Gastgewerbe Corona trifft die Hotels hart

Krefeld · Die Zahl der Gäste ist um bis zu 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Krefelder Hoteliers schildern die Not.

 Bis zu 100 000 Euro Minus bislang: Alain Michelis vom Hotel-Restaurant Benger an der Uerdinger Straße.

Bis zu 100 000 Euro Minus bislang: Alain Michelis vom Hotel-Restaurant Benger an der Uerdinger Straße.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Wer verstehen will, wie schlecht es Hotels in der Stadt derzeit geht, hat verschiedene Möglichkeiten. Man kann zum Beispiel auf die Zahlen in Folge der Corona-Pandemie schauen. Für den Mai dieses Jahres steht ein Minus von 90 Prozent bei den Gästen in Relation zum Jahr 2019. 1566 Gäste schliefen in den Betten Krefelder Unterkünfte. Im Vorjahresmonat waren es 14 895 Menschen. So geht es aus der aktuellsten Übersicht des Statistischen Landesamtes hervor.

Man kann neben dem Blick auf die Zahlen auch mit Hoteliers reden. Da erzählt beispielsweise Alain Michelis, Inhaber des Hotels Benger an der Uerdinger Straße, von massiven Umsatzumbrüchen. Stornierungen im Wert von 80 000 bis 100 000 Euro habe er im Zuge der Krise schon verkraften müssen.

Egal, ob nun aus dem Gespräch oder anhand der Zahlen, bleibt eine Erkenntnis: In den Hotelzimmern der Stadt ist es seit Wochen ziemlich leer.

Antonios Arabatzis vertritt als Chef des Hotel- und Gaststättenverbandes in Krefeld die Hotels in der Stadt. „Es sieht nicht gut aus“, sagt er. Messen in Düsseldorf, Sportveranstaltungen in Krefeld, große Shows in der Yayla-Arena – all das bringt den Krefelder Hotels normalerweise Gäste. All das ist durch die Corona-Einschränkungen aber nun auf absehbare Zeit nicht möglich. „Ich weiß nicht, wie man daraus kommen soll“, sagt Arabatzis. Es brauche für die Hotels und die Veranstaltungsbranche wohl noch mal eigens zugeschnitten Hilfen des Staats.

Einer, der davon profitieren würde, ist Michelis vom Hotel Benger. Er erklärt die Problematik. In Folge des Lockdowns brachen Übernachtungen weg. „Im Mai und Juni gingen die Buchungen um 90 Prozent runter im Vergleich zum Vorjahr.“ Der Juli bringe leichte Besserung. Die ersten Menschen seien wieder auf Dienstreise. Gerade davon lebt das Hotel Benger. „Dennoch haben wir nur eine Auslastung von 30, 40 Prozent“, sagt Michelis und schiebt hinterher: „Normal wären im Juli etwa 60 Prozent.“

Mit Blick auf die nächsten Wochen bleiben Sorgen. Man wisse ja nicht, ob das Virus in einer zweiten Welle wiederkomme, sagt Michelis. Dann trenne sich in der Branche die Spreu vom Weizen, meint er mit Blick auf die Existenz mancher Betriebe. Mit Blick auf sein Haus hat Michelis nun einen staatlich subventionierten Kredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau aufgenommen. Den bekomme er zum Glück, da er sein Gewerbe seit 13 Jahren führe.

Ansonsten ärgert sich Michelis über bisherige Hilfen. Er habe Geld im Rahmen des Sofortprogramms des Landes NRW beantragt und erhalten. Doch nun muss er wohl Teile zurückzahlen. Denn erst nach der Auszahlung sei rausgekommen, dass man damit keine Löhne hätte zahlen dürfen, sagt Michelis. Jetzt hofft er, dass die Politik noch nachbessert.

Anderer Schauplatz, ähnliche Sorgen: Wolfram Lawall ist Chef des Garden Hotels an der Schönwasserstraße. „Das gut gelaunte Hotel“, ist der Slogan. Doch von guter Laune ist im Gespräch mit Lawall wenig zu spüren. Ab dem 20. März hat er erstmal für vier Wochen dicht gemacht. Seitdem schmeiße er den Laden alleine mit zwei Auszubildenden, sagt Lawall. Die anderen Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Der Service ist entsprechend zusammengestrichen, damit es sich einigermaßen lohnt. Das heißt etwa: Kein Nachtdienst an der Rezeption oder Lunchpaket statt Frühstücksbuffet.

Am Wochenende muss das Hotel manchmal geschlossen werden

In den vergangenen Monaten habe er nicht mal die Hälfte im Vergleich zu 2019 eingenommen, sagt Lawall. Und was kommt im August und den Folgemonaten? „Keine Ahnung“, sagt Lawall. Buchungen von Firmen erfolgen wenn kurzfristig. Zumindest ein paar Geschäftsreisende seien da. Am Wochenende müsse er das Hotel manchmal aber schließen, sagt Lawall.

Doch er glaubt weiter an sein Geschäft. „Wenn ich nicht zuversichtlich wäre, hätte ich den Schlüssel lange umgedreht.“ Er hofft inzwischen auf eine Überbrückungshilfe für seinen Betrieb. Zudem hat er all seine Kollegen in Krefeld angeschrieben. Lawalls Apell lautet: Zusammenhalten. „Fangt nicht an, über Preisdumping Gäste zu gewinnen“, fordert er von seinen Mitbewerbern. Das sei zum Glück noch nicht eingetreten und solle auch so bleiben. Denn minimal wenige Buchungen für weniger Geld – das könne einfach nicht gut gehen.

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