Bessere Vermarktung gefordert Krefeld lockt zu wenige Touristen an

Krefeld · Der Hotelverband fordert bessere Vermarktung für Krefelder Hotels. Eine Rückkehr zum Niederrhein Tourismus ist derzeit aber offenbar kein Thema.

 Ein beliebtes Ausflugsziel in Krefeld ist die Burg Linn. Und die Stadt hat noch mehr zu bieten.

Ein beliebtes Ausflugsziel in Krefeld ist die Burg Linn. Und die Stadt hat noch mehr zu bieten.

Foto: Tourismus Niederrhein

Ist Krefeld für Touristen interessant? Hat die Stadt überhaupt etwas zu bieten, das auswertige Gäste anlocken könnte? Bei der Beantwortung dieser Frage sind sich die heimischen Vertreter des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) und das Stadtmarketing einig: „Ja, Krefeld hat viel Potenzial.“ Doch wird dieses Potenzial genügend bekannt gemacht? Nicht nur die Dehoga-Vertreter haben daran Zweifel.

Antonios Arabatzis, Vorsitzender des Dehoga in Krefeld, zählte im Gespräch mit unserer Zeitung kürzlich die Schokoladenseiten der Stadt auf – angefangen von den Museen und den Bauhaus-Denkmälern über den Stadtwald bis hin zur Burg Linn. Auch gebe es drei Brauhäuser und eine Groß-Brauerei, was aber außerhalb der Stadtmauern kaum bekannt sei. Das wiederum liege unter anderem dran, dass Krefeld nicht an der touristischen Vermarktung innerhalb der Niederrhein Tourismus Gmbh beteiligt sei. Deren Broschüren werden zwar in der Stadt ausgelegt – doch Krefelder Inhalte sind darin selten zu finden.

Krefeld hoffte darauf, besser wahrgenommen zu werden

Die Stadt hatte 2014 die Vermarkungsgemeinschaft – ihr gehören aktuell die Kreise Heinsberg, Kleve, Viersen und Wesel an – aus Kostengründen verlassen: Es ging um eine Summe von 50 000 Euro, die eingespart werden sollte. Damals war man in der Seidenstadt der Meinung, die Vermarktung eigener touristischer Stärken alleine besser hinbekommen zu können. „Wir haben den Eindruck, dass wir so deutlicher wahrgenommen werden“, sagte Marketing-Leiter Uli Cloos 2015, ein Jahr nach dem Austritt, mit Blick auf bessere Übernachtungszahlen.

Drei Jahre später klang das schon anders. „Natürlich sind wir Niederrhein, auch wenn der Stadtrat vor Jahren mal etwas anderes beschlossen hat. Ich kann mir aber vorstellen, dass unser neuer Oberbürgermeister Frank Meyer über eine Reintegration nachdenken würde.“ Das sagte Cloos im März 2018 auf der weltgrößten Tourismus-Messe ITB in Berlin. Damals gab es Bestrebungen, dass Krefeld zurück zur Niederrhein Tourismus GmbH kehrt. Die aber im Sande verlaufen sind.

Die IHK Mittlerer Niederrhein kämpft schon seit 2015 dafür, dass sich Krefeld wieder der gemeinsamen Tourismus-Vermarktung anschließt. Sie stellte eine Studie zur Tourismuswirtschaft vor, bei der Krefeld unter ferner liefen landete.

Als besonders bedenklich wurde gewertet, dass Krefeld im Bereich Tourismusintensität (Übernachtungen je 1000 Einwohner pro Jahr) in der Studie nur den 31. Platz von 42 Kreisen und kreisfreien Städten in Nordrhein-Westfalen belegte. 1078 Übernachtungen je 1000 Einwohner pro Jahr wurden verzeichnet. Die Zahlen sind nicht besser geworden: Im „Hotelmarkt Report 2019“ kommt Krefeld auf 958 Übernachtungen je 1000 Einwohner. Der Mittelwert liegt bei 2441.

Das Krefelder Stadtmarketing sieht sich derzeit aber offenbar gut genug aufgestellt. Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärte die stellvertretende Leiterin Claire Neidhardt: „Die Stadt Krefeld hat in den letzten Jahren durchgängig steigende Übernachtungszahlen.“ Aufgrund Krefelds günstiger geografischer Lage liege ein Schwerpunkt bei der touristischen Vermarktung auf Kurzreisenden und Tagesgästen.

„Die Stadt ist auf sämtlichen regionalen Tourismusmessen, um auf Krefeld aufmerksam zu machen. Sie ist Projektpartner bei verschiedenen touristischen Kampagnen wie dem Projekt „local emotion – Lieblingsplatz Niederrhein“ gemeinsam mit Niederrhein Tourismus“, hebt Neidhardt hervor. Die Marketing-Aktivitäten seien regional abgestimmt und vernetzt. Zudem würden über den Krefelder Perspektivwechsel Formate geschaffen wie die „Rhine Side Gallery“ oder das „Made-in Krefeld-Special“ zum Weihnachtsmarkt.

Also keine Notwendigkeit, zum Niederrhein Tourismus zurückzukehren? Mehrfache konkrete Nachfragen dazu von unserer Zeitung bei der Stadt Krefeld blieben auch nach zwei Wochen unbeantwortet.

Aus Sicht des Hauptgeschäftsführers der IHK Mittlerer Niederrhein, Jürgen Steinmetz, ist das optimale Marketing einer Region „auf großer Ebene organisiert“. Anderenfalls rufe man nicht alle Potenziale ab. Leider sei die IHK mit dieser Botschaft bei der Politik bisher aber nicht durchgedrungen. Dabei sei der Tourismus ein wichtiger Wirtschafts- und Standortfaktor.

Martina Baumgärtner, Geschäftsführerin Niederrhein Tourismus GmbH, ist für Anfragen aus der Stadt Krefeld auf jeden Fall offen. Zur deren möglicher Rückkehr erklärt sie: „Wir haben den damaligen Schritt der Stadt, die Mitglied‑schaft bei der Niederrhein Tourismus GmbH aufzukündigen, sehr bedauert. Wir sind aber nach wie vor offen für eine Beteiligung.“

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