Klimawandel Der Krefelder Wald hat massive Schäden

Der Zustand der Bäume in Krefeld bereitet Grund zur Sorge. Die letzten drei Jahre waren besonders schlimm.

 Nur fünf Prozent der Bäume im Krefelder Wald sind noch gesund.

Nur fünf Prozent der Bäume im Krefelder Wald sind noch gesund.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Der Wald ist ein Ort der Erholung. Doch inzwischen braucht er selbst dringend Erholung und Pflege, denn es steht nicht gut um ihn. Bundeswaldministerin Julia Klöckner hat vor kurzem die Waldzustandserhebung 2020 des Bundesministeriums vorgestellt. Der Bericht zeigt: Die vergangenen drei Dürre-Jahre, der massive Borkenkäfer-Befall, Stürme und vermehrte Waldbrände haben in den Wäldern langfristig massive Schäden angerichtet. Die jetzigen Ergebnisse gehören zu den schlechtesten seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984, die meisten Bäumen haben lichte Kronen. Auch Krefelds Wäldern geht es schlecht. Stadtförster Jens Poschmann wird am 24. März dem Aufsichtrat den neuesten Waldzustandsbericht vorstellen und danach auch der Öffentlichkeit, so KBK-Sprecher Jürgen Pannenbecker.

Die Kronen geben Aufschluss
wie ein Fieberthermometer

Ein Blick zurück ins Jahr 2019 zeigt, wie schlecht es schon damals um den Wald stand. Poschmann: „In Krefeld gab es 2019 nur noch fünf Prozent gesunde Bäume.“ Ein Jahr zuvor waren es noch sieben Prozent, im Jahr 2010 immerhin noch 32 Prozent und um die Jahrtausendwende noch 59 Prozent. Um den Zustand zu dokumentieren, werden regelmäßig die Kronen der Bäume begutachtet.

„Kronen sind wie ein Fieberthermometer, sie zeigen an, wie es dem Wald geht“, beschrieb Klöckner bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2020. An den Blättern ist nämlich die Wasser- und Nährstoffversorgung sowie der Insektenfraß abzulesen. In Krefeld wiesen vor zwei Jahren nur Buche und Bergahorn überhaupt noch einzelne Exemplare ohne Kronenverlichtung auf. 

Krefeld ist reich an altem Baumbestand. Es ist vor allem die Altersgruppe der Bäume über 60 Jahre, der der Klimawandel und das dritte Dürrejahr in Folge schwer zusetzt (siehe Dürremonitor Helmholtz-Zentrum https://www.ufz.de/index.php?de=44429). Während die immergrünen Nadelbäume 800 Liter Niederschlag pro Jahr brauchen, ist es bei den Laubbäumen wegen ihrer nur achtmonatigen Vegetationsphase 350 bis 700 Liter auf das Jahr gerechnet. Laut Katja Leendertz vom Heilmannshof, deren Familie den Landschaftspark an der Maria-Sohmann-Straße seit Generationen hegt und pflegt, haben ihre Messungen in 2018 ein Defizit von 250 Liter (pro Quadratmeter) und in 2019 immerhin noch ein Defizit von 200 Litern angezeigt.

Die letzten Fichtenbestände sind inzwischen gefällt

Knapp ein Zehntel der Krefelder Fläche von etwa 13 725 Hektar ist Waldgebiet (1278 Hektar), 1019 davon in städtischem Besitz, der Rest privat. 98 Prozent des Waldes besteht aus Laubbäumen, hauptsächlich Rotbuche und Eiche zu jeweils 25 Prozent, gefolgt von Esche, Ahorn, Erle. Insgesamt aus 39 verschiedenen Baumarten. Nur zwei Prozent des Waldes in Krefeld besteht aus Nadelholz.Und dennoch ist gerade dort der Schaden sehr hoch.

Fast alle Fichten sind in den letztenJahren aus Krefeld verschwunden; sie brauchen sehr viel Wasser, um sich letztendlich somit auch gegen den Borkenkäfer zur Wehr setzen zu können. „Doch die vergangenen Jahre waren trocken und heiß, ihnen fehlte das Wasser - und somit hatten die keine Chance mehr“, erklärte Poschmann noch im vergangenen Sommer unserer Redaktion. Die letzten großen Bestände im Hennemondwald nahe der Niepkuhlen sind inzwischen abgeholzt. Ebenso wie die letzten Exemplare im Stadtwald, die 2018 fielen.

Die Eichen weichen und gesunde Buchen muss man suchen

Doch auch die Eichen und Buchen in Krefeld leiden extrem laut Poschmann: „Man kann durchaus sagen: Die Eichen weichen und auch gesunde Buchen muss man suchen.“ Besonders bei Eichen fielen im vergangenen Jahr die blattlosen Baumkronen auf. Im Vergleich zum Landesdurchschnitt leide die Eiche mit 75 Prozent witterungsbedingt und durch den Fraß des Eichenprozessionsspinners deutlich stärker in Krefeld als anderswo. Schwerste Schäden zeigten bereits 2019 die Roteichen, deren Schadstufen von 56 auf 89 Prozent gestiegen sind. Deshalb mussten im Stadtwald ebenso wie im Zoo die Roteichen wegen Bruchgefahr gefällt werden. 

Hingegen sind die Schäden an den Buchen in Nordrhein-Westfalen viermal so hoch wie in Krefeld. Poschmann führt das zurück auf die guten Böden des Krefelder Stadtwalds, wo viele Buchen stehen. Ganz anders sehe das jedoch im Forstwald aus, wo so viele Buchen absterben wie seit Jahren nicht mehr. Der Bestand der Buchen ist deshalb von 19 auf 13 Prozent in Krefeld zurückgegangen. Und Nadelbäume seien so gut wie verschwunden. Dabei gehörten sie zu einem gesunden Mischwald dazu und dienen Waldvögeln, Insekten und anderen Kleintieren im Winter als Schutz.

Zehn Waldflächen nennt Krefeld sein eigen. Sie dienen den Krefelder zur Naherholung, vor allem jetzt während der Monate des Lockdown. Doch darunter leidet der Wald besonders. Zweieinhalbmal mehr Menschen als sonst sind in den Wäldern unterwegs, oftmals außerhalb der offiziellen Wege und viele Waldtiere werden vertrieben.

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