiczs Vorbilder: Richard Wagner und Richard Strauss. An der Violine als Solistin Alena Baeva, hier keine Unbekannte. 2019 war sie mit Dvořáks Violinkonzert schon ein mal bei den Niederrheinischen Sinfonikern zu Gast. Bei dem fünften Sinfoniekonzert (April) unter Mihkel Kütsons Leitung steht zudem Tschaikowskys vor Weltschmerz zerfließender „Welthit“, seine letzte, kurz vor seinem Tode uraufgeführte, Sinfonie Nr. 6, die „Pathétique“.

Überaus kunstvolle Symphonik bietet das sechste Sinfoniekonzert im Mai. Gast am Pult des Zweistädteorchesters ist Josep Caballé-Domenech, Chefdirigent des Moritzburg Festival Orchesters und des Colorado Springs Philharmonic Orchestra. Er interpretiert Mozarts „Haffner“ Sinfonie Nr. 35 D-Dur KV 385, ein Geniestreich und den genialen Werken des Wiener Klassikers und eine ebenfalls monolytische Wegmarke in der Musikgeschichte. Die Musik des Jugendstils begann in dem Moment, als der Dirigent Mahler sich hinsetzte, und die ersten Takte für seine erste Sinfonie Nr. 1 D-Dur niederschrieb. Der Weg für eine musikästhetische Transformation war geebnet, die schließlich in einer alle Grenzen sprengenden Symphonik münden sollte und am Ende des Tages in einer neuen Tonsprache, der Moderne. Mahlers „Erste“ ist magisch und unterhaltsam, witzig und mystisch zugleich. Man darf auf Caballé-Domenech Sicht und die Umsetzung der Sinfoniker sehr gespannt sein.

Fazıl Says Musik trifft auf Beethovens Klavierkonzert

Das letzte Sinfoniekonzert, das siebte der Saison im Juni, ist programmatisch besonders. Beethovens 4. Klavierkonzert (G-Dur Op. 58) einerseits und Fazıl Says „İstanbul Senfonisi“ – Sinfonie Nr. 1. Bei dem Klavierkonzert sitzt Martin Stadtfeld am Flügel, das Orchester leitet Kütson, durch Beethovens Krönung der Genres. Fazıl Say, 1970 in Ankara geboren, ist übrigens auch zunächst ein Pianist, der aber auch durch sehr persönliche Kompositionen auf sich aufmerksam machte und macht. In seiner Sinfonie „porträtiert er die Stadt Istanbul in ihren mannigfaltigen Facetten“.

Auch 2022 gibt es wieder Filmmusik am Niederrhein, im April unter dem Dirigat von Yorgos Ziavras gibt es „Highlights der Filmmusik samt zugehöriger Filmszenen und einer großen Lightshow“ im Theater Krefeld.

Nicht vergessen werden darf zudem das Neujahrskonzert, das unter Mihkel Kütsons Leitung diesmal mit Bandoneonist Kaspar Uljas zwischen Werken von „Astor Piazzolla und einem bunten Melodienreigen der ‚Strauss-Dynastie‘“ changiert.

Die Programme der vielseitigen Kammerkonzerte, Kinderkonzerte und die neuen Krabbel- und Sitzkissenkonzerte für ganz kleines Publikum ergänzen das Angebot. Es gibt zudem Specials wie die Wohnzimmerkonzerte, auf die gesondert hingewiesen wird.

Alle Informationen, auch zu Karten und Co., gibt es im aktuellen Konzert-Jahresheft, das ausliegt und online steht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort