Kindergärten in Krefeld Neue Kita erinnert an ein Vogelnest

Kliedbruch · Im November soll der Kita-Neubau am Appellweg fertig werden. 6,5 Millionen Euro werden investiert.

 Vor der Baustelle der neuen Kita am Appellweg (v.l.):  Die Architekten Bettina Kempen und Martin Kleinheyer, OB Frank Meyer sowie die Beigeordneten Markus Schön und Marcus Beyer. 

Vor der Baustelle der neuen Kita am Appellweg (v.l.):  Die Architekten Bettina Kempen und Martin Kleinheyer, OB Frank Meyer sowie die Beigeordneten Markus Schön und Marcus Beyer. 

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

. Im Gebäude riecht es noch nach Holz und feuchtem Esstrich. Doch der Gang durch die teils noch im Rohbau befindlichen Räume lässt schon erahnen, wie schön es die 90 Mädchen und Jungen – davon zehn mit Inklusionsbedarf – haben werden, die hier in wenigen Monaten viel Platz zum Toben, Spielen, Singen und Basteln vorfinden: Am Appellweg, gleich gegenüber der Hubert-Houben-Kampfbahn, entsteht eine sechsgruppige Kindertageseinrichtung, die alles andere ist als ein bloßer Zweckbau.

Architektin Bettina Kempen kann an diesem Morgen wichtige Besucher auf der Baustelle begrüßen. Oberbürgermeister Frank Meyer und seine Beigeordneten Marcus Beyer und Markus Schön wollen die 6,5-Millionen-Euro-Investition der Öffentlichkeit vorstellen. Und geraten nach kurzer Zeit selbst ins Schwärmen über die nachhaltige Holz-Modulbauweise, über die begrünten Dächer, über den üppigen Außenspielbereich von mehr als 2600 Quadratmetern, über die mit Markisen vor Sonne und Regen geschützen beiden Innenhöfe.

In fünf Jahren mehr als 800
neue Kita-Plätze geschaffen

„In den vergangenen fünf Jahren wurden in Krefeld mehr als 800 Kita-Plätze neu geschaffen“, hebt der Oberbürgermeister hervor. Und lässt kurz danach den Wahlkämpfer Meyer zu Wort kommen: Erst vor wenigen Tagen habe er gelesen, „dass wir in den Stadtteilen nichts tun. Hier ist das lebendige Gegenbeispiel“. Denn am Appellweg entstehe nicht nur eine neue Kindertagesstätte, sondern auch die für den Stadtteil prägende Houben-Kampfbahn auf der anderen Straßenseite werde für 3,3 Millionen Euro saniert. Wie Markus Schön ergänzt, sei dafür das Jahr 2022 angedacht. Ein Planentwurf der Architekten ist in Arbeit. Schon in diesem August gebe es einen zweiten vorbereitenden Workshop mit Nutzergruppen.

Doch zurück in den Kindergarten. Er entsteht auf dem 4600 Quadratmeter großen Gelände, auf dem sich früher ein Vereinshaus und eine Turnhalle befanden. Dieser „Schandfleck“ sei beseitigt worden, hält Meyer fest. Er räumt aber auch ein, dass der Standort in der Planungsphase nicht unumstritten gewesen sei.

Die wohl größte Besonderheit der Kita ist derzeit noch gar nicht zu sehen: Eine vorgestellte Stahlkonstruktion im Obergeschoss mit Balkonen und Außentreppen wird nach der Fertigstellung ein wenig an ein Vogelnest erinnern. „Oft höre ich die Frage: Fallen die Kinder da nicht runter?“, berichtet die Architektin und schmunzelt. Doch sie kann beruhigen: Ein Edelstahl-Gewebenetz auf der Innenseite wird die Kleinen schützen. In diesem „Nest“ werden sie in Zukunft auch Vogelhäuschen aus Holz vorfinden. Dann könnten sie den Tieren im Winter Futter geben und den Flugverkehr beobachten, berichtet Kempen. Noch auf der Baustelle regt Markus Schön zusätzlich noch Insektenhotels an.

Eine weitere Besonderheit ist die mögliche multifunktionale Nutzung. Es gibt im Hauptgebäude einen Mehrzweckraum und einen nach oben offen Bistro-Bereich. Nimmt man die mobile Wand dazwischen weg, entsteht ein 200 Quadratmeter großer Veranstaltungssaal, der auch von Gruppen außerhalb des Kindergartens genutzt werden kann – etwa für Weihnachtsfeiern von Vereinen. Die Treppe nach oben kann dann zur Tribüne werden. Und auch eine mögliche Nutzung der Einrichtung als Familienzentrum mit abgeschlossenem Beratungsbereich ist mit eingeplant worden. Betreiber wird der Deutsche Kinderschutzbund.

Hinter dem Hauptgebäude an der Straßenfront, in dem sich im Obergeschoss die Gruppenräume für die älteren Kinder befinden, gibt es zwei weitere reine Gruppenhäuser. Hier werden je zwei Gruppen mit kleineren Kindern untergebracht. Unterschiedliche Farben der einzelnen Bereiche sollen für eine leichte Orientierung sorgen. Auch Therapieräume sind im Haus vorhanden. Die Nutzfläche beträgt insgesamt 1236 Quadratmeter.

 Bettina Kempen und ihr Partner Martin Kleinheyer haben bei der Planung die „Kinderbrille“ aufgesetzt und an viele Details gedacht. So gibt es etwa eine Art Schleuse vom Außen- in den Innenbereich, damit schmutzige kleine Gummistiefel nicht auf dem direkten Weg in den Gruppenraum marschieren. Und überall sind Fenster als Durchblicke eingebaut, sei es nun von oben ins Bistro oder von einem Gruppenraum in den anderen.

25 Mitarbeitende wird es in der Kita geben. Auch für sie ist an großzügige Aufenthaltsräume mit Teeküche und Terrasse gedacht. Wie Kempen berichtet, habe der Kinderschutzbund überraschend schnell das notwendige Personal gefunden. Keine Selbstverständlichkeit, denn auch im Kita-Bereich gebe es einen Kampf um die besten Leute, berichtet Frank Meyer.

Die Fertigstellung der Tagesstätte ist für Ende November geplant. Im Dezember oder Januar kann sie in Betrieb gehen.

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